Die Mountainbike-Entscheidungen fallen in Glentress, was etwa eine Autostunde östlich von Glasgow liegt und als ausgewiesenes Mountainbike Paradies gilt. Es gibt mehrere bekannte MTB-Strecken, die insgesamt über 80 km lang sind und Mountainbiker von überall anziehen. Die Gegend gilt als eine der attraktivsten Touristengebiete in den schottischen Borders.
Die Marathon-Wettkämpfe sind 86,5 km lang bei insgesamt 3200 Höhenmeter. Die Short Track Rennen werden auf einer 900 Meter langen selektiven Strecke ausgetragen, die Entscheidungen im Cross Country fallen auf einer 3,5 km langen Runde, die allen Anforderungen eines typischen WM-Parcours entspricht: Steigungen, Abfahrten. „Ein technisch anspruchsvoller Kurs,“ urteilt Bundestrainer Peter Schaupp.
In der Eliteklasse der Männer ist Luca Schwarzbauer der derzeit beste Fahrer im Team. Er gewann in dieser Saison das Weltcuprennen im Short Track in Lenzerheide, war Zweiter im Cross Country-Weltcup von Leogang. „In den letzten Jahren hatten wir keinen Fahrer mehr, der international so stark war wie Schwarzbauer,“ sagt Schaupp und findet, dass der Wahl-Freiburger an die Klasse eines Manuel Fumic heranreicht. Schwarzbauer fährt sehr offensiv, sehr ungezwungen. Bei ihm lautet das Motto: „alles oder nichts.“ Im Short Track-Wettbewerb hat Schwarzbauer die Chance, sogar Weltmeister zu werden, im Cross Country wäre ein Podestplatz ein Riesenerfolg. Für dieses Ziel hat er sogar auf die Teilnahme an den Deutschen Meisterschaften verzichtet und sich sehr gezielt auf die WM vorbereitet.
Froh ist der Bundestrainer auch über den Leistungsstand des Deutschen Meisters Maximilian Brandl, der nach mehreren gesundheitlichen Problemen wieder an alte Zeiten anknüpfen kann und in Glentress immer für eine Überraschung gut ist.
Im Elitebereich der Frauen ist Schaupp zurückhaltender. „Da gilt es, das Leistungsniveau zu stabilisieren. Wir werden nicht ums Siegerpodest mitfahren können, aber Top-Platzierungen sind im Bereich des Machbaren.“
In der Klasse der männlichen U23 ist neben dem frischgebackenen Deutschen Meister Lennart Krayer vor allem Emil Herzog zu beachten. Der 18-Jährige aus Simmerberg in Schwaben wäre im letzten Jahr fast Weltmeister bei den Junioren geworden, hätte ihn ein Defekt nicht aussichtlos zurückgeworfen. Wenige Wochen später wurde Herzog Straßen-Weltmeister der Junioren, hat aber seine Liebe für den Mountainbike-Sport nicht verloren und will in Glentress diesmal in der Klasse U23 angreifen. Dafür hat er extra ein Höhentraining absolviert. „Ich bin gespannt, wie er sich in seinem ersten Jahr schlagen wird,“ sagt Schaupp, „aber feststeht, er ist ein Riesentalent.“ Knackpunkt könnte die Startphase des Rennens sein. Wer nach dem Start zu weit hinten liegt, hat Probleme. „Dazu braucht man eine gewisse Spritzigkeit.“ Im Rennen der U23 am Start ist auch Paul Schehl, ein talentierter Mountainbiker, der in der Zukunft sehr zu beachten sein wird. Schehl gewann im letzten Jahr WM-Gold bei den Junioren.
Die hat Sina van Thiel, die Deutsche U23-Meisterin 2023 und große Hoffnung im Rennen der weiblichen U23. Bei den Europameisterschaften verpasste die als Vierte nur knapp die Bronzemedaille. Kira Böhm wurde bei der EM in Krakau Zehnte und ist ebenfalls hoch motiviert für die WM.
