Die deutschen Fahrer haben das WM-Rennen von Beginn an sehr offensiv mitgestaltet und für hohes Tempo gesorgt. Und die Taktik von Bundestrainer Wolfgang Ruser ging auf.
66 Kilometer vor dem Ziel setzte sich Marius Mayhofer zusammen mit dem Italiener Andrea Piccolo ab. Kurz danach wurde der große Favorit Remco Evenepoel in einen Sturz verwickelt und musste nach Defektbehebung kräfteraubende Nachführarbeit leisten, um den Anschluss an das Feld wieder herzustellen. Wer glaubte, der Belgier sei geschlagen, der irrte: Kaum war der Zusammenschluss vollzogen, attackierte Evenepoel und raste zusammen mit dem Tschechen Karel Vacek zum Spitzenduo. Vacek und Piccolo konnten das Tempo nicht mithalten, fielen zurück, während Mayrhofer weiter gemeinsam mit Evenepoel an der Spitze kämpfte.
Fast 20 Kilometer blieb das Duo zusammen, doch auf der letzten Olympiarunde, ca 20 Kilometer vor dem Ziel, ließen Mayrhofers Kräfte am Anstieg hinauf zum 1093 m hoch gelegenen Berg Igls nach, und Evenepoel begann seine Soloshow: Kilometer für Kilometer baute der Belgier seinen Vorsprung aus und feierte nach 132,4 Kilometern einen eindrucksvollen Solosieg.
Marius Mayhofer fuhr seinen eigenen Rhythmus und versuchte den Vorsprung vor den nächsten Verfolgern tapfer auszubauen. Doch die Konkurrenz kam näher: Der Schweizer Alexandre Ballmer und der Italiener Alessandro Fancellu machten Tempo, versuchten aufzuschließen. Aber auch sie waren angeschlagen.Der Abstand schwankte zwischen 20 und 30 Sekunden.
Die letzten Kilometer quälte sich der aus Dusslingen in Württemberg stammende Juniorenfahrer über den schweren Parcours rund um Innsbruck und mobilisierte im Finale seine allerletzten Kräfte. Und er wurde belohnt: 1:25 Minuten hinter Evenepoel und 13 Sekunden vor Fancellu, der Platz drei belegte, durfte sich Marius Mayhofer über eine hart erkämpfte und sehr verdiente Silbermedaille freuen.
Bundestrainer Wolfgang Ruser: „Unsere Taktik ging auf. Die Mannschaft hat sehr gut funktioniert. Marius ist exzellent gefahren, hat sich seine Kräfte eingeteilt und Reserven fürs Finale aufgespart. Der zweite Platz ist fast wie ein WM-Titel, denn gegen Evenepoel hatte heute keiner eine Chance. Es war ein tolles Rennen von der ganzen deutschen Mannschaft.“
Marius Mayrhofer: „Es war ein sehr hartes Rennen. Vor allem am letzten Berg musste ich sehr kämpfen, weil ich Krämpfe bekam. Aber ich freue mich total, dass ich die Silbermedaille gewinnen konnte.“
Beim Straßenrennen der Juniorinnen hatte am Vormittag die Deutsche Meisterin Hannah Ludwig den 19. Platz belegt.