Weniger Automatismen – mehr Spannung
Die Radballer träumen immer von ganz großen Events. Vor ein paar tausend Zuschauern in einem ausverkauften Sportpalast. Das trifft auf jede WM zu, doch auch die kleine Lösung erweist sich häufig als praktikabel.

Am dritten Bundesliga-Spieltag musste der Deutsche Meister und Vize-Weltmeister SV Eberstadt nach Klein-Gerau ausweichen, das bedeutete natürlich weniger Publikum, aber dennoch hochklassigen Sport. Während bei der Parallel-Runde in Ehrenberg die bekannt elektrisierende Stimmung herrschte, obgleich die Halle im Altenburger Land auch Zusammenrücken fordert. Dafür ließ es ausgerechnet der Altmeister krachen. Zwölf Punkte bedeuten für Gärtringen Platz 1 in der Tabelle, eine eindrucksvolle Rückkehr an den Platz an der Sonne. „Ja, das haben wir sauber rausgespielt, die hier wie immer gute Atmosphäre hat auch gestimmt“, so Matthias König, der mit seinem Partner Uwe Berner 2010 den WM-Titel in Stuttgart – vor 6000 losgelösten Zuschauerngewonnen hatte. Doch anschließend mussten die Schwaben durch manches Tal. Aber man hat sich, mit neuem Coach, erneut positioniert. Ohne auf den Putz zu hauen. „Gegen Obernfeld ging es schwer – und bis Mitte der zweiten Halbzeit war alles offen“ (König). Die Brüder Kopp, bisher verlustpunktfreier Spitzenreiter, büßten erstmals Terrain ein.Ein Indiz für die junge Saison. „Bei hoher Leistungsdichte kann sich alles schnell verschieben“, beschreibt das Darmstädter Echo die aktuelle Konstellation. Beim Eberstädter Heimspiel in fremder Halle meldete sich Ginsheim mit neun Punkten zurück. Anwärter auf das Final V im Herbst? Nein, Coach Karl-Heinz Müller lässt die Kirche im Dorf. Es gehe weiter gegen den Abstieg, dabei hatten Roman Müller und Partner Florian Reichert gerade die WM-Zweiten (4:3) abserviert. Verkehrte Welt? Eher typische Radball-Realitäten. Das Team Rossbaum, 2013 auf dem WM-Podium in Basel, mit Kombinationen fast à la Barcelonas tica tica, muss (viel) kürzer treten. Marco Rossmann arbeitet beim BDR, freie Wochenende sind rar, Jens Krichbaum saniert sein Haus aus dem Jahr 1920. Das Resultat: selbst gegen Zscherben und Aufsteiger Stein II wurde gebangt und nur hauchdünn gewonnenjedoch auch ein Indiz mehr für die zunehmende Ausgeglichenheit.„Die Automatismen fehlen, die Kraft lässt nach. Früher wusste man genau, wohin der Ball soll…“ erläutert Marco Rossmann die Auswirkungen ihres Light-Pensums. „Wir können dem Gegner nicht mehr unser Spiel aufdrängen“, konstatiert er. Und auch der Partner glaubt, dass die Saison noch weit schwieriger wird. „Derzeit leben wir von der Form des letzten Jahres mit sechs Trainingseinheiten pro Woche. Nun unterlaufen Fehler, die nicht vorkommen, wenn man voll im Saft steht.“ Noch ein Grund: Rossmann, Jugendsekretär des Verbandes, spürt kritische Blicke in seine Richtung. Dass es unziemlich sei, wenn er in seiner Position noch aktiv die Rosshaarkugel im gegnerischen Kasten versenken wolle. Unter dem Strich steht die Spannung. In Klein-Gerau bestätigte Pokalsieger Stein (Bernd & Gerhard Mlady), dass man 2014 ganz oben mitmischt, obgleich Bernd Mladyselbstkritischeigene Fehler konstatiert. Der „Respekt“ vor den Großen bremse nach wie vor, die Chancenauswertung bleibt verbesserungsfähig. Auf ein Neues in der Woche vor Ostern in Stein und Ginsheim, vorher beschert der erste Weltcup am 5. April in Kostheim internationales Kräftemessen. U.a. mit den Schweizer Weltmeistern von 2012 (Planzer/Schneider), André und Manuel Kopp sowie den Eberstädtern. Aber wie oft können Marco und Jens vorher den Passwirbel simulieren?

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