48 Kilometer. Das ist die Distanz, die Tony Martin liebt. Da kann ihm kaum jemand gefährlich werden. Und so feierte der amtierende Zeitfahr-Weltmeister am Samstag seinen siebten nationalen Triumph in seiner Spezialdisziplin.
Bereits zur Zwischenzeit lag Martin 27 Sekunden vor dem Freiburger Jasha Sütterlin und 32 Sekunden vor seinem Katusha-Teamkollegen Nils Politt. Doch zum Ende holte Sütterlin auf, lag im Ziel nur noch 14 Sekunden hinter Martin, was den alten und neuen Meister nicht fröhlich stimmte.
„Glücklich bin ich mit diesem Zeitabstand nicht“, meinte Martin nach Beendigung des 48 km langen Zeitfahrens. „Ich hatte schon mit einem anderen Vorsprung gerechnet. Bis zur Hälfte war es ganz ok, aber danach war ich mir nicht mehr sicher, ob es überhaupt reichen würde. Bei 48 Kilometer bewegst du dich im Niemandsland. Es fiel mir mental schwer, mich auf dieses Rennen zu konzentrieren, weil mein Fokus schon voll auf die Tour gerichtet ist. Ohne überheblich sein zu wollen: Die DM ist Pflichtprogramm. Alles andere als ein Sieg wäre für mich inakzeptabel.“
Jasha Sütterlin hingegen war voll zufrieden: „Mir war wichtig, den Abstand zu Tony im Vergleich zum Vorjahr zu verringern. Und das ist mir gelungen. Es lief heute bei mir sehr gut. Dass ich ihm so nah kommen würde, damit hatte ich aber nicht gerechnet“, sagte der Freiburger im Ziel. Sütterlin hat in dieser Saison großartige Resultate eingefahren und zuletzt auch in der Dauphiné, der Tour-Generalprobe, überzeugt. Als Juniorenfahrer war er bereits Vize-Weltmeister im Einzelzeitfahren und deutscher Meister. Zwei nationale Titel holte er in der Rennklasse U23. Seit 2014 ist er Profi beim spanischen Rennstall Movistar und wird in der kommenden Woche zum ersten Mal bei der Tour de France an den Start gehen.
Auf den dritten Patz fuhr Martins Teamkollege Nils Politt, der mit seiner Leistung „richtig zufrieden“ war. „Ich habe gegenüber dem Vorjahr eine Minute auf Tony gut gemacht. Das bestätigt, dass ich mich in dieser Saison weiter entwickelt habe. Ich bin auf dem richtigen Weg und jetzt freue ich mich auf die Tour,“ sagte der Hürther in Chemnitz. Wie Sütterlin feiert er seine Premiere in der Tour de France, während Tony Martin bereits zum neunten Mal an der Großen Schleife startet.
Für Martin war der Triumph in Chemnitz ein wichtiger Meilenstein auf dem Weg zur Tour de France. „Ich bin positiv entspannt und freue mich sehr auf dieses Ereignis,“ lässt sich der 32-Jährige keinen Druck machen. „Mein Körpergefühl ist sehr gut. Ich habe in den letzten Wochen speziell für den Tour-Auftakt trainiert. Es ist ein harmonischer Kurs, nicht unrhythmisch, und das liegt mir.“