Mountainbikerin Adelheid Morath hat Sabine Spitz in ihrer Heimat die Show gestohlen. Die Freiburgerin vom Sabine Spitz Haibike Pro Team ist neue Deutsche Meisterin im Cross Country und besiegte in Bad Säckingen Titelverteidigerin Sabine Spitz und Helen Grobert (Focus XC). In der U23-Kategorie sicherte sich überraschend Lena Wehrle (Lexware) DM-Gold.
„Ich bin überglücklich. Ich wusste, dass ich in guter Form bin und wollte einfach meinen Rhythmus fahren. Ich hatte noch Reserven, für den Fall, dass die von hinten Druck machen. Das war der Plan und er ist aufgegangen. Ich kann es noch gar nicht fassen“, freute sich Morath, die im Regen von Bad Säckingen eine eindrucksvolle Vorstellung ab. In starker körperlicher Verfassung angetreten, war die 29-Jährige auf dem schwierigen Untergrund auch mental auf der Höhe.
In Runde zwei von fünf zog Morath am Berg das Tempo etwas an und war fortan alleine an der Spitze. Allerdings war der Rückstand von Helen Grobert und dann von Sabine Spitz nie so groß, dass sich die Schwarzwälderin in Sicherheit fühlen konnte.
Titelverteidigerin Sabine Spitz drehte in der dritten Runde auf, überholte Grobert und verringerte ihren Rückstand von 25 auf 18 Sekunden, aber Morath konnte sie nicht mehr einholen. „Die Strecke hat sich halt jede Runde verändert und da war es schnell mal passiert, dass man wegrutschte“, erklärte Spitz. 53 Sekunden trennten die beiden Teamkolleginnen am Ende.
U23 Damen: Wehrle überrascht
Mit der Buchenbacherin Lena Wehrle hatte wohl niemand als Nachfolgerin von Helen Grobert als U23-Meisterin gerechnet. Die Lexware-Fahrerin übernahm in der vorletzten Runde die Führung von Majlen Müller (Fujibikes-Rockets). Die Wuppertalerin hatte bis zur Hälfte des Rennens in Führung gelegen, versuchte dann auch noch mal Wehrle abzuhängen, doch die war in der Lage zu kontern und feierte mit 24 Sekunden Vorsprung auf Mahlen Müller einen überraschenden Titelgewinn, den ersten in ihrer Karriere. Dritte wurde Lena Putz.
Elitem Männer: Milatz im Pech
Bei den Herren war es Titelverteidiger Moritz Milatz (32), der von Beginn an das Tempo bestimmte. Der Freiburger konnte sich gemeinsam mit Markus Schulte-Lünzum absetzen. In den Anstiegen war Milatz der Stärkere, der 23-jährige aus Haltern am See konnte in den technischen Passagen jedoch immer wieder die kleinen Lücken schließen.
Dahinter versuchte sich Manuel Fumic „mit schlechten Beinen“ über Wasser und den Abstand in Grenzen zu halten. Er blieb bis zur Hälfte der Distanz auch noch auf Schlagdistanz.
In der vierten von sechs Runden endete Milatz’ Traum vom fünften Titel. In einer Abfahrt musste er in die Büsche. Der Sturz selbst war harmlos, („mir ist nichts passiert“), doch die Folgen waren drastisch. Die Halterung vom Schalthebel war abgebrochen. Keine Chance zur Reparatur, keine Chance weiter zu fahren. Total enttäuscht gab er das Rennen auf. „Ich fasse es nicht“, schüttelte der frustrierte Milatz den Kopf.
Mit seinem Alptraum begann der Traum von Schulte-Lünzum wirkliche Konturen anzunehmen. Der Abstand zu Manuel Fumic wuchs an und der West-Münsterländer steuerte auf seinen ersten Titel in der Elite-Kategorie zu. Am Ende waren es 1:46 gegenüber Manuel Fumic.
Der U23-Weltcupsieger vom vergangenen Jahr hatte am Freitag tatsächlich einen Traum gehabt. „Das ist der Wahnsinn, der absolute Hammer. Ich habe geträumt, dass mir Focus einen Meister-Rahmen macht, dass ich das Trikot habe und war froh, dass ich endlich aufgewacht bin, weil das so unwirklich war“, erzählte Schulte-Lünzum euphorisch. „Schade, dass es so passiert ist, mit dem Pech von Moritz, aber bin trotzdem super glücklich. Ich kann es gar nicht fassen.“
Manuel Fumic wirkte dagegen sehr abgeklärt, fast ernüchtert. Das ganze Rennen über betrieb er praktisch Schadensbegrenzung. „Ich bin mein Tempo gefahren und am Ende hat es zum Vizemeister gereicht. Das war zwar nicht das, was ich mir erhofft habe, aber mit den Beinen bin ich mehr als zufrieden“, sagte der Cannondale-Fahrer. Auf Rang drei erreichte Markus Bauer das Ziel (+2:59).
Weitere Meister in Bad Säckingen: In der Masters-Klasse dürfen Lutz Baumgärtel (1) aus Bautzen und der Hausacher Uli Brucker (2-4) das Trikot des Deutschen Meisters ein weiteres Jahr tragen. Die außerdem ausgetragene (inoffizielle) 1. Haibike e-MTB-DM entschied Max Brandl aus Lohr am Main für sich.