Vogel und Welte Doppelweltmeisterin

Mit der überraschenden Goldmedaille der Madison-Paarung Roger Kluge und Theo Reinhardt (beide Berlin) endeten heute die Bahn-Weltmeisterschaften im niederländischen Apeldoorn. Das Duo überzeugte mit seiner offensiven Fahrweise und wurde mit dem WM-Titel belohnt. Es ist die erste Goldmedaille im Madison für den BDR seit 18 Jahren.

Kristina Vogel und Miriam Welte haben die Bahn-Weltmeisterschaften im niederländischen Apeldoorn mit jeweils zwei Goldmedaillen beendet. Zusammen mit Pauline Grabosch gewannen sie Gold im Teamsprint der Frauen und außerdem Gold im Sprint (Vogel) und 500-m-Zeitfahren (Welte). Pauline Grabosch erkämpfte sich außerdem Bronze im Sprint, Maximilian Levy war als Dritter im Keirin erfolgreich. Insgesamt hat der Bund Deutscher Radfahrer in 16 der 20 WM-Disziplinen besser oder wenigstens genauso gut abgeschnitten wie 2017.

Kristina Vogel hat im Keirin-Finale das Podium verpasst und den Rekord der Australierin Anna Meares nicht gebrochen. Doch das nahm die Ausnahme-Athletin aus Erfurt gelassen. „Das ist Keirin. Ich hatte eine ungünstige Ausgangsposition, Startposition fünf gezogen und die Holländerinnen haben versucht mich auszubremsen. Es war klar, dass es ein hartes Rennen wird. Ich würde lügen, wenn ich sagen würde, dass ich nicht gern gewonnen hätte, aber ich habe hier meine zehnte und elfte Goldmedaille gewonnen. Darauf kann ich stolz sein. Im nächsten Jahr in Polen werde ich wieder antreten“, sagte sie im Ziel.

BDR-Präsident Rudolf Scharping freute sich über den Erfolg in Apeldoorn: „Kristina Vogel und Miriam Welte, aber auch die junge Pauline Grabosch sind wunderbare Sportlerinnen.  Ihre Leistungen in Apeldoorn waren sensationell und werden dem Radsport, nicht nur dem Bahnradsport, zu Glaubwürdigkeit und Ansehen verhelfen. Mein Glückwunsch geht natürlich auch an die Weltmeister Roger Kluge und Theo Reinhardt und an Bronzemedaillengewinner Maximilian Levy. Sie alle haben den deutschen Radsport in den Niederlanden erfolgreich vertreten.“

Mit vier Gold- und zwei Bronzemedaillen trat der Bund Deutscher Radfahrer die Heimreise von den Bahn-Weltmeisterschaften in Apeldoorn an. Das waren zwei Siege mehr als im letzten Jahr in Hongkong.

Miriam Welte holte in ihrer Spezialdisziplin, dem 500-m-Zeitfahren, ihren zweiten WM-Titel nach 2014 und ihren sechsten insgesamt. Im Finale hatte die Pfälzerin noch den Zeitfahrlenker gegen den Sprintlenker getauscht und war damit noch schneller unterwegs und holte Gold. „Nach dem Gold im Teamsprint wollte ich unbedingt den Einzeltitel und bin total happy,“ strahlte die 31-Jährige nach der Siegerehrung.

Die Dritte im Bunde, die erst 20-jährige Pauline Grabosch, gewann ebenfalls Gold im Teamsprint und Bronze im Einzelsprint. Im 500-m-Zeitfahren verpasste die EM-Zweite von Berlin Bronze nur um drei Tausendstel Sekunden.  Doch ihr vierter Platz war aller Ehren wert. Ihr gehört die Zukunft.

Einen starken Auftritt bot auch der Cottbuser Maximilian Levy, der nach Bronze im Keirin auch in der Königsdisziplin Sprint um die Medaillen fuhr, im kleinen Finale aber knapp am Franzosen Sebastien Vigier scheiterte und Vierter wurde. Es war das erste Mal, dass Levy in einem WM-Finale stand, nur bei den Olympischen Spielen von Peking, 2008, gelang ihm eine ähnliche Leistung. „Ich habe mich mit viel Energie ins Halbfinale gekämpft und getan was ich konnte,“ sagte der 30-Jährige.

