Generationen von Rennfahrern haben sich die Zähne ausgebissen. Am 21. Oktober 1999 stellte Robert Bartko bei der WM in Berlin in der Qualifikation der 4000-Meter-Einerverfolgung in 4:18,188 Minuten einen deutschen Rekord auf. Fast 16 Jahre hielt die Bestmarke des zweifachen Olympiasiegers aus Potsdam – bis zum 5. Oktober 2015. Dann kam bei der Herbstüberprüfung der deutschen Verfolger in Frankfurt (Oder) Domenic Weinstein. Und der verbesserte den deutschen Rekord auf 4:17,417 Minuten.
„Domenic Weinstein ist eines der größten Talente, die wir haben. Er ist noch lange nicht am Ende seiner Entwicklung. Er ist ein richtiger Verfolger und Zeitfahrer, ein richtiger Tempobolzer mit einem Riesen-Motor. Er hat Druck bis zum geht nicht mehr“ , lobt Bundestrainer Sven Meyer den neuen deutschen Rekordhalter, in dessen Sog sich auch andere Fahrer erheblich steigerten. Henning Bommel (Berlin), Weinsteins Teamkollege beim rad-net ROSE-Team, der sich jahrelang an der Marke von 4:30 Minuten die Zähne ausbiss, fuhr 4:22,694 Minuten.
Den Vogel schoss indes Weinstein ab, der mit seinem Rekord nun auch einer der Podiumsanwärter bei der Europameisterschaft in Grenchen ist. „Die letzten Trainingseinheiten hatten gezeigt, dass ich auf einem guten Weg bin. Als Zielzeit hatte ich eine 4:18 angepeilt. Dann lief es sogar noch etwas besser. Mit der Zeit bin ich gut dabei und kann vielleicht auf Medaillenkurs fahren“, sagt der Sportsoldat aus dem rad-net ROSE-Team, der ebenfalls noch weiteres Steigerungspotenzial bei sich sieht. „Es ist sicher noch Luft nach oben. Trainer Sven Meyer macht aber auch einer perfekten Job“, lobt der deutsche Verfolger-Meister von 2014 und 2015 seinen Trainer.
Zunächst steht aber für Weinstein der Vierer auf dem Programm. Zum Auftakt der EM am Mittwoch belegte das deutsche Quartett Platz sechs in der 4000-Meter-Mannschaftsverfolgung. Die Mannschaft mit Henning Bommel (Berlin), Leon Rohde (Wedel), Kersten Thiele (Sinsheim) und Weinstein kam auf 4:02,341 Minuten. Für den Vorjahreszweiten ist aber noch der Lauf um Platz drei am Donnerstag zu erreichen. In der Zwischenrunde fährt die Mannschaft von Bundestrainer Sven Meyer am Donnerstag zunächst gegen Belgien.
Großes Ziel für Weinstein sind die Olympischen Spiele 2016 in Rio de Janeiro mit dem deutschen Bahnvierer. Nach zwei verpassten Olympia-Teilnahmen liegt das deutsche Flaggschiff klar auf Kurs Brasilien. „Das Niveau bei uns ist schon sehr hoch. Wir haben im Moment acht Fahrer und alle haben ihre Chance. Es gibt aber momentan keinen Grund, warum es mit Rio für mich nicht klappen sollte. Olympia ist fmein großes Ziel, das ich ständig vor Augen habe“, sagt der 21-Jährige, der in Unterbaldingen bei Bad Dürrheim lebt.
Mit Nils Schomber (Neuss) und Leon Rohde (Wedel) fuhr Weinstein schon als Junior zusammen im Vierer. „Auch deshalb ist der Vierer etwas ganz besonderes, jeder kennt jeden, es geht sehr familiär bei uns zu, wir gehen zusammen durch dick und dünn“, sagt Weinstein. Das Tal der Tränen scheint aber endgültig durchschritten – im Vierer und nach 16 Jahren dank Domenic Weinstein auch in der Einerverfolgung.