Silber trotz Sturzpech

Die Freude über Silber war zunächst ein wenig verhalten. Denn das Edelmetall schien verloren, nachdem die männlichen Junioren im ersten Teil des Wettbewerbs durch zwei Stürze von Platz eins bei der Zwischenzeit auf Rang sieben zurückfielen. Aber die Juniorinnen rockten es doch noch: holten Sekunde um Sekunde auf und erkämpften die Silbermedaille hinter Italien und vor Frankreich.

„Wir müssen den Mädels dankbar sein, dass sie es gerettet haben,“ sagte Louis Leidert vor der Siegerehrung. Der Bensheimer war zweimal gestürzt und konnte sich zunächst gar nicht so wirklich über die Medaille freuen.

Nach der ersten Zwischenzeit lag das Trio Louis Leidert, Moritz Bell und Ian Kings fünf Sekunden vor Italien und fuhr auf Medaillenkurs. Dann stürzten Moritz Bell und Louis Leidert auf der Gegengeraden. „Wir wussten, dass das eine tückische Stelle ist. Es hatte geregnet und wir sind langsam gefahren, trotzdem sind wir weggerutscht,“ erzählte Leidert. Moritz Bell konnte nicht mehr weiterfahren, also mussten Leidert und Kings es richten, denn zwei Fahrer müssen ins Ziel kommen, sonst wird die Staffel nicht gewertet. Aber die Pechsträhne war noch nicht beendet. Kurze Zeit später stürzte Leidert erneut, als ihm das Hinterrad wegrutschte. Und wieder rappelte sich der tapfere Juniorenfahrer auf und fuhr das Rennen zu Ende.

„Als Louis das zweite Mal gestürzt war, habe ich gewartet, da haben wir noch mal Zeit eingebüßt,“ sagte Kings. „Wir haben aber bis zum Schluss gefightet.“  Allerdings habe er gar nicht auf die Zeit geschaut im Ziel. „Wichtig war doch erst einmal, wie es den Jungs geht.“

Insgesamt 32 Sekunden hatte das Trio auf die Niederländer verloren, die mit der schnellsten Zwischenzeit nach der ersten Zieldurchfahrt notiert wurden. Mit schmerzhaften Schürfwunden stieg Leidert vom Rad. Unter den elf gestarteten Teams hatten er und Ian Kings nach dem Ausfall von Bell immerhin noch die siebtschnellste Zeit gefahren, ehe die Juniorinnen ins Rennen gingen. Und die fuhren ein bärenstarkes und vor allem sturzfreies Rennen.

„Ich habe ihnen nicht gesagt, dass sie weit hinten lagen, das hätte sie nur verunsichert,“ sagte Bundestrainer Lucas Schädlich und merkte schnell, dass seine Juniorinnen Sekunde um Sekunde gutmachten. „Da habe ich ihnen gesagt, dass sie auf Medaillenkurs sind.“ Joelle Messemer musste zwar an der Wende reißen lassen, hatte bis dahin aber einen guten Job gemacht. „Auf den letzten vier Kilometern waren Hannah (Kunz) und Pia (Grünewald) im Flow, sind mit 53, 54 km/h dem Ziel entgegengefahrenen,“ lobte Schädlich.

„Ich hatte es mir ein bisschen anders vorgestellt,“ sagte Joelle Messemer im Ziel, sichtlich nicht voll zufrieden mit ihrer Leistung. „Sie hat es bis zur Hälfte richtig gut gemacht,“ fand aber Hannah Kunz. „Es war ein harmonisches Teamzeitfahren.“ Aus dem sei eben zum Schluss ein Paarzeitfahren geworden meinte die Pfälzerin. „Wir konnten uns immer im Windschatten der anderen erholen,“ ergänzte Grünewald. 35 Sekunden machte das Juniorinnen-Trio auf Frankreich gut, über 50 sogar auf die zur Halbzeit führenden Niederländer. Das war ein starker Auftritt.

„Im Ziel haben wir uns gefreut über den Erfolg und waren dann erschrocken, als wir erfuhren, was bei den Jungs passiert ist,“ berichtete Hannah Kunz.

Ohne Moritz Bell, der zu weiteren Untersuchungen ins Krankenhaus gebracht werden musste, ging die deutsche Mannschaft zur Siegerehrung. Neuer Europameister wurde Italien, das 25 Sekunden schneller als der BDR war. Bronze holte sich Frankreich, das auf Deutschland neun Sekunden einbüßte.

 

Foto: Joelle Messemer, Pia Grünewald, Hannah Kunz, Ian Kings und Louis Leidert bei der Siegerehrung. Der gestürzte Moritz Bell fehlt.

BDR-Sponsoren
BDR-Förderer