Die 19-Jährige Hannah Kunz fuhr bei der Vier-Länder-Meisterschaft in Bruchsal, wo die deutschen U23-Fahrerinnen und Fahrer gemeinsam mit Österreich, Luxemburg und der Schweiz ihr Championat austragen, als Vierte und beste Deutsche über den Zielstrich und holte sich damit den DM-Titel. Im letzten Jahr war sie schon Deutsche Straßenmeisterin bei den Juniorinnen.
Zusammen mit einer weiteren deutschen Fahrerin, Jule Märkl (Canyon-Sram Generation), gehörte Kunz zu einer siebenköpfigen Spitzengruppe, die sich nach der Hälfte des um eine Runde verkürzten Rennens absetzen konnte. Die Schweizerin Linda Zanetti (Human Powered Health) fuhr am letzten Hügel der Konkurrenz davon und gewann mit leichtem Vorsprung das 99,5 km lange Rennen. Kunz genügte Rang vier zur Eroberung des deutschen Meistertitels. Jule Märkl konnte sich die Silbermedaille sichern. Bronze ging an Seana Littbarski-Gray (LKT-Team), die im Sprint des Hauptfeldes Tageszehnte wurde.
Für Kunz war es ein wichtiger Erfolg in ihrer noch jungen Karriere. Nachdem sie im letzten Jahr als Juniorenfahrerin sehr erfolgreich war – u.a. gewann sie Bronze bei der Zeitfahr-EM der U19 – musste sie in diesem Jahr kleinere Brötchen backen. Im Nachwuchsteam von UAE muss sie erst einmal lernen, sich im Feld zu behaupten und sich bei den Frauen durchzusetzen. „Darum war es heute schön, mal wieder ganz oben zu stehen,“ sagt die Pfälzerin, „denn Ergebnisse sind derzeit eigentlich zweitrangig, wenn ich mit dem Team unterwegs bin.“
Schon bald kann sie es aber wieder aufs Podium schaffen. Mitte Juli bestreitet Kunz, die Bahn-Europameisterschaft der Nachwuchsklassen in Cottbus, wo sie in der Klasse U23 in den Ausdauerdisziplinen starten wird. Die Bahn in Brandenburg hat Hannah Kunz noch in guter Erinnerung, wurde sie dort doch im letzten Jahr Deutsche Meisterin der U19 in der Mannschafts- und Einerverfolgung. Bei der Bahn-WM 2023 verpasste sie als jeweils Vierte in der Einer- und Mannschaftsverfolgung nur knapp das Podium.
Im Rennen der männlichen U23 gab es einen Doppelerfolg des belgischen Teams Lidl-Trek Future Racing. Niklas Behrens, vor einer Woche Deutscher Vize-Meister im Einzelzeitfahren hinter Teamkollege Tim Torn Teutenberg, siegte mit knappem Vorsprung vor seinem Luxemburger Mannschaftskameraden Mats Wenzel und dessen Landsmann Arno Wallenborn. Als Vierter fuhr Louis Leidert (ebenfalls Lidl Trek) zehn Sekunden später ins Ziel und sicherte sich die Silbermedaille der Deutschen Meisterschaft. Bronze ging an Julian Borresch (Rembe Pro Cycling Team Sauerland), der vor Ole Theiler als Fünfter ins Ziel kam.
„Es war ein verdammt hartes Rennen“, sagte Bundestrainer Ralf Grabsch, der die Titelkämpfe in Bruchsal aufmerksam beobachtete. Heftige Regenfälle und extreme Windverhältnisse gestalteten das 148,8 km lange Meisterschaftsrennen zu einer großen Herausforderung für alle Beteiligten, zumal der Wettbewerb auch noch zum größten Teil auf Feld- und Wirtschaftswegen ausgetragen wurde.
Schon in der zweiten Runde hatte sich eine fünfköpfige Spitzengruppe um Behrens und Leidert abgesetzt. Mit dabei auch Tobias Müller von rad-net Oßwald und Ole Theiler (Storck – Metropol Cycling). Zwei Runden später fuhren acht Verfolger zur Spitzengruppe auf, die fortan das Renngesehen gemeinsam bestimmten. In der Schlussphase flog die Gruppe allerdings auseinander.
In der letzten Runde gelang es Behrens, sich leicht abzusetzen und das Rennen für sich zu entscheiden, mit gerade einmal zwei Sekunden Vorsprung vor den heranjagenden Verfolgern.