Eigentlich wollte Ballerstedt das Rennen überhaupt nicht zu Ende fahren. „Ich hatte die ganze Zeit Rückenschmerzen, später kamen noch Bauchschmerzen hinzu. Im Finale habe ich zu Marco (Anmerkung: Brenner) gesagt, du musst es machen, ich kann nicht mehr. Aber dann haben sie ihn markiert, er kam nicht weg, da musste ich es eben probieren“, sagte der Berliner nach dem Rennen. „Das heute hier,“ fügt er hinzu, „war das härteste Rennen, was ich je gefahren bin.“
Die deutsche Mannschaft imponierte im 115 km langen Meisterschaftskampf (10 Runden zu je 11,5 km) mit einer überaus offensiven Fahrweise. Direkt nach dem Start setzten sich der Deutsche Meister Marco Brenner (RSG Ansbach) und sein Teamkollege Maurice Ballerstedt (SC Berlin) an die Spitze einer fünfköpfigen Ausreißergruppe, begleitet von zwei Franzosen, Zeitfahr-Europameister Piccolo und Trainini und dem Niederländer Enzo Lejnze, vor zwei Tagen Bronzemedaillengewinner im Kampf gegen die Uhr.
Fast acht Runden fuhr dieses Quintett an der Spitze, auch weil die übrigen vier Deutschen, Michel Heßmann (RSV Unna), Leslie Lührs (RC Die Schwalben München), Tim Oelke (RSV Meiningen) und Linus Rosner (RC Ratisbona Regensburg) hinten versuchten, das Tempo im Feld zu kontrollieren. Zwei Runden vor Schluss konnten drei Verfolger aufschließen und auch das Feld saß den Ausreißern dicht im Nacken. Allerdings wurde die Verfolgerarbeit fast ausschließlich von den Fahrern aus Frankreich geleistet. Der Deutsche Michel Heßmann störte immer wieder die Nachführarbeit und leistete gute Unterstützung für das deutsche Spitzenduo.
Eingangs der Schlussrunde setzte sich der Ukrainer Ponomar, einer der ehemaligen Verfolger, allein an die Spitze, gefolgt von einem Verfolgertrio um Maurice Ballerstedt, Leijnze und Piccolo. Brenner konnte nicht mitgehen, sobald er das Tempo forcierte, hatte er die übrigen Verfolger am Hinterrad. Er konnte seine Mitstreiter erst auf der Ziellinie abschütteln und wurde Fünfter.
Auch der Bundestrainer jubelte im Ziel: „Das war eine tolle Mannschaftsleistung, auf einer Strecke, die uns eigentlich nicht liegt,“ sagte Wolfgang Ruser in Alkmaar. „Dieses Rennen heute hat die bisherige Saisonleistung unserer Junioren bestätigt. Mit Platz zwei und fünf haben wir bewiesen, dass wir zu Recht den Nationen-Cup des Weltverbandes anführen“, freute sich BDR-Vize-Präsident Günter Schabel.
Bild: Maurice Ballerstedt bei der Siegerehrung. Foto: BDR
