Die Berlinerin erkämpfte sich im Music Media Dom von Moskau im Finale 84,33 Punkte und belegte Rang zwei hinter der WM-Zweiten Nikita Ducarroz (93,0 Punkte) aus der Schweiz die Silbermedaille.
Im ersten Lauf zeigte Lessmann zahlreiche Tricks, darunter ihren Lieblingstrick, den Can-Can und steigerte sich im Vergleich zur Qualifikation um 13 Punkte. Die Bronzemedaille ging an die Spanierin Teresa Fernandez.
Lessmann hatte in diesem Jahr viel Pech. Bei den Weltmeisterschaften in Frankreich stürzte sie im Training und brach sich fünf Wochen vor dem Saisonhöhepunkt, den Olympischen Spielen in Tokio, das Schlüsselbein. Mit eiserner Disziplin und viel Trainingsfleiß kämpfte sie sich zurück und wurde bei den Spielen in Tokio Sechste. Das war mehr, als man erwarten konnte. „Ich hatte trotzdem viel Spaß, konnte alles zeigen, was geht“, sagte sie in Japan. Dass Lessmann nun, mehr als drei Monate nach Tokio, bei der EM noch einmal nach Edelmetall greifen konnte, lässt sie die Saison versöhnlich abschließen und zeigt, welche Klasse sie hat.
„Besser hätte ich das Jahr nicht beenden können“, freute sich die Berlinerin über die Silbermedaille in Moskau. „Aber das Finale lief trotzdem nicht perfekt. Im ersten Lauf bin ich auf Sicherheit gefahren, wollte im zweiten „all in“ gehen und zeigen, was ich draufhabe, und was ich eigentlich schon in Tokio präsentieren wollte. Aber dann bin ich mit dem Hinterrad hängengeblieben und habe den Lauf dann abgebrochen.“ (Anmerkung: Im Finale bestreiten die Sportler/innen zwei Läufe, der besser wird gewertet). „Es war ein krasses Event hier in Moskau. Hier hat man gesehen, was im BMX Freestyle alles möglich ist. Und ich hoffe, dass wir mit unseren Erfolgen dazu beitragen können, dass unser Sport auch in Deutschland weiteren Aufschwung erfährt“, sagte Lessmann und wünscht sich, dass es bald mehr solcher Events wie die EM in Moskau geben wird, auch in Deutschland.
„Lara hat eine großartige Performance geliefert. Man darf nicht vergessen, wo sie herkommt. Und jetzt zum Jahresende quasi aus dem Nichts noch einmal eine solche Leistung abzurufen und mit so viel Moral und Motivation in diesen Wettkampf zu starten, das war großartig,“ sagte BDR-Coach Jens Werner, der auch die übrigen BDR-Teilnehmer lobte. „Alle haben hier Großes abgeliefert.“
Auf einem guten fünften Platz beendete die Oldenburgerin Kim Lea Müller als zweite Deutsche das Finale. „Ich bin voll zufrieden mit meinem fünften Platz. Ich habe es das erste Mal geschafft, in ein Finale zu kommen. Das war super“, freute sich die erst 19-Jährige Kim Müller.
Bei den Männern kam Timo Schulze aus Bielefeld auf Rang sechs, verbesserte sich im Finale um zwei Plätze. Neuer Europameister wurde der Franzose Anthony Jeanjean vor den beiden Russen Irek Rizaev und Konstantin Andreev, die Silber und Bronze gewannen.
„Ich konnte mich gegenüber der letzten EM steigern und mich auch im Finale noch weiter verbessern. Vor dem Finale war ich ein wenig nervös. Das hat sich aber gelegt, als ich auf der Rampe stand,“ sagte Schulze.
Coach Jens Werner aus Berlin lobte die äußeren Bedingungen dieser EM, die noch sehr kurzfristig in den Terminkalender geschoben wurde. „Was die Russen hier aufgebaut haben, war einfach großartig. Sie müssen Tag und Nacht gearbeitet haben, so einen Parcours herzurichten. Es war ein super Park mit großartigen Rampen, mit Live Musik und tollen Lichteffekten. Den Sportlern hat es sehr gefallen, hier starten zu dürfen“, lobte Werner die Organisatoren dieser Europameisterschaft.