Erstmals werden in dieser Woche in Chengdu / China die „Urban Cycling World Championships“ ausgetragen. Unter diesem Begriff hat der Weltradsportverband UCI zunächst die Disziplinen BMX Freestyle, Mountain Bike Eliminator (XCE) und Trial zusammengefasst. Den Auftakt bildeten nach einer kurzen Eröffnungsfeier am heutigen Mittwoch die Trialer mit dem Team-Wettbewerb. Dabei können bis zu fünf Starter pro Nation antreten: je ein Elite-Fahrer und ein Junior mit je einem 20-Zoll- und einem 26-Zoll-Bike und eine Frau.
Gute Chancen rechnete sich die deutsche Mannschaft schon im Vorfeld aus, hatte sie doch schon in den vergangenen Jahren, als Trial noch Teil der Mountainbike-Weltmeisterschaften war, jeweils Medaillen geholt, und mit Nina Reichenbach sogar die amtierende Weltmeisterin im Team. Doch gerade Reichenbach patzte bei ihrem Lauf als letzte Starterin für den BDR: beim zweiten von fünf Hindernissen rutschte sie unerwartet beim Sprung auf den Baumstamm ab, sodass sie am Ende überraschend nur zwanzig (von 200 möglichen) Punkten für die Mannschaftswertung ergattern konnte.
Der Kiefersfelder Raphael Zehentner hatte als Startfahrer für den BDR fast perfekt vorgelegt: der Junior auf dem 26-Zoll-Bike hatte 170 Punkte erobert, genauso so viele wie Dominik Oswald (Elite 20“). Die Sandritter-Brüder kämpften gegen die Zeit brachten es zusammen jedoch nur auf 190 Punkte: Jonathan (Elite 20“) patzte zunächst beim vierten Hindernis, geriet dann beim fünften und damit letzten Hindernis unter Zeitdruck, musste nach einem missglückten Sprung vom Rad und konnte daher eigentlich sehr gute 100 Punkte aus den ersten drei Stationen mitnehmen. Sein Bruder Noah (Junior 20“) lieferte an den Hindernissen 2 bis 4 eine souveräne Leistung ab, in dem er jeweils die 30-Punkte-Route wählte und diese jeweils erfolgreich meisterte. Beim ersten und letzten Hindernis konnte er aber keine Punkte holen. Am Ende waren es dann in der Summe 550 Punkte – punktgleich mit den ebenfalls starken Schweizer. Da die Deutschen aber mehr 40-Punkte-Routen gemeistert hatten (5), wurden sie vor den Schweizern mit drei 40-Punkten klassiert. Souveräne Weltmeister wurden die Franzosen mit 620 Punkten. Da konnte es sich dann Noah Cardona als letzter Starter des Wettbewerbs leisten, einen Sicherheitslauf hinzulegen: als Junior auf dem 26-Zoll-Bike holte er gerade mal 100 Punkte, wählte aber jeweils nur die mittelschweren Linien, einmal sogar die ganz leichte, die nur 10 Punkte einbringt.
Stimmen nach dem Wettkampf:
Markus Friedrich, Delegationsleiter Trial:
„Wir sind über den zweiten Platz sehr glücklich und höchst zufrieden. Es war denkbar knapp, aber verdient. Vielleicht hätte die Nina auch den leichteren Weg nehmen sollen, aber eigentlich ist sie so nervenstark, dass sie das ausblendet. Im Einzelwettbewerb wird ihr das ganz bestimmt nicht passieren! Aber es hat ja trotzdem noch für den zweiten Platz gelangt. Die ganze Mühe und das Training haben sich gelohnt, die ganze Mannschaft hat eine sehr gute Leistung gezeigt. Zehnetner hat als erster Starter schon eine wahnsinnige Aufgabe gehabt, aber das hat er voll durchgezogen. Die Mal gucken, ob wir es schaffen, morgen in jeder Klasse einen Fahrer ins Finale zu bringen.“
Raphael Zehentner (Junioren, 26“):
„Die 170 Punkte waren das, was ich mir vorgenommen hatte, aber das war auch das Maximum. Ich habe mir die anderen Fahrer gar nicht erst angeschaut, sondern ich bin einfach mein Ding gefahren. Beim Balken habe ich mir ein wenig schwer getan, weil ich ohnehin ungern Balken fahre, aber das hat ja dann auch geklappt. Wenn man als Erster fertig ist, dann fiebert man natürlich mit den anderen mit und hofft, dass die was ähnlich gutes raushauen.“
Jonathan Sandritter (Elite, 26“):
„Ich war mit dem ersten Teil der Sektion sehr zufrieden, konnte auch gut Punkte holen. Beim vierten Hindernis bin ich leider vom Balken herunter gefallen, da hätte ich sicher noch ein paar Punkte sammeln können, das war ärgerlich. Ich bin aber mit mir und der Leistung des ganzen Teams sehr zufrieden.“
Noah Sandritter (Junioren, 20“):
„Dadurch, dass ich beim ersten Hindernis so viel Zeit vertrödelt habe, war ich schon bei 1:50 min [von erlaubten 2:00 min, Anm. d. Red.], als ich vor dem Hindernis stand. Ich hatte also die Wahl zwischen Zeitstrafpunkt und dem Versuch, es doch noch zu schaffen: ich bin angefahren, doch dann ist mir das Hinterrad weggeglitten und ich bin nach hinten runtergefallen. Beim Einzelwettbewerb möchte ich dann auch wieder unter die ersten drei kommen.“
Dominik Oswald (Elite, 20“):
„War alles wie geplant, und das, was ich mir vorgenommen habe, konnte ich umsetzen. Wir wussten von Anfang an, dass das heute ein harter Kampf wird. Aber es war alles offen. Natürlich steht man dann als vorletzter Fahrer unter Druck. Als ich dann aber über das erste Hindernis drüber bin, das sowieso mein Angsthindernis war, ging die Klappe im Kopf auf, dann wollte ich einfach nur noch Spaß haben – und das hat geklappt! War echt cool!
Nina Reichenbach, Frauen:
„Das erste Hindernis lief ja noch ganz gut, aber dann beim zweiten war ich mir schon beim Angucken ein bisschen unsicher. Aber im Warmup habe ich das ein paar Mal versucht und es hat voll gut geklappt. Da dachte ich mir: dann klappt es im Wettkampf auch. War halt ein bisschen unglücklich, dass es halt dann doch nicht geklappt hat: eigentlich wollte ich aufs Hinterrad, bin aber nicht weit genug hochgekommen. Man rechnet dann halt rum: hätte ich nur die Zehn gemacht, dann hätte ich noch weiter fahren können und mehr Punkte holen können. Aber es ist halt passiert. Und immerhin sind wir Vizeweltmeister, das ist eine megagute Leistung!“