Schwarzbauer träumt von Edelmetall
Die deutschen Mountainbiker reisen zuversichtlich zu den Olympischen Spielen nach Paris. Sie dürfen sich nach einer starken Saison Hoffnungen auf eine Top-Platzierung machen. Der Deutsche Meister Luca Schwarzbauer könnte sogar nach einer Medaille greifen.
Will in Paris eine Top-Leistung abrufen: Luca SchwarzbauerFoto: BDR

Bundestrainer Peter Schaupp blickt optimistisch auf die Olympischen Mountainbikerennen, ist aber vorsichtig mit Prognosen. „Wir haben in den letzten zwei, drei Jahren gezeigt, dass wir auf einem sehr guten Weg sind“, sagt Schaupp mit Blick auf die guten internationalen Ergebnisse deutscher Mountainbiker. Um in Paris eine Medaille zu gewinnen, müsse aber sehr viel zusammenkommen. „Meine Zielvorgabe ist eine Top-Acht Platzierung. Das können wir vielleicht sogar mit zwei Fahrern schaffen,“ sagt Schaupp. „Wenn alle an diesem Tag gut drauf sind, ist vieles möglich.“

Der Start, sagt Luca Schwarzbauer, der kurz vor seiner Abreise nach Paris noch Deutscher Meister geworden war, sei entscheidend in Paris. Die Mountainbikestrecke, auf der am 28. (Frauen) und 29. (Männer) Juli die Olympischen Medaillen im Cross Country-Wettbewerb vergeben werde,n verlange Explosivität. „Es ist ein schneller Kurs mit vielen Schotterpassagen, zwei knackigen Anstiegen und steilen Downhill-Abschnitten,“ sagt der 27-Jährige, der im letzten Jahr den Weltcup auf dem vierten Gesamtplatz abschloss.

„Er verlangt physisch und mental alles. Man muss in jeder Minute voll konzentriert sein und viel Kraft über die Wellen drücken,“ so Schwarzbauer. Der Nürtinger ist Deutschlands Medaillenhoffnung im MTB-Rennen, auch wenn er selbst die Erwartungen nicht so hochschrauben will.

„Ich hatte eine solide und stabile Saison, aber den erhofften Schritt nach vorn, den vielleicht entscheidenden Peak, der ist mir im letzten Winter noch nicht gelungen,“ findet Schwarzbauer, der mit Ruhe und Konzentration in die letzte Wettkampfvorbereitung geht. „Ich tue das, was ich vor großen Wettkämpfen gewohnt bin zu tun.“ Er werde sich in gewohntem Umfeld bewegen, auch wenn das Starterfeld in Paris kleiner ist, als bei normalen Weltcuprennen. Aber am Ende seien ohnehin die „üblichen Verdächtigen“ vorn. „Daran orientiere ich mich und mir ist egal, was hinter mir passiert,“ so Schwarzbauer, der wohl in der ersten Startreihe Aufstellung nehmen wird.

Etwas weiter hinten muss der zweite deutsche Starter, Julian Schelb, sein Olympisches Rennen beginnen. Das sei ein Nachteil, weil die Startphase gerade auf dem anfangs engen Kurs von Paris entscheidend sei. „Aber die Strecke kommt mir insgesamt entgegen“, sagt Schelb. Auch wenn das Fahrerfeld kleiner sei, rechnet der EM-Dritte mit einem nervösen und aggressiven Beginn, bei dem man besonders sorgsam agieren muss. „Man muss dranbleiben und seinen Fähigkeiten vertrauen.“

Schelb bereitete sich in den letzten Wochen im Schweizer Wallis auf das Olympische Mountainbikerennen vor, verzichtete deshalb auch auf die Teilnahme an der Deutschen Meisterschaft, die wegen einer Unwetterkatastrophe in Bayern verschoben werden musste. Bereits im Frühjahr hielt er sich einige Wochen in Peru, auf 2800 Metern Höhe, auf. „Höhentraining funktioniert bei mir gut,“ findet er. Etwas, was Luca Schwarzbauer noch nie gemacht hat. „Vielleicht sollte ich es auch mal ausprobieren,“ sagt er, der Training in den heimischen Regionen eher vorzieht.

Julian Schelb und Luca Schwarzbauer haben den MTB-Parcours von Paris im letzten Jahr bei einem Text-Event schon gefahren; die einzige deutsche Starterin im Frauenrennen, Nina Benz aus Merzhausen bei Freiburg noch nicht. „Aber ich habe ihn schon genau angeschaut, auf Fotos und Videos. Ich denke, ich weiß was mich erwartet,“ sagt Benz. Vier Tage vor ihrem Wettkampf am 28. Juli wird sie das erste Mal auf der Strecke trainieren können und hat dann noch genügend Zeit, alle Kniffe live kennenzulernen und ihre Strategie festzulegen.

Benz gehört nicht zu den Top-Anwärterinnen auf einen Medaillenplatz, was für sie kein Nachteil ist. „Ich versuche mein Potential auszuschöpfen und werde mein Bestes geben. Es ist für mich schon ein Highlight meiner Karriere, bei Olympischen Spielen dabei zu sein.“

In Tokio hatte sie die Quali knapp verpasst. In diesem Jahr hatte sie sich nach Siegen in der Bundesliga, weiteren internationalen Top-Platzierungen und Platz drei bei den Europameisterschaften klar für Paris qualifiziert. Trotzdem seien die erfolgreichsten Fahrerinnen der Szene wie die Französin Pauline Ferrand-Prevot oder Loana Lecomte nicht ihre direkten Konkurrentinnen. „Bei mir geht es nicht um Medaillen. Ich habe nicht so eine hohe Erwartungshaltung und nicht so viel Druck wie andere, die sicherlich sehr nervös sein werden. Genau das kann ich dann aber für mich nutzen,“ findet sie.

Bei den Männern gehört Titelverteidiger Tom Pidcock, der vor allem als exzellenter Straßenfahrer bekannt ist, zum Kreis der Top-Favoriten. „Dem Sport hilft es, wenn er da ist,“ weiß Julian Schelb. „Es ist ein interessanter Fahrer, hat große technische Fähigkeiten und einen extremen Motor. Aber die Mountainbike-Community hofft, dass ihn einer schlagen kann.“

In Paris will Schwarzbauer seine Sportart gut repräsentieren und hofft auf die Strahlkraft von Olympia. „Für mich ist es auch ein Ziel, dass möglichst viele Leute unsere Wettkämpfe live oder im Fernsehen verfolgen und vielleicht Gefallen an unserem Sport finden. Olympische Spiele bieten uns eine große Bühne, die wir nutzen wollen“, sagt Schwarzbauer.

Deutsche Starter:

Nina Benz (Freiburg/Lexware MTB Team)

Julian Schelb (Münstertal/Stop&Go Marderabwehr-MTB-Team)

Luca Schwarzbauer (Nürtingen/Canyon CLLCTV)

Entscheidungen:

28. Juli:  14.00 – 16.30 Uhr MTB Cross Country Frauen
29. Juli:  14.00 – 16.30 Uhr MTB Cross Country Männer

 

 

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