„Liane ist ein super starkes Finale gefahren. Das gesamte Team hatte alles so umgesetzt, wie wir es zuvor besprochen hatten“, lobte Bundestrainer André Korff, für den es die dritte Einzel-Medaille bei dieser EM war. Zuvor hatten schon Lisa Brennauer (Elite Frauen) und Hannah Ludwig (U23 Frauen) Bronze und Silber im Einzelzeitfahren gewonnen.
Liane Lippert (Team DSM) gehörte zu den stärksten Fahrerinnen des EM-Finales, war sogar die stärkste am Berg und attackierte 22 Kilometer vor dem Ziel aus einer größeren Gruppe. Da war die Niederländerin Ellen van Dijk bereits davongefahren und wurde nicht mehr eingeholt. Aber Lippert kämpfte, wollte den Anschluss. Zusammen mit der Polin Katarzyna Niewiadoma machte sie sich auf die Verfolgung. Doch die Schweizer Europameisterin im Einzelzeitfahren, Marlen Reusser, führte die Verfolgergruppe wieder heran. Die Niederländerinnen leisteten keine Führungsarbeit und unterstützten Teamkollegin van Dijk, die allein an der Spitze blieb und den Vorsprung verteidigte. So blieb für Lippert der Kampf um Platz zwei, den sie erfolgreich gewann.
„Die ganze zweite Saisonhälfte lief schon super. Ich bin in der Vorbereitung eine gute Vuelta gefahren, habe gemerkt, dass ich am Berg sehr stark war. Das Team hat super für mich gearbeitet, sie haben mich aus dem Trubel rausgehalten, Kathrin und Lisa waren fast bis zum Schluss bei mir. Ich habe zweimal attackiert, konnte fast zu Ellen (van Dijk) aufschließen,“ beschreibt Lippert das Finale. Als das nicht klappte, konzentrierte sich die DM-Zweite auf das Finale und gewann den Sprint souverän. „Diese Medaille bedeutet mir sehr viel. Es war etwas besonderes, heute hier um die Medaillen zufahren, zumal mich auch meine Familie live angefeuert hat. Es ist schön, dass wieder so viele Zuschauer dabei sein können.“
Zu Beginn des Rennens hatte die deutsche Mannschaft mit einer starken Teamleistung überzeugt, frühe Attacken vereitelt und alles perfekt für Lippert vorbereitet. „Alle fuhren für Liane, sie war heute der Kapitän,“ sagte Korff. Das hatte Lisa Brennauer, die EM-Dritte im Zeitfahren, bereits am Vortag angekündigt: „Liane ist in Superform. Ich würde mich freuen, wenn ich sie unterstützen kann. Sie hat schon so viel für mich getan,“ sagte Brennauer und agierte im Straßenrennen als starke Helferin, die am Ende als Elfte über den Zielstrich rollte.
Es war die insgesamt sechste Medaille für den Bund Deutscher Radfahrer. Im Staffelwettbewerb gab es Silber. Alle übrigen Medaillen wurden von den weiblichen EM-Teilnehmerinnen gewonnen: Gold im Straßenrennen der Juniorinnen durch Linda Riedmann, Silber im Zeitfahren der Juniorinnen durch Antonia Niedermaier, Silber auch für Hannah Ludwig im Zeitfahren U23, Bronze für Lisa Brennauer im Zeitfahren der Elite und Silber heute durch Liane Lippert im Straßenrennen.
Im Straßenrennen der U23 konnte das deutsche Männerteam am Vormittag mit einer guten Mannschaftsleistung überzeugen, am Ende reichte es aber nur zu Platz 20 durch Michel Heßmann.
Morgen findet das Eliterennen der Männer statt, wo das deutsche Team mit einer Mischung aus etablierten Klassikerfahrern und hoffnungsvollen Nachwuchsfahrern an den Start gehen wird.