Souveräner Lukas Kohl

Bei den deutschen Hallenradsport-Meisterschaften in Hamburg gab es am Wochenende viele Favoritensiege  aber auch einige Überraschungen.

Im Fokus der deutschen Hallenradsport-Meisterschaften standen die Einzeldisziplinen der Damen und Herren. Lukas Kohl verteidigte nicht nur seinen DM-Titel souverän, er bestätigte auch den rasanten Aufstieg des Vorjahres, die ihn bis ganz oben auf die WM-Pyramide katapultierte. „Ich benutze das Wort ‚Perfektion‘ sonst nicht. Aber für mich war das 99 Prozent an der Perfektion“, so sein Eindruck von seiner mit 205,64 Punkten exzellent bewerteten Titel-Kür. Ein Mini-Wackler beim Maute-Sprung, sondern alles im Griff – einige Insider wagten sogar Vergleiche zum achtmaligen Champion David Schnabel. Kohl dagegen spricht davon, sich jetzt wieder „von Null aus“ Richtung Weltmeisterschaft zu entwickeln. „Ich kann mir kaum vorstellen, den Vortrag zu toppen.“ Zumal dem Bayern „nebenher“ intensive Kopfarbeit bevorsteht. Bis Ende Januar muss er seine Bachelor-Thesis abliefern. „Das wird zeitlich alles eng.“

Völlig anders die Situation bei den Frauen. Am Mittag vor dem Finaldurchgang der vier punktbesten Sportlerinnen hatten Milena Slupina und Viola Brand die beiden WM-Tickets gelöst. Und die nationale Titelverteidigerin und Weltmeisterin Lisa Hattemer ins Tal der Tränen geschickt. Im Dezember 2016 hatten 6000 Zuschauer in der Stuttgarter Porsche-Arena die Rheinhessin frenetisch gefeiert, nun schien das Trikot in den Farben des Regenbogens wie eine Zwangsjacke auf den Schultern zu lasten. Die fünfmalige Weltmeisterin Dr. Corinna Biethan, bei der DM ebenfalls vorzeitig gescheitert, kennt diese Situation. „Mir erging es damals ähnlich. Das ‚bunte‘ Hemd kann belastend wirken.“ Die Grande Dame des deutschen Kunstradsports selbst will künftig andere Prioritäten setzen. „Ich bleibe dem Sport verbunden, will auch 2018 bei der DM dabei sein, aber vielleicht eher breitensporttechnisch.“

Im Finale setzte sich Viola Brand durch – und rang nach Worten. Erst denkbar knapp ins WM-Team gerutscht. Und dann nach fünf Vize-Meisterschaften der große Coup, ein paar Zehntel mehr (183,97; 183,58) als Maren Hase auf der Habenseite. „Einer meiner schönsten Tage im Sport“, ihr Kommentar.  „Nervenzehrend“ so Viola, sei der lange Marsch bis hierher gewesen – und den Titel könne sie noch gar nicht begreifen.  

Die dreifachen Weltmeister Benedikt und André Bugner aus Kleinwinternheim waren nicht so souverän wie sonst, stürzten zweimal und fanden in den WM-Zweiten Serafin Schefold/Max Hanselmann aus Öhringen harte Konkurrenz, die sogar mit der höchsten Bewertung belohnt wurden. Nach dem Einspruch des RSV Klein-Winterheim entschied die Kommission, beide Teams mit den Meistertrikots auszustatten. Beide vertreten den BDR auch bei den Weltmeisterschaften in Dornbirn Ende November. Einfacher hatte es die Jury im  Zweier-Kunstradfahren der Frauen.  Nadja und Julia Thürmer spüren kaum den Atem der Konkurrenz. Sie dominieren im Stile von Premium-Athletinnen. Viel Konzentration beim Finale und jede Menge Eleganz – so kann die WM kommen. Hinter den zweitplazierten Bringsken-Schwestern konnten sich Sofie Wurth und Natalie Nattmann aus Gutach im Schwarzwald – mit Bronze – langsam in Position bringen. 

Eigentlich sollte die Verabschiedung von Uwe Berner, dem Radball-Weltmeister von 2010, zum DM-Programm gehören. Es kam anders. Der Gärtringer hängt sich auch 2018 für seinen Verein rein – um dem zunächst gemeldeten Nachwuchs-Duo den möglichen Untergang im Haifischbecken 1. Bundesliga zu ersparen. Mit abwechselnden Partnern will er Schadenbegrenzung für seinen RVG betreiben. Das funktionierte beim DM-Finale nicht. Platz 4 für die Württemberger, von Obernfeld II im kleinen Finale ausgekontert. Im Endspiel bezwang Obernfelds erste Garde, André und Manuel Kopp, ihren ewigen Rivalen aus Stein (5:2). Der erste Titelgewinn.

 

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