Die Hoffnungen der deutschen Fans, 54 Jahre nach Rudi Altig wieder einen Weltmeister zu feiern, erfüllten sich nicht. Der Rundkurs rund um die berühmte Motorsportstrecke von Imola glich einem Klassikerkurs, war extrem anspruchsvoll. Maximilian Schachmann verglich ihn mit dem Fleche Wallone. Der 26-Jährige war gut aus der Tour gekommen und ging hoch motiviert ins Rennen. Und die deutsche Taktik ging auf: Zunächst fuhr Jonas Koch fast 180 Kilometer in einer Spitzengruppe, so dass sich die übrigen deutschen Fahrer im Feld schonen konnten. Nachdem die Spitzengruppe ca 60 Kilometer vor dem Ziel gestellt wurde, startete das Rennen neu.
Viele Attacken im Finale machten das Rennen noch schwerer. Auch Tour-de-France-Sieger Tadej Pogacar setzte sich Ende der vorletzten von insgesamt neun Runden (28,8 km) an die Spitze, später versuchte es Vincenzo Nibali, doch erst Alaphilipps Attacke führte zum Erfolg.
Maximilian Schachmann und Simon Geschke (Berlin/CCC Team) lagen in guter Position, als die Verfolger Jagd auf den Franzosen machten. Als aber eine Gruppe um den Tour-Zweiten Primoz Roglic und den großen WM-Favoriten Wout van Aert (Belgien) attackierte, konnten die beiden Berliner nicht mehr mitgehen. Schachmann belegte in der zweiten Verfolgergruppe (53 Sekunden zurück) einen sehr guten neunten Platz, Simon Geschke fuhr mit 1:34 Minuten Rückstand auf Platz 17.
Es war die beste BDR-Platzierung seit John Degenkolbs neuntem Platz bei den Weltmeisterschaften 2014 in Ponferrada. Die letzte BDR-Medaille im Straßenrennen der Männer gewann André Greipel 2011 in Kopenhagen, wo er die Bronzemedaille gewann. Mit den Plätzen fünf und neun im gestrigen Straßenrennen der Frauen durch Liane Lippert und Lisa Brennauer und Platz vier und acht von Brennauer und Mieke Kröger im Einzelzeitfahren konnte der Bund Deutscher Radfahrer bei diesen Weltmeisterschaften insgesamt fünf Top-Ten-Platzierungen in vier Rennen erzielen, womit man sehr zufrieden die Heimreise antreten kann.
Stimmen zum Rennen:
Maximilian Schachmann: „Die letzten Meter über den Berg ist das Loch aufgegangen, und ich habe den Anschluss ganz nach vorn verloren. Kwiatkowski hatte noch was im Tank und hat angezogen, aber ich habe es einfach nicht mehr geschafft. Das Bein wollte nicht mehr. Aber wir sind ein gutes Rennen gefahren, die Mannschaft hat einen super Job gemacht. Ich konnte meine Kräfte bis ins Finale sparen. Das Ergebnis ist solide, aber ich hatte mir schon erhofft, noch weiter vorn reinzufahren.. Aber da hat mir leider am Ende ein bisschen gefehlt.“
Simon Geschke: „Wenn man so knapp dran ist, will man natürlich schon vorn sein, aber Top-Ten ist bei so einem Rennen kein schlechtes Ergebnis. Ich bin mit dem WM-Rennen zufrieden, auch wenn es im Finale nicht ganz gereicht hat, und Max (Anmerkung: Schachmann) enttäuscht ist, weil ihm drei Sekunden gefehlt haben. Das Rennen war super schwer, wir waren im Finale gut positioniert, haben nichts falsch gemacht und können uns daher keinen Vorwurf machen, dass es zum Schluss nicht mehr gereicht hat.“
Jens Zemke: „Unsere Strategie ging auf, die Mannschaft hat die Renntaktik gut umgesetzt. Wir hatten wie geplant mit Jonas Koch einen Fahrer in der Spitzengruppe. Und unsere beiden Kapitäne Schachmann und Geschke konnten wir den ganzen Tag beschützen und aus dem Wind halten. Beide schafften es, bis zur rennentscheidenden Phase vorn zu sein. Dann fehlte nicht viel, um im Kampf um eine Medaille mitzufahren. Der neunte Platz von Max ist aber eines der besten WM-Resultate der letzten Jahre.“
Foto: Maximilian Schachmann (nur im Rahmen dieser aktuellen Berichterstattung zur Straßen-WM kostenlos nutzbar.)