Täve Schur feiert 90. Geburtstag

Bescheiden ist Täve Schur zeit seines Lebens immer geblieben. Eine Tasse Kaffee trinken und ein Stückchen Kuchen essen will er am Dienstag im engsten Familienkreis. Am 23. Februar feiert der populärste Sportler der ehemaligen DDR seinen 90. Geburtstag in seiner Heimatstadt Heyrothsberge, unweit von Magdeburg gelegen. Die große Feier fällt wegen Corona aus. 

Gustav-Adolf Schur, wie er eigentlich heißt, hat unter seinem Spitznamen „Täve“ Radsportgeschichte geschrieben. Als erster Deutscher gewann er die Weltmeisterschaft der Amateure und die Internationale Friedensfahrt. Bis heute ist er einer der größten Sporthelden, die die ehemalige DDR je hervorbrachte. Neunmal in Folge war Schur „Sportler des Jahres“ in der DDR.

Seine Karriere startete er im Alter von 19 Jahren bei BSG Grün-Rot Magdeburg, 1954 gewann er bei  den DDR-Straßen-Radmeisterschaften seinen ersten nationalen Meistertitel auf der Straße, fünf weitere sollten folgen. 1955 holte er seinen ersten von zwei (1959) Friedensfahrtsiegen. Außerdem gewann er mehrfach die DDR-Rundfahrt, wurde Olympia-Zweiter (1960) und Dritter (1956) mit dem gesamtdeutschen Straßen-Vierer. 1958 holte er in Reims seinen ersten Weltmeistertitel im Einer-Straßenfahren der Amateure, den er ein Jahr später in Zandvoort erfolgreich verteidigte.

Bei der WM 1960 auf dem Sachsenring war Täve Schur der große Favorit, wurde entsprechend von der Konkurrenz bewacht, weshalb er seinem Teamkollegen Bernhard Eckstein den Vortritt ließ und als Zweiter den Zielstrich überquerte. „Klar wollte ich gewinnen“, erinnert er sich, aber sie haben mich nicht fahren lassen, da gab ich Eckstein ein Zeichen, es zu probieren. Und Eckstein lag auf dem Rad wie drei Pfund Brot“, beschreibt er in einer Talkshow den kraftvollen Antritt seines ehemaligen und längst verstorbenen Teamkollegen.  Täve begnügte sich im Ziel mit Platz zwei und wurde zum Jahresende dennoch erneut „Sportler des Jahres.“  Noch heute erkennen ihn die Leute, zum Geburtstag erreichten ihn viele Glückwünsche. „Es macht mich stolz, dass sich die Leute noch so an mich erinnern“, sagt er. Der MDR widmet ihm am Sonntagabend (21.02.) um 20:15 Uhr eine Sondersendung.

Nach seiner aktiven Laufbahn arbeitete der Vater von vier Kindern viele Jahre als Jugendtrainer bei der DHfK Leipzig, und später war er stellvertretender Vorsitzender des DTSB-Bezirksvorstandes Magdeburg.  Zu DDR-Zeiten saß Schur in der Volkskammer. Später zog er für die PDS in den Bundestag ein.

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