Nach einem unerwartet spannenden Rennen hat sich bei der Eliteklasse der Herren Favorit Manuel Fumic durchgesetzt. Der Kirchheimer Cannondale-Profi setzte sich nach 30,6 Kilometern in 1:23:27 Stunden eine Sekunde vor Georg Egger aus Aichen und zwei Sekunden vor Ben Zwiehoff aus Essen durch. Auf dem 4,2 Kilometer langen Kurs „Bomb Trail“ in St. Ingbert entwickelte sich ein Rennen, das bis zum Schluss offen war. Damit hatte man aufgrund der Favoritenstellung von Titelverteidiger Manuel Fumic so nicht gerechnet.
„Der Kurs ist so beschaffen, dass man hier nur schwer eine Lücke reißen kann. Deshalb war mein Plan die Jungs erst mal machen zu lassen und ihnen die Creme vom Kuchen zu nehmen“, erklärte Fumic seine Strategie. Das hieß für den 36-Jährigen sich nicht in Positionskämpfe verwickeln zu lassen, sondern zu beobachten, wie sich Ben Zwiehoff (Bergamont) Georg Egger (Lexware) und Martin Gluth (Silverback-OMX) aus Freiburg immer wieder gegenseitig attackierten.„Drei Runden vor Schluss habe ich gemerkt, dass unser Tempo langsamer wurde und habe mich nach vorne gesetzt“, erklärte Fumic.
Das war auch eine Phase, in der Ex-Meister Markus Schulte-Lünzum (Haltern) bis auf 10 Sekunden heranfahren konnte. Doch als Fumic das Tempo verschärfte, war Schulte-Lünzum chancenlos.
Georg Egger blieb an Fumic’ Hinterrad. Ben Zwiehoff verlor den Anschluss, hatte zehn Sekunden Rückstand und Gluth fuhr noch ein paar Sekunden weiter dahinter. Doch Fumic taktierte, so dass Zwiehoff noch mal aufschließen konnte. Gemeinsam gingen sie auf die letzten 1,5 Kilometer.
„Ich bin dann einfach von vorne gefahren und habe Georg ein paar Meter hinter mir gehalten“, erklärte Fumic wie er sich seinen insgesamt fünften Titel sichern konnte. „Es ist was Schönes den Titel zu verteidigen, das ist mir bisher noch nie gelungen. Jetzt bin ich froh, dass ich das Trikot behalten darf.“
Damenrennen: Souveräne Brandau
Bei den Frauen hat sich Elisabeth Brandau zum ersten Mal in ihrer Karriere den Cross-Country-Titel geholt. Die 32-Jährige aus Schönaich gewann in St. Ingbert das Rennen über 26,4 Kilometer mit 52 Sekunden Vorsprung auf Adelheid Morath aus Freiburg und genau drei Minuten vor Nadine Rieder aus Sonthofen. Olympiasiegerin Sabine Spitz gab an fünfter Stelle liegend wegen Rückenbeschwerden auf.
Elisabeth Brandau ist ihrer Favoriten-Stellung gerecht geworden. Nach ihren starken Weltcup-Resultaten im Frühjahr ging die Deutsche Meisterin im Cyclo-Cross als Nummer eins ins Rennen und übernahm sofort die Führung, gefolgt von Nadine Rieder und Adelheid Morath.
Doch bereits in der ersten Runde rutschte Nadine Rieder vor einem Doppel-Sprung aus dem Pedal, stürzte beinahe und öffnete dadurch eine Lücke zu Brandau, weil Morath nicht vorbei kam. „Ich habe das nicht bemerkt“, sagte Brandau, „ich bin einfach mein Ding gefahren.“ In der dritten Runde betrug der Abstand bereits 30 Sekunden und so blieb es auch ziemlich lange. Erst in den letzten beiden von sechs Runden auf der 4,2 Kilometer langen „Bomb Trail“-Strecke wuchs der Abstand noch mal an.
„Ich habe mich von der vielen Reiserei ziemlich müde gefühlt, jetzt brauche ich erst mal eine Pause“, meinte Brandau, bevor ihr die Vierte, Hanna Klein aus Freiburg (+3:49) auf die Schulter klopfte. „Hey, freu’ dich, du bist Deutsche Meisterin.“
Sabine Spitz kämpfte mit den Folgen ihres Sturzes vom Weltcup im Val di Sole. Ein Rückenmuskel ist völlig verhärtet. „Es reißt einfach ständig und zieht bis in den Arm hinunter. Auf dieser Strecke mit den vielen Schlägen war das zusätzlich schwierig, es ging einfach nicht“, sagte sie Kopf schüttelnd, nachdem sie das Rennen etwa zur Hälfte, an fünfter Stelle fahrend, vorzeitig beendet hatte.
Adelheid Morath, die aufgrund von Verletzungen erst ihr zweites Cross-Country-Rennen in diesem Jahr bestritten hatte, war mit ihrem Ergebnis zufrieden. „Ich habe versucht das sicher durchzuziehen und bin happy über Silber. Lisa hat diese Saison super Leistungen gezeigt und hat sich das Meistertrikot verdient“, kommentierte Morath.
Für Nadine Rieder war es die erste DM-Medaille seit der U17.
