Bei den letzten Weltmeisterschaften belegte Deutschland Rang vier im Medaillenspiegel, war mit zweimal Gold, zweimal Silber und einmal Bronze sehr erfolgreich. Was erwarten Sie in diesem Jahr?
Wenn wir ähnlich erfolgreich abschneiden, wäre ich sehr zufrieden. Mit Kristina Vogel haben wir eine herausragende Athletin am Start. Wenn der Vogel fliegt, ist vielleicht noch mehr drin als 2017. Darüber hinaus haben wir aber eine sehr junge Mannschaft am Start – ich denke da zum Beispiel an Felix Groß im Vierer. Und im Kurzzeitbereich der Männer gilt es, einige Ausfälle zu kompensieren.
Bei den Männern haben die Teamsprinter ein kleines Tief. Bei der letzten WM kam das Trio nicht über einen 12. Platz hinaus. Nun hat im letzten Weltcup Stefan Bötticher ein bemerkenswertes Comeback gefeiert. Wie sehen Sie die Situation für Apeldoorn? Kämpfen die deutschen Teamsprinter wieder um den Titel?
Das nicht, aber zwischen Platz drei und sechs ist alles möglich. Wir greifen in Apeldoorn auf sehr erfahrene Leute zurück, auf Robert Förstemann, auf Joachim Eilers, Stefan Bötticher und Maximilian Levy. Uns muss es aber gelingen, frühzeitig junge Leute zu integrieren, und insbesondere die Position des Anfahrers festigen.
An wen denken Sie da speziell?
An Nik Schröder und an Timo Bichler, der bereits beim Weltcup in Minsk zum Einsatz im Elitebereich kam.
Australien ist seit Jahren eine der führenden Nationen, hat bei der letzten WM insgesamt elf Medaillen gewonnen. Wen sehen Sie in Apeldoorn vorn?
Die Briten natürlich, aber auch Russland und China sind stärker. Speziell in China hat sich der Bahnsport in den letzten Jahren sehr entwickelt. Die Polen sind ebenfalls zu beachten, allerdings hat ihr Verband große finanzielle Schwierigkeiten, deshalb bleibt abzuwarten, ob und in welcher Stärke sie in Holland bei der WM vertreten sein werden.
Der Vierer hat in diesem Winter kaum ein Weltcuprennen besetzt. Welche Strategie steckt dahinter? Sind es nicht gerade die internationalen Vergleiche, die ein Team auslassen?
Das kann ich so nicht stehen lassen, weil wir bis auf Minsk bei allen Weltcups mit einem Vierer am Start waren. Wir sind sehr gut positioniert, auch personell. Das spiegelt sich auch darin wider, dass wir bei einigen internationalen Wettkämpfen mit dem zweiten Vierer starten, wenn die Top-Leute wegen anderen Maßnahmen nicht fahren können. Der Vierer liegt derzeit auf Platz acht im Nationenranking. Das ist bei 40 Nationen gar nicht so schlecht.
Aber Domenic Weinstein musste die WM aus gesundheitlichen Gründen absagen. Wie schwer trifft das die Mannschaft und welche Auswirkungen wird es auf das Abschneiden haben?
Domenic Weinstein ist der Motor des Vierers. Er wird sehr fehlen und es wird schwierig, ihn zu ersetzen. Allerdings ist es nicht das erste Mal, dass der Vierer ohne ihn startet, darum hoffen wir auf ein gutes Resultat.
Im Ausdauerbereich Frauen hat sich einiges getan, es sind neue Sportarten wie Madison hinzugekommen, die Mannschaftsverfolgung wurde von drei auf vier Fahrerinnen aufgestockt. Kann der BDR mit dieser Entwicklung Schritt halten?
Wie ich bereits vorhin erwähnte: Wenn wir es schaffen, Lisa Brennauer und Lisa Klein langfristig zu integrieren, haben wir eine gute Basis. Auch Gudrun Stock fährt auf einem sehr hohen Niveau, hat im Sommer einen neuen Deutschen Rekord gefahren. Trotzdem ist die Dichte im Ausdauerbereich der Frauen nicht ausreichend. Langfristig muss es uns gelingen, ein ähnliches Modell wie bei den Männern, sprich ein verbandsnah geführtes Team zu formen, das wir entsprechend ausbilden und ausbauen können. Hierzu ist aber ein Mittelaufwuchs durch den DOSB nötig, sonst lässt sich das nicht finanzieren.
Der BDR kann in Apeldoorn sein volles Startkontingent ausschöpfen und ist neben Australien die einzige Nation, die in allen Disziplinen in voller Mannschaftsstärke starten kann. Wie viele Medaillen erwarten Sie ganz konkret?
Dazu werden Sie von mir keine Zahl hören. Uns ist es viel wichtiger, aus einer Breite eine Spitze zu formen, aus der dann der eine oder andere Medaillengewinner hervorgeht. Nur mit einer entsprechend starken Mannschaft lässt sich dauerhafter Erfolg garantieren.