Das deutsche Frauen-Trio enttäuschte nicht. Liane Lippert fuhr lange in einer zehnköpfigen Spitzengruppe mit Weltmeisterin Lotte Kopecky, mit der Olympiasiegerin von 2012, Marianne Vos, und mit Elisa Longo Borghini, der starken Italienerin.
Diese Gruppe hatte sich nach der Einfahrt auf den Pariser Stadtkurs gebildet, wo wieder Menschenmassen die Straßen säumten. Frühere Ausreißversuche, bei denen sich vor allem Außenseiterinnen in Szene setzten, waren bis dahin vereitelt.
Lippert fiel im Frühjahr wegen einer Oberschenkelverletzung lange aus und fährt erst seit einigen Wochen wieder Radrennen. Ein Etappensieg im Giro machte deutlich, dass sie wieder zu alter Form zurückgefunden hat. Und sie war in der Spitzengruppe eine der dominierenden Fahrerinnen, machte Tempo und versuchte sogar, sich mit der Polin Marta Lach abzusetzen.
Dann hatte sie mehrfach Probleme mit der Kette, musste sich immer wieder an die Gruppe heranfahren, in der Großbritannien das Tempo noch mal forcierte. 20 Kilometer vor dem Ziel war ihre Kraft zu Ende, sie bekam Krämpfe und verlor den Anschluss an die Spitzengruppe, die im weiteren Verlauf des Rennens auseinanderfiel.
Die US-Amerikanerin Kristen Faulkner nutzte einen günstigen Augenblick und setzte eine Attacke, die niemand konterte, weil keine die Verfolgungsarbeit übernehmen wollte. Und so siegte sie mit 58 Sekunden Vorsprung vor Marianne Vos und Lotte Kopecky, die um Silber und Bronze sprinteten.
Liane Lippert fuhr mit einem Rückstand von 4:04 Minuten als 16. über den Zielstrich; Antonia Niedermaier wurde mit fünf Minuten Rückstand 32., Franziska Koch landete auf Platz 40 (7:53 Min. zurück). Niedermaier und Koch wurden durch einen Sturz ausgebremst und verloren dadurch wertvolle Positionen.
Reaktionen:
Liane Lippert: „Ich habe mich im ersten Teil des Rennens sehr gut gefühlt, konnte am Kopfsteinberg mit den Besten mithalten. Dann ist mir auf der Runde dreimal die Kette weggesprungen, und ich musste mich jedes Mal auf dem Kopfsteinpflaster wieder ranfahren. Das hat viel Kraft gekostet, zumal die Britinnen in dieser Phase auch das Tempo angezogen haben, und ich allein auf der Runde war. Ich habe dann auch noch Krämpfe bekommen, und da ging dann nichts mehr. Schade, dass ich diesen schwachen Moment hatte. Es war ein Hammerrennen, eine tolle Atmosphäre und hat trotzdem Spaß gemacht.“
Franziska Koch: „Es war eine mega coole Erfahrung; so viele Zuschauer, eine tolle Atmosphäre. Das Rennen selbst wurde sehr aggressiv gefahren, jede kämpfte um ihre Position. Vor allem am Anfang war es sehr hektisch und dann auch im Finale auf dem engen Kurs. Wir waren gut positioniert, aber dann wurden Antonia und ich durch einen Sturz ausgebremst, es war alles blockiert. Das hat uns das Rennen gekostet und eine bessere Platzierung.“
Bundestrainer André Korff: „Liane war in der richtigen Gruppe; war im richtigen Moment dabei. Leider bekam sie Krämpfe und die Kraft hat hintenraus nicht gereicht, nachdem ihr auch die Kette mehrfach abgesprungen war. Das war großes Pech.“