Im Teamsprint reichte es diesmal nur zum fünften Platz. Bundestrainer Detlef Uibel wird nach der Rückkehr von Stefan Bötticher weiter daran arbeiten, die einzelnen Positionen optimal zu besetzen, damit es auch in diesem Bereich wieder Medaillen zu feiern gibt. Den letzten WM-Titel gewann das sonst so erfolgsverwöhnte Sprinter-Trio 2013, die letzte Medaille gewannen sie 2014 mit WM-Silber.  Joachim Eilers (Chemnitz), Keirin- und Zeitfahr-Weltmeister 2016, trat am Sonntag zum Zeitfahren nicht mehr an, weil sich sein grippaler Infekt verschlimmert hatte, an dem er schon die ganze WM-Woche litt. Der zweite deutsche Starter, Eric Engler (Chemnitz), im Oktober EM-Vierter in Berlin, belegte im Kampf gegen die besten Sprinter der Welt einen bemerkenswerten fünften Platz.

Im Ausdauerbereich waren es neben dem überragenden Madison Duo Kluge/Reinhardt vor allem die Verfolger, die Akzente setzten und bewiesen, dass der für die Olympischen Spiele in Tokio eingeschlagene Weg der richtige ist. Beide Quartette fuhren in Apeldoorn neue deutsche Rekorde, der Männervierer belegte Platz vier, im kleinen Finale knapp geschlagen von Europameister Italien; die Frauen erreichten Platz fünf. Lisa Brennauer fuhr später in der Einerverfolgung um Bronze, was sie nur knapp verpasste. „Ich freue mich aber sehr über diesen vierten Platz. Damit hatte ich vor diesen Weltmeisterschaften niemals gerechnet“, sagte die Straßen-Zeitfahr-Weltmeisterin von 2014, die nun mit „viel Rückenwind und großer Motivation“ in die Straßensaison startet. Auf ihre Leistungen auf der Bahn will Bundestrainer André Korff, auch mit Blick auf die Olympia-Qualifikationen, nicht verzichten. Wie genau es weitergeht, darüber will man in Kürze Gespräche führen.

Auch in der 4000-m-Einerverfolgung haben die beiden deutschen Starter Felix Groß (Leipzig) und Kersten Thiele (Göttingen) eine starke Leistung gezeigt und die Plätze fünf und sechs belegt. Der erst 19-jährige Felix Groß verbesserte seine persönliche Bestleistung um acht Sekunden. „Ich hätte vor diesem Rennen nie gedacht, dass ich eine 4:15er Zeit fahre. Das war erst mein zweites Verfolgerrennen in der Eliteklasse überhaupt. Es war ein souveräner Lauf für mich“, kommentierte der Leipziger seine Leistung.

Zufrieden war auch Charlotte Becker aus Berlin, die am Schlusstag dieser Weltmeisterschaft wie im Vorjahr im Punktefahren der Frauen Rang fünf belegte.

Den stärksten Auftritt lieferten Roger Kluge und Theo Reinhardt im letzten Wettbewerb dieser Bahn-Weltmeisterschaften, dem Madison. Das Berliner Duo agierte sehr offensiv und hielt die Konkurrenz mit viel Rennübersicht auf Distanz und wurde dafür mit der Goldmedaille belohnt! (Text folgt).

Nicht zufrieden war der BDR dagegen mit den Ergebnissen in anderen Ausdauerbereichen wie dem Omnium oder dem Madison der Frauen. „Hier werden wir an Strukturen arbeiten müssen“, sagt BDR-Sportdirektor Patrick Moster, der aber auch anmerkte, „dass Apeldoorn nur eine Zwischenstation war, eine kleine Standortbestimmung in Richtung Olympia-Qualifikation.“ In den kommenden Monaten will man intensiv arbeiten, um ab Sommer bei den ersten Wettbewerben, bei denen die ersten Qualifikationspunkte für die Olympischen Spiele vergeben werden, in der ersten Liga mitzuspielen. „Wir haben in Apeldoorn gezeigt, dass wir zur erweiterten Weltspitze gehören. Unsere Stärken gilt es weiter zu festigen und an Schwachstellen intensiv und teilweise auch mit neuen Strukturen zu arbeiten“, so der Sportdirektor. Der Countdown für Tokio hat beginnen. Apeldoorn hat ein erstes Signal gesetzt.

(Hinweis an die Redaktionen: es folgt später noch ein eigener Text zum Madison-Finale!!!)

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