2016 wird für Sabine Spitz die letzte Saison als Cross-Country-Fahrerin. Vergangenes Wochenende ging sie zum letzten Mal in ihrer Geburtsstadt Bad Säckingen beim Bundesliga-Auftakt an den Start und war als Achte einmal mehr beste Deutsche im Klassement. In Albstadt wird sie am 22. Mai ihren letzten MTB-Weltcup auf deutschem Boden bestreiten. Immer noch voller Ehrgeiz will sich die Südbadenerin noch einmal für die Olympischen Spiele in Rio qualifizieren und dort ihre vierte Medaille holen.
Dabei hatte die Ausnahmeathletin aus Südbaden vor vier Jahren die Wahrscheinlichkeit, dass sie 2016 bei den Spielen in Rio nicht mehr dabei ist, mit „99 Prozent“ beziffert. Nun will sie es doch noch einmal wissen. Mit 44 Jahren. Und danach ist endgültig Schluss. „Definitiv“, unterstreicht sie. „Irgendwann muss es mal zu Ende sein.“ Das lässt keinen Spielraum. Die Ära Sabine Spitz geht also irgendwann in diesem Herbst zu Ende. Eine Ära mit insgesamt 17 Deutschen Meistertiteln in drei verschiedenen Disziplinen, mit insgesamt 30 internationalen Medaillen bei Europa- und Weltmeisterschaften sowie Olympischen Spielen und zwei Weltcup-Siegen.
Doch mit einer launigen Abschieds-tournee hat diese letzte Saison nichts zu tun. Es ist der große Reiz der Olympischen Spiele, der sie Ende 2014 nochmal motiviert hat zwei Jahre dran zu hängen, und nur zum Dabei-Sein und Genießen will sie nicht nach Brasilien fliegen. „In Rio auf dem Podium zu stehen, das ist das Ziel“, lässt Sabine Spitz keinen Zweifel, dass sie ihre vierte Olympia-Medaille im Visier hat. Und wenn sie Vierte wird? „Dann habe ich es versucht und alles dafür getan.“ In ihren Worten ist nichts zu erkennen von sanftem Hinausgleiten aus dem Leistungssport oder von nachlassender Motivation. Obschon Sabine Spitz bekennt, dass es in den vergangenen beiden Jahren nicht so einfach war.
Seit der Saison 2015 hat sie keinen Bike-, respektive Titel-Sponsor mehr. Seit Haibike zu einem österreichischen Team im Ötztal gewechselt ist, gab es kein Unternehmen mehr, das Spitz alleine oder auch ein Team mit entsprechenden Mitteln unterstützen wollte.
„Ich muss zugeben, da hat es schon schwere Tage gegeben, an denen die Motivation nicht so toll war. Wenn die Unterstützung von Seiten der Sponsoren nicht da ist, dann erschwert das Vieles“, bekennt Spitz. Ihr Ehemann und Manager Ralf Schäuble, so erzählt Sabine Spitz, habe ihr dann den Blick wieder auf das „große Ganze“ gelenkt, „auf das Wesentliche“, die eigene Motivation, den Ehrgeiz. Sich Ziele stecken und sie verfolgen. „Es ist ja auch nicht so, dass wir keine Sponsoren haben. Nur konnte ein Wesentlicher leider nicht ersetzt werden. Wenn man unterstützt wird, dann motiviert das und das Gegenteil demotiviert auch. Aber das ist ganz sicher nicht der einzige Faktor, sonst würde es auch nicht gehen“, erklärt Schäuble.
Dass es geht, haben im vergangenen Jahr EM-Gold und WM-Bronze im Marathon gezeigt und die ersten Wochen der neuen Saison haben das unterstrichen. Auf Zypern gelangen Sabine Spitz zwei Siege und beim Cape Epic in Südafrika konnte sie mit ihrer Partnerin Yana Belomoina drei Etappensiege und den zweiten Gesamtrang einfahren. „Was das Ergebnis angeht, ist es viel besser gelaufen, als wir gedacht haben und die Belastung war genau so wie ich mir das erhofft habe“, blickte Sabine Spitz nun sehr zuversichtlich auf die letzte Periode vor dem Weltcup-Auftakt am 24. April im australischen Cairns. Dort will sie sich mit einem Top-Resultat in Stellung bringen, um in Albstadt möglichst in der ersten Startreihe zu stehen.
Seit die Gonso Albstadt MTB Classics zum UCI Mountainbike Weltcup wurden, konnte Sabine Spitz dort keine großen Erfolge mehr feiern. Vorher sechsfache Siegerin im Bullentäle, musste sie bei der Weltcup-Premiere 2013 nach einem Trainingssturz passen. In den vergangenen beiden Jahren reichte es jeweils zu Platz elf. Diesmal hofft sie auf ein besseres Resultat, auch mit Blick auf Rio, denn ihre Teilnahme steht noch lange nicht fest. „Die Qualifikation ist offen bis Ende Mai, mit Elisabeth Brandau könnte noch eine vierte Fahrerin die Olympia-Norm schaffen. Ich hoffe aber, dass mir der BDR die Chance gibt in Rio dabei zu sein,“ sagt Spitz. Um dieses Ziel zu erreichen wird sie alles geben. Zum letzten Mal. Zu 100 Prozent.
Steckbrief:
Geb.: 27. 12. 1971 in Bad Säckingen
Wohnort: Murg-Niederhof
Größte Erfolge: Olympiasiegerin 2008, Olympia-Zweite 2012, Olympia-Dritte 2004, Weltmeisterin Cross Country 2003, Weltmeisterin Marathon 2009, Europameisterin CC 2007, 2009, Europameisterin Marathon 2007 und 2015, 17 fache Deutsche Meisterin, 10 x Silber, 10 x Bronze bei WM und EM
* Die Porträts umfassen alle Fahrer und Fahrerinnen des erweiterten Olympiakaders, der nicht identisch mit den tatsächlich Nominierten ist. Die endgültige Nominierung für Rio erfolgt erst zu einem späteren Zeitpunkt durch den Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB).