Seit Jahren ist Miriam Welte neben Kristina Vogel die schnellste Polizistin auf der Piste. Beide stehen im Polizeidienst, Vogel in Erfurt, Welte in der Pfalz. Doch mehr Zeit verbringen sie auf dem Rennrad und sausen seit Jahren von Erfolg zu Erfolg.
Im 500-m-Zeitfahren, ihrer Spezialdisziplin, ist Miriam Welte Weltklasse. Nun holte die Kaiserslauterin zum zweiten Mal den Europatitel im Zeitfahren, den ersten in der Eliteklasse. 2006 gewann sie Gold bei der U23-Europameisterschaft. Neben zahlreichen Silber- und Bronzemedaillen bei Europameisterschaften und Weltcuprennen war sie insgesamt acht Mal Deutsche Meisterin. Hinzu kommen eine Gold- (2014), drei Silber- (2012, 2013 und 2017) und zwei Bronzemedaillen (2011, 2015) in ihrer Spezialdisziplin bei Weltmeisterschaften.
Trainiert von ihrem Stiefvater Frank Ziegler, saust Miriam Welte seit nunmehr zwölf Jahren erfolgreich über die internationalen Pisten. Er schafft es immer wieder sie zu Höchstleistungen anzustacheln und zu motivieren. „Ich liebe diese Disziplin allein gegen die Uhr, und ich bin noch nicht müde, mich immer wieder internationalen Wettkämpfen zu stellen“, sagt die 30-Jährige, wenn sie auf ihr Karriereende angesprochen wird. „Gestern war ich allerdings schon sehr traurig,“ meinte sie. Am Eröffnungsabend verlor sie an der Seite von Kristina Vogel im Finale des Teamsprints gegen Russland. „Das hat mir heute aber vielleicht ein bisschen geholfen. Ich war besonders ehrgeizig und bin jetzt super happy“, strahlte sie nach der Siegerehrung und freute sich, dass es endlich mit dem Zeitfahr-EM-Titel in der Eliteklasse geklappt hat. „Das ist einfach genial. Die Zeit ist megastark. So schnell bin ich noch nie auf Meeresspiegel gefahren. Ich habe allen gezeigt, dass ich die 500 Meter fahren kann.“
Ein Rücktritt scheint nach dem Erfolg von Berlin aktuell erst mal kein Thema, denn nach Silber am Vortag (im Teamsprint) war es ds zweite Edelmetall für die Pfälzerin. Im Zeitfahren war Welte am Donnerstag zwei Zehntel schneller als Pauline Grabosch, die als gerade 19-Jährige einen glänzenden Auftritt in Berlin bot und in neuer persönlicher Bestleistung Silber gewann. Sie steht für die Wachablösung bereit. „Vor fünf Jahren habe ich noch in der Schule einen Vortrag über Miriam gehalten, jetzt stehe ich mit ihr auf dem Podest“, jubelte Grabosch.
Im Sprint der Männer scheiterte Maximilian Levy im Viertelfinale an dem Franzosen Sebastien Vigier. Maximilian Beyer belegte im Ausscheidungsfahren Rang 13; Charlotte Becker fuhr im Punktefahren der Frauen auf den sechsten Platz und Lisa Klein kam in der Einerverfolgung in 3:39,608 Minuten auf Platz acht, zwei Plätze hinter Gudrun Stock aus München, die in 3:37,795 Sekunden den sechsten Platz einnahm. Lisa Klein hatte mit den Nachwirkungen des schweren Sturzes am Donnerstag in der Mannschaftsverfolgung zu kämpfen. „Es hat sich schon bemerkbar gemacht. Mein rechtes Bein ist im Kniebereich doch arg geprellt“, sagte die deutsche Straßen-Meisterin, „trotzdem ist das Ergebnis schon enttäuschend.“
zum Foto: Doppelsieg im 500-m-Zeitfahren: Europameisterin Miriam Welte (rechts) und die EM-Zweite Pauline Grabosch.