Über London strahlte am Freitag die Sonne – über Kristina Vogel sowieso. Mit dem siebten Weltmeister-Titel ihrer glorreichen Karriere und der insgesamt zehnten WM-Medaille schwang sich die Sprinterin aus Erfurt tags zuvor bei der Bahn-Weltmeisterschaft in London zur erfolgreichsten deutschen Radsportlerin aller Zeiten auf. Da schmeckte der Entspannungs-Kaffee für die Teamsprint-Olympiasiegerin von 2012 mit Freund und Lebenspartner Michael Seidenbecher sowie engen Freunden besonders gut. Schon am Sonntag könnte die nächste Medaille hinzukommen, wenn das Sprint-Turnier in die Entscheidung geht. Dreimal in Folge stand die 25-Jährige im Finale, 2014 und 2015 glückte der Titel. „Es wird ein hartes Turnier, aber ich habe bereits zwei Medaillen im Gepäck, also ist es fast egal was passiert. Aber: die kleine Vogel fliegt wieder, und das will sie auch am Sonntag!“
Zwar hatte Vogel am Freitag keinen Wettkampfstress, ganz frei von Verpflichtungen war aber auch dieser Tag nicht, schließlich ist Vogel eines der prägenden Gesichter des Bahnradsports. Das hat auch der Weltverband UCI erkannt, der mit der Erfurterin in London einen Imagefilm über den Frauen-Bahnradsport dreht. „Der Film wird etwa fünf Minuten lang und kommende Woche veröffentlicht. Es wird ein Blick hinter die Kulissen – im Hotel, auf der Bahn und mit Interviews. Kristina hat ein beeindruckendes Profil und war für das Projekt sehr aufgeschlossen“, sagte UCI-Sprecher Louis Chenalle.
Nach ihrem überzeugenden Sieg im Keirin vor den Ex-Weltmeisterinnen Anna Meares (Australien) und Rebecca James (Großbritannien) ist Vogel am Sonntag bereits der nächste Coup zuzutrauen. „Ich will irgendwann als erfolgreichste Bahnradsportlerin aller Zeiten aufhören. Ich möchte den Rekord so früh wie möglich fix machen. Ich arbeite dran“, sagte Vogel, die mit WM-Titel Nummer sieben schon mal zu ihrem Team Erdgas-Teamchef Michael Hübner aufschloss. Vier Titel fehlen noch zur führenden Anna Meares aus Australien (27 insgesamt). Die Lust auf Siege bei Vogel. ist auf jeden Fall ungebrochen. Erster Gratulant soll wieder Michael Seidenbecher sein, der bei den ersten sechs WM-Titeln seiner Kristina in Melbourne, Minsk, Cali und Paris aus verschiedenen Gründen nie dabei sein konnte. „Ich wollte schon immer mal hochfahren an die Bande und meine Familie küssen – endlich hat es geklappt“, freute sich Vogel auch 24 Stunden nach dem Triumph noch immer.