Als Bundestrainer Marcel Franz, der für den erkrankten Wolfgang Ruser bei der Straßen-WM einsprang, durchs Ziel fuhr und am Mannschaftsbus zum Stehen kam, kämpfte er mit den Tränen. Es war eine Mischung aus Freude, über die starke Leistung der Mannschaft, vor allem von Paul Fietzke, aber auch Enttäuschung, weil die erhoffte Medaille ausblieb.
„Paul hat unglaublich gekämpft. Als sich die Spitzengruppe im Finale noch einmal auseinanderfuhr, hat er 110 Prozent gegeben und alle Gegner abgehängt. Leider wurde er nicht mit einer Medaille belohnt“, bedauerte Franz im Ziel.
Auch Paul Fietzke sah man die Enttäuschung an. „Klar bin ich erst einmal traurig, aber letztlich kann ich mit meiner Leistung zufrieden sein, zumal ich auch ein wenig erkältet bin und heute früh Halsschmerzen hatte,“ sagte der 18-Jährige.
„Unsere Strategie lag nicht fest, wir haben mehrere Taktiken durchgesprochen. Nur eins war klar, dass wir immer vorn fahren sollten“, so Fietzke. Und das klappte auch zunächst gut. Benedikt Benz zeigte sich vorn, dann fuhr Paul Fietzke mit den Besten mit. Teamkollege Ian Kings, der in der Anfangsphase des Rennens sehr offensiv vorn fuhr, hatte Pech, fiel nach einem Sturz zurück. Fietzke aber konnte sich an der Spitze behaupten.
„Zum Schluss war jeder leer, es war ein Ausscheidungsfahren. Ich konnte zunächst am Berg nicht mehr mitgehen, dann habe ich aber noch mal den Sprung nach vorn geschafft,“ sagte der Cottbuser, der nur um wenige Zentimeter die Bronzemedaille verpasst hatte.
An der Spitze hatte sich im Finale der Italiener Lorenzo Finn abgesetzt und feierte nach 127,2 km den ersten italienischen WM-Titel in der Juniorenklasse seit Diego Ulissi im Jahr 2007. Mit 2:05 Minuten Rückstand wurde der Brite Sebastian Grindley Zweiter, ehe das Trio mit Paul Fietzke um Bronze sprintete.
Stolzer Bundestrainer
In der Regenschlacht des Juniorinnen-Rennens gingen die deutschen Starterinnen am Vormittag leer aus: Caoillin Littbarski-Gray fuhr als 18. über den Zielstrich, Laura Nollau wurde 23. Beide gehörten zu einer Verfolgergruppe, die zweieinhalb Minuten hinter der britischen Siegerin Cat Ferguson ins Ziel kam.
„Ich bin brutal stolz auf meine Mädels,“ sagte Bundestrainer Lucas Schädlich nach dem Rennen. „Sie haben viel aus dem Rennen rausgeholt. Die Kirsche auf der Torte wäre Joelle (Messemer) gewesen, die in der ersten Gruppe fuhr, aber durch einen Sturz zurückfiel. Sie wäre sonst in die Top-Ten gefahren.“
Die deutschen Starterinnen fuhren ein sehr offensives Rennen, zeigten sich mehrfach an der Spitze und versuchten Ausreißergruppen zu initiieren. Wie Joelle Messemer (RSC Linden), die zu einer 15-köpfigen Spitzengruppe gehörte, dann aber über eine vor ihr zu Fall gekommenen Polin stürzte und wertvolle Zeit einbüßte. Diese konnte sie im weiteren Verlauf nicht aufholen und kam als 34. (5:27 Minuten Rückstand) ins Ziel.
Während Caoillin Littbarski Gray (RSC Turbine Erfurt) – „ich hätte nicht gedacht, dass ich so gut dabei bin“ – und Laura Nollau (RSV Chemnitz) – „es war ein extrem hartes Rennen“ – mit ihren Leistungen zufrieden waren, haderte Joelle Messemer mit dem Ergebnis. „Ich hatte mir mehr vorgenommen,“ war der Pechvogel der deutschen Nationalmannschaft enttäuscht.
Und so konnte die Britin Cat Ferguson zwei Tage nach ihrem Triumph im Einzelzeitfahren ihre zweite Goldmedaille feiern. In der Regenschlacht von Zürich sprintete sie vor der Spanierin Paula Ostiz und Zeitfahr-Vize-Weltmeisterin Viktoria Chladonova nach 73,6 Kilometern als Erste ins Ziel.