Max Brandl verteidigt U23-Titel
Der Freiburger Max Brandl hat seinen Meister-Titel in der U23-Kategorie verteidigt. Der Lexware-Fahrer gewann in 1:12:03 Stunden mit 45 Sekunden Vorsprung auf seine Teamkollegen Luca Schwarzbauer und Vinzent Dorn (+0:50).
Von Beginn an dominierte die Equipe aus Kirchzarten das Geschehen an der Spitze des Rennens über 26,4 Kilometer. In Runde eins war Niklas Schehl noch Mitglied einer Fünfer-Gruppe, die von Max Brandl jedoch in der zweiten Runde gesprengt wurde. „Ich wollte die Gruppe verkleinern“, so Brandl. Das gelang auch sofort. Nur Luca Schwarzbauer konnte im Anstieg folgen, doch der Nürtinger verlor in der folgenden technischen Passage auch den Anschluss. Brandl geriet allerdings nie in Gefahr seinen Vorsprung zu verlieren und siegte letztlich souverän.
„Es ist wunderschön den Titel zu verteidigen. Das ist vielleicht sogar ein wenig schwerer als ihn das erste Mal zu gewinnen. Dass wir auf den ersten vier Plätzen Lexware-Fahrer haben, ist natürlich super und unterstreicht die tolle Arbeit, die Daniel Berhe mit dem Team macht“, kommentierte Brandl.
Ronja Eibl gewinnt U23-Rennen bei den Frauen
In der Klasse der U23 Frauen hat Ronja Eibl aus Grosselfingen den Titel geholt. Eibl bezwang Lokalmatadorin Kim Anika Ames aus Hirzweiler mit 45 Sekunden Vorsprung, während sich Antonia Daubermann (Gessertshausen) mit 3:02 Minuten Abstand die Bronze-Medaille sichern konnte.
Ronja Eibl setzte sich gleich an die Spitze des U23-Feldes, das zwei Minuten nach den Damen gestartet war. Die 18-Jährige von der Schwäbischen Alb legte ein hohes Tempo vor und war praktisch gleich schnell unterwegs war wie Elisabeth Brandau bei den Damen. „Ich habe mich heute eigentlich nicht so gut gefühlt, aber ich freue mich natürlich über meinen ersten Titel“, sagte die neue Meisterin.
Kim Anika Ames war überwältigt von ihrer Silbermedaille. „Die Stimmung war mega, die Familie, mein Verein, alle waren da. Ich wusste gar nicht, was ich mir hier erwarten kann, weil ich ja normal Marathon fahre. Silber, das ist Wahnsinn, unglaublich“, so die Medizinstudium aus dem Saarland.
Bronze ging an Antonia Daubermann, die ihre zwei Jahre jüngere Schwester Leonie in der letzten Runde noch überholen konnte. Leonie Daubermann hatte im letzten Drittel des Rennens Probleme mit der Atmung, war bis dahin aber ihr bestes Saisonrennen gefahren. „Klar, Platz drei ist nicht das, was ich eigentlich will. Aber unter den Umständen konnte ich nicht mehr herausholen.“
Leon Kaiser bei den Junioren vorn
Im Junioren-Rennen holte sich der Monheimer Leon Reinhard Kaiser vom Team Bulls das Meister-Jersey. Kaiser bezwang Moritz Schäb vom TGV Schotten und den St. Ingberter Lokalmatadoren Lars Hemmerling.
Leon Kaiser begann das Rennen geplant offensiv, um möglichst schnell eine Spitzengruppe zu etablieren. „Das hat auch gut geklappt“, meinte er im Ziel. Tatsächlich tat sich bereits in Runde zwei eine 30-Sekunden-Lücke zu Rang vier auf. Kaiser, Moritz Schäb (HWG Gedern) und Lars Hemmerling (Lexware) bildeten ein Spitzentrio, aus dem Hemmerling aber zurückfiel.
Am letzten Anstieg ließ Kaiser seinen Begleiter stehen und siegte mit zwölf Sekunden Vorsprung vor Schäb. „Das Trikot bedeutet mir sehr viel. Diese Saison ist bisher sehr gut gelaufen und jeder hat mich als Favoriten gesehen. Da war schon mehr Druck da, aber es hat mich auch motiviert. Im ersten Jahr beim Team Bulls gleich Meister zu werden, besser geht es nicht“, kommentierte Kaiser.
Koch gewinnt Titelkampf der Juniorinnen
Im Rennen der Juniorinnen hat sich bei der DM in St. Ingbert Titelverteidigerin Franziska Koch aus Mettmann durchgesetzt. Koch gewann in 1:00:58 Stunden mit 2:49 Minuten Vorsprung auf Emma Eydt (Queidersbach) und 4:18 Minuten vor Leonie Fend aus Peiting. Franziska Koch zog sehr früh auf und davon und fuhr bald in das Feld der zwei Minuten vorher gestarteten U23-Fahrerinnen hinein.
„Die Beine waren top und ich habe einen guten Rhythmus gefunden. Ich war wie im Tunnel und bei der Strecke macht das Spaß“, kommentierte Koch ihren insgesamt vierten Titelgewinn auf dem Mountainbike.
zum Bild: die Deutschen Meisterinnen 2018: Ronja Eibl (U23/links), Elisabeth Brandau (Elite/mitte) und Franziska Koch (Juniorinnen/rechts)