Bei den Juniorinnen ist Carla Hahn eine Kandidatin fürs Podium. Mit mehr als fünf Minuten Vorsprung hat sie ihre Dominanz auf nationaler Ebene bei den Deutschen Meisterschaften gezeigt, auch international hat sie in diesem Jahr Top-Platzierungen herausgefahren, wie der Sieg im Short Track bei der EM in Anadia und Platz zwei im Cross Country. „Sie ist unsere große Medaillenhoffnung,“ sagt Juniorentrainer Marc Schäfer.
Bei den männlichen Junioren liegt die Messlatte niedriger. Sie kämpfen um eine Top-Ten-Platzierung. Medaillenchancen hat der BDR aber wieder in der Staffel, wo von jeder Altersklasse ein Fahrer/Fahrerin nominiert werden kann. Wie die Besetzung des BDR aussieht, entscheidet sich vor Ort.
Eine Medaille ist das große Ziel von Adelheid Morath. Die Freiburgerin, viele Jahre Mitglied der Nationalmannschaft und bei vielen Welt- und Europameisterschaften im Cross Country im Einsatz, gewann vor wenigen Wochen die EM im MTB-Marathon und ist auch bei der WM zum Kreis der Favoritinnen dazuzuzählen. Auch bei den Männern stehen die Chancen auf Marathon-Medaillen gut, mit Andreas Seewald, dem Weltmeister von 2021 und Vizeweltmeister von 2022. Im vergangenen Jahr platzierten sich fünf Deutsche unter den ersten Elf.
Die Nominierten des BDR (in der Olympischen Disziplin Cross Country)
Elite Männer (6)
Brandl, Max (1997/Lexware MTB-Team)
Egger, Georg ( 1995/MSC Wiesenbach)
Kaiser, Leon (2000/Bulls)
List, David (1999/Lexware MTB Team)
Schelb, Julian (1992/Marder Stop)
Schwarzbauer, Luca ( 1996/CANYON CLLCTV)
Elite Frauen (4)
Benz, Nina (1998/Lexware MTB Team)
Daubermann, Leonie (1999/KTM)
Eibl, Ronja (1999/Alpecin/Deceuninck)
Schrievers, Lia (1998/Bikesportbühne Bayreuth)
U23 Männer (5)
Herzog, Emil (2004/Hagen Berman Axeon)
Krayer, Lennart (2002/Lexware MTB Team)
König, Tobi (2002/MSC Wiesenbach)
Schehl, Paul (2004/Lexware MTB Team)
Schweizer, Ben (2003/Marder Step)
U23 Frauen (6)
Böhm, Kira (2002/Cube Next Generation)
Daubermann, Luisa (2002/MMR/RSG Augsburg)
Fuchs, Alexa (2003/SV Reudern)
Kravanja, Andrea (2003/Sunshineracers Nals)
Lipp, Finja (2003/Ghost Factory Racing)
Van Thiel, Sina (2003/Lexware MTB Team)
Junioren (4)
Adler, Max (2006/RV Concordia Reute)
King, Jonas (2005/RSV St. Georgen)
Kirchberger, Tobias (2005/RSV Moosburg)
Zemke, Jermaine (2005/RSC Linden)
Juniorinnen (2)
Hahn, Carla (2005/TSV Benediktbeuern Bich)
Huber, Lina (2006/TSG Münsingen)
Downhill
Frauen (1)
Nina Hoffmann (Santa Cruz Syndicate)
Männer (5)
Max Hartenstern (CUBE Factory Racing)
Thore Hemmerling (Bike Aid)
Erik Irmisch (RSG 52 Stollberg)
Hannes Lehmann (Chili Racing Brigade)
Simon Maurer (Rad Sport Hügelland)
Junioren (2)
Henri Kiefer (CANYON CLLCTV PIRELLI)
Marco Lamaris (Propain positive)
Foto: Medaillenhoffnung Luca Schwarzbauer.