Scharping: „BDR muss digitaler werden“

Der Bund Deutscher Radfahrer ist einer der erfolgreichsten Sportfachverbände im DOSB. Allein im letzten Jahr konnten Sportlerinnen und Sportler 111 Medaillen bei Welt- und Europameisterschaften gewinnen. Um auch künftig die Basis für all diese Erfolge zu sichern, stellte der BDR auf seiner Bundeshauptversammlung am Wochenende in Gelsenkirchen die Weichen.

Delegierte aus 17 Landesverbänden, denen insgesamt 2362 Vereine angehören, entschieden über neue Wettkampfregeln oder die Einführung von neuen Meisterschaften, stimmten über den Jahresetat ab und wählten neue Mitglieder ins Präsidium. Organisiert wurde die Veranstaltung vorbildlich vom Landesverband NRW, der gleichzeitig sein 75-jähriges Bestehen feierte.

„Der organisierte Radsport steht in Deutschland sehr gut da: er feiert sportliche Erfolge, die herausragen – international und auch im Vergleich zu vielen anderen Bereichen im deutschen Sport. Unsere Organisation ist stabil, die Mitgliederzahlen wachsen und auch insoweit ragt der BDR heraus. Unsere Sponsoren und wirtschaftlichen Partner schaffen gemeinsam mit den Vereinen und Mitgliedern die Grundlagen, auch finanziell. Wir stehen auch in dieser Hinsicht sehr stabil da,“ sagte BDR-Präsident Rudolf Scharping in seinem Jahresbericht und dankte allen, die zur positiven Entwicklung des Verbandes beigetragen haben und beitragen werden. Scharping ist seit 2005 Präsident des Bundes Deutscher Radfahrer und damit der dienstälteste Präsident aller Zeiten.

Das sei nicht selbstverständlich nach den zwei großen Krisen, die der Radsport in seiner Amtszeit erlebt und überlebt habe, befand Scharping. „Die Krise, verursacht durch das zuvor systemische Doping, hatte uns an den Rand der sportlichen und wirtschaftlichen Existenz gebracht. Anders, aber ähnlich hart waren die drei Jahre mit Corona. Umso höher bewerte ich, wie gut unser Radsport heute dasteht,“ so Scharping, mahnte aber auch, dass man in einigen Bereichen deutlich besser werden müsse. „Wir müssen uns insgesamt jünger, weiblicher und digitaler aufstellen. Wir müssen offener und – andernorts würde man sagen – kundenorientierter werden; wir müssen eine neue und bessere Balance finden zwischen dem Bewährten und Traditionellen mit neuen Chancen und Herausforderungen“, sagte Scharping in Gelsenkirchen, wo die Delegierten des BDR bereits zum sechsten Mal tagten.

Auf der Tagesordnung standen auch die Neuwahlen einiger Präsidiumsmitglieder. Ex-Rennfahrer Marcus Burghardt wurde zum Vize-Präsidenten Vertragssport gewählt. Dass sich ein ehemals so erfolgreicher Radsportler nach seiner Laufbahn für den deutschen Radsport engagiert und sich in der Verbandsarbeit betätigt, wurde von den Delegierten sehr positiv aufgenommen. „Ich fördere schon seit Jahren den Nachwuchs in meinem alten Verein und würde mir wünschen, dass sich mehr ehemalige Sportler um junge Talente kümmern“, appellierte Burghardt in Gelsenkirchen. „Außerdem müssten sich generell mehr Frauen in die Verbandsarbeit einbringen,“ sieht der Ex-Profi auch noch weiteren Handlungsspielraum.

Der gebürtige Sachse wird sich künftig vornehmlich um den Profiradsport kümmern, den er viele Jahre als Aktiver erfolgreich mitgestaltet hat. Zu den größten Erfolgen des 39-Jährigen zählen der Gewinn des Klassikers Gent–Wevelgem 2007 und der Etappensieg in der Tour de France 2008 in St. Etienne. Insgesamt elf Mal nahm er an der Tour de France teil. 2017 war er Deutscher Straßenmeister in seiner früheren Heimat Chemnitz.

Als Stellvertretenden Präsidenten für den aus persönlichen Gründen ausgeschiedenen Peter Koch wählte die Versammlung den Hamburger Bernd Dankowski, seit 2014 Präsident des Hamburger Radsportverbandes. Dankowski ist „Quereinsteiger“, spielte zunächst Fußball, lief Marathon und kam 2000 zum Radsport. „Ich bin mit extremer Begeisterung Radsportler und hoffe, neue Impulse in die Verbandsarbeit einzubringen,“ sagt der 59-Jährige, der in Hamburg den Verein „Tete de la Course“ gegründet hat, dessen Mitglieder die Begeisterung fürs Rad fahren und den beruflichen Erfahrungsaustausch verbinden.

André Müller, Vize-Präsident Wirtschaft und Finanzen und Harry Bodmer, Vize-Präsident Hallenradsport, seit 1997 im Präsidium, wurden in ihren Ämtern bestätigt. BDR-Präsident Rudolf Scharping, der Stellvertretende Präsident Peter Koch (auf BHV ausgeschieden) und BDR-Vize-Präsident Günter Schabel wurden mit der Goldenen Ehrennadel des BDR ausgezeichnet.

Abgestimmt wurde auch über diverse Anträge zu Ergänzungen oder Änderungen bei Satzungen, Geschäftsordnungen und Wettkampfbestimmung, die den internationalen Bestimmungen der UCI angepasst werden. Neu eingeführt werden soll eine Deutsche Meisterschaft in der Trendsportart Gravel, die bereits 2023 stattfinden soll; außerdem sollen im Zuge der Gleichberechtigung Preisgelder für Männer und Frauen einheitlich werden und das Antragsverfahren für Lizenzen digital und damit einfacher gestaltet werden.

Die nächste Bundeshauptversammlung findet 2025 in Würzburg statt.

 

Der BDR

Gegründet: 1884 in Leipzig
Präsident: Rudolf Scharping
Mitglieder: 149.553 (Stand 31.12. 2022)
Landesverbände: 17
Vereine: 2362
Lizenzen: 17.107 (10.286 Rennsport, 5821 Hallenradsport)

Das Präsidium des BDR

Präsident: Rudolf Scharping
stellvertretender Präsident: Bernd Dankowski
Vizepräsident Wirtschaft und Finanzen: André Müller
Vizepräsident Vertragssport: Marcus Burghardt
Vizepräsident Marketing und Kommunikation: Uwe Rohde
Vizepräsident Leistungssport: Günter Schabel
Vizepräsident Hallenradsport: Harry Bodmer
Vizepräsident Sportentwicklung: Berend Meyer
Vizepräsident Breiten- und Freizeitsport: Bernd Schmidt
Vizepräsident Jugend: Jan Schlichenmaier
Sprecher der Landesverbände im Präsidium: Peter Berninger (Bayern)
Leistungssportdirektor: Patrick Moster
Generalsekretär: Martin Wolf

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