Nach einem guten Start übernahm Brandl in der ersten von sechs Runden die Regie und führte das Feld an. „In der ersten Runde ging es sehr gut“, erzählte er später, um dann gleich zu erklären, warum er irgendwann nur noch an zwölfter Position unterwegs war: „Dann hat der Rücken zugemacht.“
Sobald ganz intensive Anstrengung verlangt war, konnte Brandl nicht mehr mitspielen. „Ich habe jede Runde Wasser auf den Rücken geleert“, erläuterte er seine Maßnahme. Allerdings verpuffte der Effekt jeweils relativ schnell wieder. In der vorletzten Runde schien es dann aber plötzlich wieder besser zu gehen. „Da wird dann halt nicht mehr so explosiv gefahren“, erklärte Brandl.
Er kam der Verfolgergruppe vor ihm wieder näher, schloss auf und schluckte einen Fahrer nach dem anderen. In die Karten spielte ihm auch, dass der Däne Simon Andreassen an zweiter Stelle liegend in der Schlussrunde einen Reifendefekt erlitt. Doch Brandl hat auf den letzten 4,1 Kilometern auch noch ein Problem. Er hatte den Kanadier Sean Fincham und den Schweizer Alexandre Balmer bereits abgehängt, als ihm 2,5 Kilometer vor dem Ziel die Kette runter fiel. Und weil es 200 Meter vor der Technischen Zone passierte, entschied er sie selbst aufzulegen. „Ich weiß, wie ich die wieder drauf kriege und dachte: Ruhe bewahren, das Ding drauf und weiter.“
Trotz dieses Zeitverlusts von 15 bis 20 Sekunden verbuchte er auf der Schlussrunde, gemeinsam mit Sieger Dascalu die beste Zeit. Damit schob er sich noch auf Rang fünf, 16 Sekunden hinter seinem chilenischen Lexware-Teamkollegen Martin Vidaurre Kossmann. „Ich kann unter den Bedingungen echt zufrieden sein, im Moment bin ich aber zu kaputt, um große Emotionen zu zeigen“, gab er noch zu Protokoll.
Zweitbester Deutscher wurde Leon Kaiser (Monheim). Der Junioren-WM-Zweite von 2018 wird bei seiner ersten U23-WM 16. (+4:45). „Ich habe gemerkt, das sich die Abfahrten schnell runter komme, aber in der letzten Runde ging es nur noch ums Überleben“, so Kaiser.
Der nächste Deutsche war David List auf Platz 26 (+7:21). „Da kann man schon einen Haken dran machen. Nach der Knie-Verletzung und der Krankheit war die Vorbereitung nicht optimal. In den Aufstiegen habe ich Fehler gemacht, die sich summieren. Rang 26 ist keine totale Katastrophe, aber auch nichts Überragendes“, bewertete der Friedrichshafener sein Ergebnis.
Niklas Schehl (Braunsbach) wurde 28. (+8:05). „Ich war einfach nicht frisch und es lief ziemlich zäh“, bekannte der Deutsche U23-Vizemeister.
Moritz Schäb (Schotten) machte aus seiner hinteren Startposition als 32. (+9:31) sehr viel. Bis zur letzten Runde hatte er sich in die besten 30 gefahren. Er lag etwa zehn Sekunden hinter Schehl, doch dann stürzte er im berüchtigten Streckenteil „La Beatrice“, das auch einigen Favoriten zum Verhängnis wurde. „Das war ein Fahrfehler zu viel, aber die Form stimmt“, zeigte sich der Hesse nicht unzufrieden.