„Die Zeit seit meiner Verletzung war einfach nicht ausreichend“, erklärt Sabine Spitz. „Wenn ich in ein WM-Rennen rein gehe, habe ich meine Ansprüche und die kann ich in meiner aktuellen Verfassung nicht erfüllen.“Nur zu starten, um ihre Karriere mit dem 23. Start bei einer Cross-Country-WM „abzurunden“, einen Schlusspunkt zu setzen? Nein, sagt Sabine Spitz, das brauche sie nicht. „Ich könnte es nicht genießen. Ein letztes Mal auf dieser Bühne präsentieren? Ja, aber nicht so.“ Die Südbadenerin war seit 1995 in Kirchzarten bei jeder WM in der olympischen Disziplin dabei und hatte dabei fünf Einzel- und zwei Team-Medaillen gewonnen, darunter den Titel 2003. Nur 2013 in Pietermaritzburg konnte sie nach einem Trainingssturz auf der WM-Strecke nicht an den Start gehen.
Spitz hatte vor kurzem angekündigt ihre Cross-Country-Karriere auf dem höchsten Niveau mit diesem Jahr zu beenden, höchstens noch zum Training auf andere Events kleinere Rennen zu fahren.
Der zweite Aspekt, der für die Absage eine Rolle spielt, ist die Marathon-WM in zehn Tagen in Auronzo di Cadore, Italien. „Mit der Nicht-Teilnahme in Lenzerheide kann ich die Woche nutzen und zumindest versuchen mir ein passables Ergebnis bei der Marathon-WM zu erarbeiten“, erklärt die 46-Jährige weiter. Allerdings fehlt ihr auch dafür der ganze Juli-Block, der die Grundlage für beide Weltmeisterschaften bilden sollte.
Bundestrainer Peter Schaupp bedauert, dass die erfolgreichste deutsche Mountainbikerin aller Zeiten so von der Cross-Country-Bühne verschwindet. „Sabine hat mit ihren Erfolgen so viel für unsere Disziplin getan, ich hätte ihr einen schöneren Abschied gewünscht. Den hätte sie auch verdient“, kommentierte Schaupp. „Aber ich kann die Begründung nachvollziehen. Sie hat eben einen gewissen Anspruch an sich.“
Beim Weltcup-Finale in La Bresse und auch beim Swiss Bike Cup in Muttenz war schon zu sehen, dass Sabine Spitz ihrem gewohnten Niveau weit hinterher fuhr und in Lenzerheide nicht konkurrenzfähig sein würde. Was nach wochenlangen massiven Einschränkungen im Training, ausgelöst vom schweren Sturz beim Weltcup im Val di Sole, auch nachvollziehbar war. Dort war sie auf den Kopf gestürzt und hatte danach wochenlang Probleme mit Nacken- und Schulterbereich, die bis in den Arm ausstrahlten. Deshalb hatte sie schon die DM vorzeitig beendet und auch die EM in Glasgow abgesagt.
„Beim Rothaus Bike Giro war ich noch positiv überrascht, wie gut es nach der langen Pause gegangen ist. Aber in La Bresse hat man dann gesehen, wie unterschiedlich die Anforderungen von Marathon und Cross-Country sind“, bekennt Sabine Spitz.
Auf Grundlagen lässt sich länger zurückgreifen, aber die Schnellkraft, die körperliche Bereitschaft zu intensiver Belastung, die bricht schnell weg, wenn man sie nicht trainieren kann. Und genau das war mit der Rückenverletzung zu lange nicht möglich. „Ich habe das bitter zu spüren bekommen, auch in Basel noch mal. Den Tatsachen muss ich ins Auge schauen“, sagt die 20-fache Deutsche Meisterin.
Auf welche Art sie ihre Karriere fortsetzen will hat Spitz bis jetzt noch nicht kund getan.