Liane Lipperts Traum bleibt noch unerfüllt

Liane Lippert muss den Traum von der WM-Medaille um ein weiteres Jahr verschieben. Die 25-Jährige rollte als 19. über den Zielstrich, sprintete gar nicht mehr mit. Das war nicht das, was sie sich vorgestellt hatte, auch wenn sie über weite Teile des Rennens eine tadellose Vorstellung bot.

Das Rennen begann für die deutsche Mannschaft mit einem Schreckmoment, als Linda Riedmann (Jumbo-Visma) stürzte. „Dadurch sind wir ein wenig aus dem Konzept gekommen und hatten keine Fahrerin in der ersten Spitzengruppe,“ erklärte Bundestrainer André Korff nach dem Rennen. Die Deutschen konnten zwar das Loch wieder zufahren, aber als die entscheidende Gruppe ging, gehörte nur Liane Lippert (Movistar) dazu. Ricarda Bauernfeind und Antonia Niedermaier hatten sich in der Nachführarbeit zu sehr verausgabt, und Romy Kasper schaffte es gerade noch, Lippert heranzuführen.

„Da hätten noch mindestens zwei Fahrerinnen an Lillys Seite sein müssen,“ sagte Korff und fand, „dass Lilly (Lippert) ein sehr schlaues Rennen gefahren ist.“ Als es aber in die entscheidende Phase ging, musste die Deutsche Meisterin zu hart arbeiten. Da fehlte ihr die Unterstützung. „Der Sturz passierte zu einem sehr ungünstigen Zeitpunkt. Ich habe lange gebraucht, wieder zurückzukommen. Als wir auf den Stadtkurs gekommen sind, gings bei mir einfach nur ums Überleben,“ sagte Riedmann.

Als die spätere Weltmeisterin Lotte Kopecky zum ersten Mal die Konkurrenz abtastete und zusammen mit Tour-Siegerin Demi Vollering attackierte, setzte Lippert nach und vereitelte den gefährlichen Vorstoß. Das machte sie zwei, drei Mal, dann war ihre Kraft zu Ende.

An der Spitze fuhr einsam die Schweizerin Elise Chabbey und konnte lange einen kleinen Vorsprung halten, weil man sich in der Verfolgergruppe uneinig war. Erst mit der Einfahrt in die Schlussrunde wurde sie gestellt. Und sieben hochkarätige Fahrerinnen, darunter Kopecky, Titelverteidigerin Annemiek van Vleuten und Tour-Siegerin Demi Vollering gingen in die entscheidende Phase.

Zu diesem Zeitpunkt hatte Liane Lippert den Anschluss an die erste Gruppe verpasst. „Allein hatte sie keine Chance,“ urteilte André Korff. „Sie hat bis dahin einfach zu viel arbeiten müssen. Trotzdem war es kein schlechtes Rennen für uns. Wir hatten eine extrem junge Mannschaft am Start, für einige war es erst die erste oder zweite Elite-WM. Darauf lässt sich aufbauen.“

Sechs Kilometer vor dem Ziel attackierte die Tour-Zweite Lotte Kopecky und niemand konnte ihr folgen. Demi Vollering, die zusammen mit ihr den Vorstoß der Schweizerin beendete, bekam Krämpfe und musste Tempo rausnehmen, während Kopecky davonsauste und neue Weltmeisterin auf der Straße wurde, nachdem sie bereits zwei WM-Titel auf der Bahn gefeiert hat.

Liane Lippert kam mit der zweiten Verfolgergruppe ins Ziel und sprintete im Kampf um Platz elf gar nicht mehr mit. „Ich bin sehr enttäuscht, hatte mir mehr erhofft, aber ich hatte ja die letzten drei Runden Zeit, das zu realisieren. Je länger das Rennen wurde, umso schlechter habe ich mich gefühlt. Irgendwann sind meine Beine explodiert und ich hatte keine Kraft mehr,“ sagte sie im Ziel, das sie als 19. passierte.

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