Die deutschen Fahrer waren in diesem Meisterschaftskampf stets präsent. In einer ersten Spitzengruppe bestimmte Julian Borresch (REMBE Pro Cycling Team Sauerland), vergangenen Sonntag Sieger des Bundesligarennens in Sebnitz, das Tempo. Als diese Gruppe wieder eingeholt wurde, übernahm der Deutsche U23-Meister Niklas Behrens (Lidl Trek Future Racing) die Verantwortung und fuhr in einer 14-er Ausreißergruppe, die – auch aufgrund von Behrens` Tempohärte – im weiteren Verlauf des Rennens mehr und mehr auseinanderfiel. Die drei stärksten Fahrer dieser Gruppe blieben vorn: Behrens, der spätere Sieger Huub Artz und der Franzosen Léandre Lozouet. Das Trio arbeitete zunächst sehr gut zusammen und konnte einen kleinen Vorsprung herausfahren, auch weil die Deutschen und Niederländer im Peloton die Konkurrenz in Schach hielten.
Obwohl das Spitzentrio sehr stark unterwegs war, konnten sie sich aber nie ausruhen, denn der Abstand war nie größer als eine Minute, pendelte im Finale immer um 20, 25 Sekunden.
Dann attackierte Behrens, suchte die Vorentscheidung. Der Franzose musste abreißen lassen, aber den Niederländer konnte Behrens nicht abschütteln und wurde auf der Zielgeraden von ihm übersprintet.
„Ich musste zunächst nach einem platten Vorderrad wieder Anschluss finden. An der Kopfsteinpflaster-Passage habe ich dann anzogen. Als Huub (Artz) mit dem Franzosen davonfuhr war mir klar, dass ich die nicht gehen lassen durfte und bin schnell noch hingesprungen,“ berichtete Behrens von der Vorentscheidung. 65 Kilometer fuhr das Trio allein an der Spitze.
„Ich wusste, dass der Niederländer sprinten kann, also habe ich im Finale attackiert,“ erzählte der Deutsche Meister im Ziel. Den Franzosen konnten sie abschütteln. „Aber als er kurz vor dem Ziel wieder näherkam, habe ich den Sprint von vorn angezogen und leider gegen Artz verloren. Aber Zweiter bei der Europameisterschaft zu werden, ist auch keine Schande,“ freute sich Behrens über die gewonnene Silbermedaille.
„Niklas war heute der stärkste Fahrer des Rennens. Ich freue mich sehr, dass er Silber gewonnen hat. Schon zu Beginn des Rennens hatten wir mit Borresch einen Fahrer in einer Spitzengruppe, der dafür gesorgt hat, dass die Holländer und Belgier im Feld arbeiten mussten und Kräfte ließen. Es war insgesamt wieder eine sehr starke Teamleistung,“ lobte Bundestrainer Ralf Grabsch.
Mit Tim Torn Teutenberg und Tobias Müller auf den Plätzen 16 und 18 konnten sich zwei weitere deutsche U23-Fahrer unter den besten 20 platzieren.
U23-Frauen: Hannah Kunz fährt auf Platz zwölf
Am Vormittag wurden die Medaillen im U23-Rennen der Frauen vergeben, das im Massensprint entschieden wurde. Die Niederländerinnen Sofie van Rooijen und Scarlett Souren feierten nach 101 Kilometern einen Doppelsieg.
Einen sehr guten zwölften Platz belegte die Pfälzerin Hannah Kunz (UAE Development Team), die ihre erste U23-EM bestritt. „Im Finale war es echt hektisch, und dann haben wir uns leider einbauen lassen. Aber ich bin trotzdem zufrieden,“ sagte Kunz nach dem Rennen.
Einige deutsche Fahrerinnen waren im Finale durch einen Sturz gehandicapt. Außerdem fehlte Linda Riedmann (Visma Lease a Bike), die krankheitsbedingt nicht anreisen konnte. Trotzdem boten die Deutschen eine starke Teamleistung.
Und so zog Bundestrainerin Lisa Brennauer, im BDR verantwortlich für die U23-Frauen, eine gute Bilanz: „Ich bin sehr zufrieden, wie sie sich als Team gefunden haben. Nachdem Linda Riedmann, der die Strecke entgegengekommen wäre, krank wurde und nicht anreisen konnte, haben wir trotzdem das Beste aus dem Rennen gemacht. Im Finale haben uns einige Fahrerinnen gefehlt. Pia Grünewald haben wir durch einen Sturz verloren, aber wie die Mädels zusammengehalten haben, war echt stark.“