Auf der 12 km langen Traditionsstrecke rund um den Jägersburger Wald fanden zwischen 1993 und 2007 regelmäßig Radrennen statt. Einhausen war zuletzt 2015 Ausrichter der Deutschen Zeitfahrmeisterschaft, die ebenfalls Algis Oleknavicius verantwortete. Der Ex-Rennfahrer hat sich auch als Veranstalter verdient gemacht und richtete 2015 neben der Zeitfahr-DM auch die Straßenmeisterschaft in benachbarten Bensheim aus.
Der Stadtkurs ist anspruchsvoll, aber topographisch nicht allzu schwer, so dass es vermutlich zu einem Sprintfinale kommen wird. Sicher kann man aber nie sein, es sind die Rennfahrer, die mit ihrer Fahrweise bestimmen, wie das Rennen verläuft.
Die Liste der Favoriten ist lang. Die beiden deutschen Teams Bora-hansgrohe und Sunweb sind zahlenmäßig der Konkurrenz überlegen, was ein Vorteil ist. Ein Sieg des jungen Pascal Ackermann (Bora), der zuletzt als Etappensieger in der Dauphiné überzeugte, käme ebenso wenig überraschend wie ein weiterer Triumph des „alten Hasen“ André Greipel (Lotto-Soudal), der rechtzeitig zur Tour wieder in bester Verfassung ist und schon dreimal das Meistertrikot überstreifen durfte.
Das fehlt Marcel Kittel noch in seiner Sammlung und der Erfurter bekennt: „mit der Meisterschaft noch eine Rechnung offen zu haben.“ Damit meint er die Niederlage gegen Greipel vor zwei Jahren in seiner Heimatstadt Erfurt. Und weil sein Erfolgskonto in diesem Jahr noch nicht so üppig bestückt ist, wäre ein Meistertitel so kurz vor der Tour ein guter Motivationsschub für den 30-Jährigen, bevor er in die Große Schleife startet und die Jagd nach den Etappensiegen beginnt.
Auch John Degenkolb würde sich gern mit dem Trikot mit dem schwarz-rot-goldenen Brustring schmücken. Schon so oft war er nah dran, doch als Einzelstarter, ohne Mannschaftshelfer, wird es auch in Einhausen sehr schwer für den 29-Jährigen.
Das Schweizer Team Katusha schickt mit Rick Zabel (Unna) einen weiteren aussichtsreichen Medaillenkandidaten ins Rennen. Ebenfalls am Start: Marco Mathis (Meckenbeuren) und Nils Politt (Hürth), die auch im Zeitfahren auf Medaillenkurs gehen werden.
Im Team Sunweb hat man mit Phil Bauhaus (Bocholt), Nikias Arndt (Köln) und Max Walscheid (Neuwied) drei endschnelle Leute dabei, bei Bora-hansgrohe wird Titelverteidiger Marcus Burkhardt wohl zugunsten der sprintstarken Teamkollegen Ackermann und Rüdiger Selig auf eigene Chancen verzichten.
Den 12 km langen Rundkurs müssen die Männer 19 Mal (221 km) umrunden. (Start Sonntag,11.00 Uhr). Bereits morgens um 8.00 Uhr können ambitionierte Hobbyfahrer an einem Jedermannrennen teilnehmen.
Die Frauen, die bereits am Samstag (Start 16.00 Uhr) ihre neue Meisterin ermitteln, haben elf Runden zu absolvieren. Titelverteidigerin ist Lisa Klein vom deutschen Team Canyon-SRAM, die allerdings nach einer Schlüsselbeinfraktur gerade erst wieder in den Rennbetrieb eingestiegen ist. Darum räumt man Lisa Brennauer (Wiggle High 5), im Juni Gesamtsiegerin der Thüringen-Rundfahrt größere Chancen ein. Die Allgäuerin ist auch eine der Favoritinnen beim Einzelzeitfahren am Freitag, wo Trixi Worrack (Dissen/alle Canyon SRAM) als Titelverteidigerin startet. Medaillenchancen in beiden Wettbewerben hat auch Charlotte Becker (Berlin/Hitec Products, im Frühjahr Gesamtsiegerin der Tour Chongming Irland.
Die Zeitfahrstrecke der Frauen ist 30 km lang. Die gleiche Distanz legen die U23 zurück, die den Kampf gegen die Uhr am Freitag um 12.00 Uhr beginnen. Dazwischen startet die männliche Elite mit dem siebenfachen deutschen Champion Tony Martin. Er hat starke Konkurrenz im Kampf um den Titel: Der Berliner Giro-Etappensieger Maximilian Schachmann, seine eigenen Teamkollegen Nils Politt und Marco Mathis, U23-Straßen-Vize-Weltmeister Lennard Kämna und der für den spanischen Rennstall Movistar fahrende Freiburger Jasha Sütterlin sind seine schärfsten Gegner.
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zum Bild: Das Podium der Zeitfahr-DM 2017: Tony Martin (m) gewinnt vor Jasha Sütterlin (links) und Nils Politt.
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