Dass er auch bei der kommenden Europameisterschaft in Plovdiv (11.-15. November) erfolgreich abschneiden wird, daran zweifelt niemand. Doch Levys EM-Start hätte sich beinahe nicht realisieren lassen, weil der BDR wegen der Corona-Pandemie den Start der Nationalmannschaft in Bulgarien abgesagt hatte. „Wir haben eine Verantwortung gegenüber unseren Athletinnen und Athleten, die Gesundheit geht einfach vor,“ sagt Sportdirektor Patrick Moster. Die meisten Kaderathleten gehören Sportfördergruppe der Bundeswehr oder Bundespolizei an und werden durch öffentliche Gelder finanziert. Darum tragen sie die Entscheidung des Verbandes mit, auch wenn die meisten von ihnen sich gern noch einmal einem Wettkampf gestellt hätten.
Maximilian Levy ist der einzige Athlet aus dem EM-Kader, der keiner Fördergruppe angehört und deshalb kann er mit einer Ausnahmegenehmigung fahren. „Ich brauche diesen Höhepunkt. Mir wird es helfen, einen Abschluss unter dieses verkorkste Jahr zu finden“, sagte Levy, nachdem die Entscheidung gefallen war, dass er an der EM teilnehmen kann.
Zusammen mit seinem Teamchef Michael Hübner und einem Physiotherapeuten fliegt er heute von Berlin über Warschau nach Sofia und dann weiter mit dem Auto nach Plovdiv. Der Direktflug nach Sofia wurde von der Fluggesellschaft gecancelt, nachdem Bulgarien zum Hochrisikogebiet erklärt wurde. Levy und sein Team halten sich auf ihrer Reise an alle Vorgaben, die der Europäische Radsportverband, der Veranstalter und das Land Bulgarien vorgibt. „Die Bestimmungen habe ich genau studiert und werde mich daranhalten,“ sagt Levy. Denn trotz EM-Teilnahme will der dreifache Familienvater kein Risiko eingehen. Und er übernimmt für die Reise nach Plovdiv die alleinige eigene Verantwortung, musste auch einige organisatorische Dinge selbst regeln, wie das Buchen der Flüge.
Dennoch findet Levy, dass der Aufwand sich lohnen wird. „Ich habe keine Angst, aber Respekt vor dem Virus. Und ich möchte unbedingt bei dieser EM starten. Darauf freue ich mich“, sagt er und macht eine klare Ansage über seine Ziele: „Ich will um die Medaillen kämpfen.“ Im Sprint und im Keirin wird er am Freitag und Samstag an den Start gehen. Ob er danach noch im 1000 Meter Zeitfahren dabei sein wird, hat er bislang noch nicht entschieden und wird auch vom Verlauf des Turniers abhängen. Seinen letzten EM-Titel feierte Levy 2017 im Keirin.
Dass Levy aus materiellen Beweggründen nach Plovdiv fährt, wie einige vermuteten, darüber kann der Cottbuser nur müde lächeln. „Für einen EM-Titel gibt es 730 Euro Preisgeld. Deswegen nehme ich das alles sicherlich nicht auf mich.“
Programmhinweis:
Am kommenden Sonntag (15. November) wird die ARD Sportschau (18.00 Uhr) einen Beitrag über Maximilian Levys Tripp nach Bulgarien senden.