Nur ein Jahr nach den Titelkämpfen auf dem Sachsenring trifft sich Deutschlands Radsportelite erneut in Hohenstein-Ernstthal. Wegen der Corona-Krise mussten die Meisterschaften in Stuttgart abgesagt werden und Dietmar Lohr und sein Team vom Verein Internationales Radrennen Rund um den Sachsenring springen erneut ein und organisieren gemeinsam mit dem BDR die Titelrennen für Männer und Frauen. Diesmal bleibt das Peloton aber auf dem Ring und fährt keine Schleife außerhalb.
Der 3,5 km lange Rundkurs ist topografisch recht anspruchsvoll und keinesfalls ein „Rundstreckenrennen“, auch wenn die gefahrene Runde kleiner ist als sonst üblich. Die Frauen werden 98 Kilometer (28 Runden) absolvieren (Start um 8:00 Uhr), die Männer (Start um 11:15 Uhr) fahren 48 Runden (168 km), was insgesamt ca 2000 Höhenmetern entspricht.
Für das Frauenrennen hat sich fast komplette deutsche Spitzenklasse angesagt, auch wenn für einige von ihnen direkt im Anschluss Reisestrapazen nach Plouay zu den Europameisterschaften anstehen, die montags nach den Titelkämpfen mit dem Einzelzeitfahren aller Rennklassen beginnen. Die deutsche Meisterin Lisa Brennauer will in jedem Fall am Sachsenring starten und ihren Titel verteidigen. „Es war echt schade, dass ich das Trikot wegen Corona so wenig zeigen konnte, aber jedes Mal, wenn ich es aus dem Schrank holte, und zum Training aufgebrochen bin, war es für mich eine große Motivation“, sagt die Allgäuerin, die in guter Form antreten wird.
Bei den Männern stand Titelverteidiger Maximilian Schachmann ganz oben in der Liste der Favoriten, doch am Samstag stürzte der Berliner bei der Lombardei-Rundfahrt, als ein Privat-PKW plötzlich auf die Strecke fuhr und Schachmann nicht mehr ausweichen konnte. Dabei erlitt der 26-Jährige einen Schlüsselbeinbruch. Auch Emanuel Buchmann, der am selben Tag in der Dauphiné-Rundfahrt zu Fall kam, kuriert seine Sturzverletzungen aus. Beide sind aber nach wie vor für die Meisterschaft gemeldet. Tour-Starter Lennard Kämna, der am letzten Samstag in der Dauphiné Libéré einen Etappensieg feierte, kommt nach Sachsen, genau wie Schachmanns Vorgänger, Lokalmatador Marcus Burkhardt (Meister 2017) und Pascal Ackermann (2018). „Wir wollen den Titel in unseren Reihen behalten“, macht Ackermann die Ambitionen seines Teams deutlich.
„Für uns ist es eine Ehrensache, bei nationalen Meisterschaften zu starten“, sagt Boras Teamchef Ralph Denk, der die Sicherheitsbestimmungen am Ring begrüßt. Alle Fahrer und deren Betreuer müssen einen negativen Corana-Test nachweisen, sonst dürfen sie nicht starten.
„Der Bund Deutscher Radfahrer ist froh, dass wir die Meisterschaft trotz Corona-Pandemie durchführen können. Mit Dietmar Lohr und seinem Team haben wir wieder einen Top-Partner bei der Ausrichtung der Titelkämpfe. Wir vom BDR haben alles getan, um diese Meisterschaften für alle Fahrer und ihre Teams so sicher wie nur irgendwie möglich zu machen. Darum ist auch der Corona-Test verpflichtend“, sagt Erik Weispfennig, Vize-Präsident im Bund Deutscher Radfahrer.
Die Meisterschaften unterstehen strengen Corona-Regeln. Trotzdem dürfen 999 Zuschauer am Rande der Strecke das Ereignis live mitverfolgen. Auf der Homepage: www.raddm2020.de können noch Tickets für das Event am kommenden Sonntag (23. August) erworben werden. Wer nicht live zum Sachsenring kommen kann: Der MDR überträgt im Rahmen einer Sportsondersendung am Nachmittag, ARD und ZDF berichten in der Sportschau bzw. der Sportreportage über das Ereignis.
Der Startschuss der Frauen (98 km) erfolgt bereits um 8.00 Uhr, die Männer beginnen ihren Titelkampf (168 km) um 11:15 Uhr.
zum Foto: Zieleinlauf vor einem Jahr: Maximilian Schachmann (mitte) siegt vor Marcus Burkhardt (rechts) und Andreas Schillinger. (Foto im Rahmen der DM-Vorberichterstattung kostenfrei)