Für das zweite Edelmetall bei den Bahn-Weltmeisterschaften in Hongkong sorgte der Unnaer Lucas Liss vom rad-net ROSE-Team.Vor zwei Jahren Weltmeister im Scratch, bestätigte er sein Talent in dieser Spezialdisziplin und holte sich Silber hinter dem Polen Adrian Teklinski.
Kristina Vogel (Team Erdgas 2012) hat da weitergemacht, wo sie letztes Jahr aufhörte: Nach ihrem Sprint-Olympiasieg in Rio, fuhr die Erfurterin, die im Februar schon den Sprint-Weltcup von Cali gewinnen konnte, auch im WM-Sprint-Turnier locker ins Halbfinale und kämpft morgen um ihren achten WM-Titel. Vorgestern wurde die 26-Jährige in die Athletenkommission der UCI gewählt.
Ein gutes Turnier fuhr auch Junioren-Weltmeisterin Pauline Grabosch (Team Erdgas 2012), die in Hongkong ihre erste Elite-WM bestreitet.
Im Keirin der Männer wurde Titelverteidiger Joachim Eilers (Chemnitzer PSV) in der zweiten Runde wegen einer Welle distanziert und kam deshalb nur ins kleine Finale, das der Chemnitzer trotz einer neuerlichen Viruserkrankung souverän gewann. Im großen Finale belegte WM-Neuling Marc Jurczyk (RSC Turbine Erfurt) den sechsten Platz.
Zitate zu den Wettkämpfen:
Lucas Liss: „Ich fühle mich wie ein Sieger. Nach Gold 2015 jetzt wieder auf dem Podium zu stehen, macht mich stolz und sehr zufrieden. Mit Bundestrainer Meyer hatten wir vorher eine Taktik ausgemacht, das war genau richtig. Es war alles auf dieses Rennen abgestimmt und es lief perfekt. Ich habe immer an mich geglaubt und hatte auch das Vertrauen des Bundestrainers. Heute habe ich gezeigt, dass ich wieder da bin.“
Kristina Vogel: „Man hat im zweiten Lauf gesehen, wie schwierig es ist, auch wenn man auf dem Papier die stärkere ist. Aber jeder Lauf ist harte Arbeit. Bei einer WM gibt es keinen Selbstläufer, selbst wenn der Einzug ins Halbfinale für ich fast schon Pflicht ist. Aber der zweite Lauf tat weh wie zwei auf einmal. Man hat heute auch gemerkt, dass diejenigen, die gestern den Teamsprint bestritten hatten, nicht so frisch waren. Morgen fahre ich gegen die Hongkong-Chinesin, die in einer Bombenform ist und hier Heimvorteil genießt. Das wird nicht leicht.“
Pauline Grabosch: „Ich kann nicht meckern. Jeder Lauf ist zum Lernen, in jedem Lauf kam ich besser zurecht. Im Sprint lief es auch aus Trainersicht gut. Das hat mich gefreut. Das erste Jahr ist zum rein schnuppern, aber ich hoffe, vielleicht doch noch einen Punkt setzen zu können.“
Joachim Eilers: „Ich bin stolz auf mich, dass ich nach der kurzen Vorbereitung am Start stehen konnte. Die Leistung stimmt. Es ist halt dumm gelaufen, die Keirin-Regeln sind etwas aufgeweicht. Ich bin eigentlich nur ein kleines Stück Richtung blaue Linie gefahren. Ich hatte heute sicher nicht die Beine, um zwei Runden von vorn zugehen, aber am Hinterrad, in einer guten Position, wäre eine Medaille vielleicht drin gewesen. Jetzt hoffe ich meine Viruserkrankung in den nächsten Tagen völlig auszukurieren, um im 1000-m-Zeitfahren ein gutes Rennen zu fahren. Ich möchte eigentlich nicht ohne etwas im Gepäck nach Hause fahren.“
Marc Jurczyk: „Ich bin zufrieden. Vor zwei Jahren war ich noch Ausdauerfahrer. Ich habe einen Riesensprung gemacht. Mein persönliches Ziel war das kleine Finale, diese Erwartungen habe ich übertroffen. Im Finale traf ich auf viele Olympiafahrer. Die hatten richtig Zug drauf. Darum darf ich mich über diesen sechsten Platz freuen.“
Detlef Uibel, Bundestrainer: Die Entscheidung der Jury geht in Ordnung. Das muss man akzeptieren. Jo Eilers war im Vorfeld der WM richtig krank, er hatte sogar Trainingsverbot, darum: Respekt vor seiner Leistung. Ich hoffe, die nächsten zwei Tage kann er sich etwas erholen und dann ein gutes Zeitfahren bestreiten. Marc ist ein Riesentalent, hat die Löcher in den Vorläufen gut genutzt. Hochachtung vor seiner Leistung. Nun ist er gefordert, diese in den nächsten Jahren zu bestätigen.