Seit einem Jahrzehnt ist Maximilian Levy Weltklasse: Keirin-Weltmeister 2009, drei Mal Teamsprint-Weltmeister 2010, 2011 und 2013, aber noch nie hat es zu einer Medaille im Einzelsprint gereicht. Diesmal war es knapp. In Apeldoorn fuhr sich der 30-Jährige Cottbuser nach starken Leistungen in den Vorkämpfen bis ins Halbfinale. Das gelang ihm zuletzt 2008 bei den Olympischen Spielen in Peking, wo er ebenfalls Vierter wurde.
Levys großes Ziel war der Keirin-Wettbewerb. Nach dem folgenschweren Sturz bei der WM in Cali hatte er eine schwere Zeit, und bei den Weltmeisterschaften 2015 und 2016 nur den vierten Platz belegt. Darum setzte er alles auf dieses Rennen. „Das war mein Wettkampf, in meinem Kopf verankert. Seit meinem EM-Sieg in Berlin ging mein Blick auf diesen Tag. Darum bin ich auch nicht traurig, dass es nicht zum Sieg reichte, sondern freue mich über Bronze“, sagte er nach seinem dritten Platz am Donnerstag. „Alles andere ist Zugabe,“ blickte er sehr verhalten auf das Sprintturnier, das er am Samstag Abend als Vierter beendete.
Ganz locker, ohne Druck ging er das Turnier an, steigerte sich von Lauf zu Lauf, schaltete im Viertelfinale der Königsdisziplin nach einem langen Sprint den Briten Ryan Owens glatt in zwei Läufen aus und zog ins Halbfinale. Dort traf er auf Owens Landsmann Jack Carlin, den er nicht bezwingen konnte und so im kleinen Finale um Bronze auf den aktuellen Europameistern Sebastien Vigier aus Frankreich traf. Auch ihm unterlag Levy. Doch der kann erhobenen Hauptes von der Bahn gehen.
„Ich habe großen Respekt vor seiner Leistung. Man sieht, was rauskommt, wenn man Vertrauen in ihn hat. Die Belastung war für ihm extrem. Das hat richtig wehgetan. Er hat einen tollen Wettkampf gezeigt,“ lobte Bundestrainer Detlef Uibel.
Und das sagte Levy zu seinem Ergebnis: „Ich bin Sportler genug, dass ich nicht gern Vierter werde, aber ich denke, ich habe getan, was ich konnte. Es ist nun mal das Los des Zeitlangsamsten. Ich habe mich mit so einer Energie ins Halbfinale gekämpft, aber dann haben die anderen zugeschlagen: Drei Mal hat das Unmögliche geklappt, jemanden zu schlagen, der zwei, drei Zehntel schneller ist als ich.“
Auch Brennauer auf Platz vier
18 Jahre nach Judith Arndts Silbermedaille in der 3000-m-Einerverfolgung der Frauen kämpfte wieder eine Deutsche um eine Medaille: Lisa Brennauer aus Durach im Allgäu traf im kleinen Finale auf die US-Amerikanerin Kelly Catlin, der sie in 3:35,920 Minuten unterlag. Am Nachmittag hatte Brennauer in 3:32,485 Minuten einen neuen deutschen Rekord aufgestellt.
„Hätte mir heute früh jemand gesagt, dass ich ins Finale fahre, hätte ich das nicht geglaubt. Es war ein Traum, dass ich das geschafft habe und mit ein bisschen mehr Vorbereitung hätte ich auch die eine oder andere Sekunde schneller fahren können. Das Feingefühl hat einfach gefehlt, aber ich bin sehr sehr froh über diesen vierten Platz“, sagte Brennauer nach dem Lauf.
Lisa Brennauer hatte sich 2012 nach den Olympischen Spielen von London von der Bahn verabschiedet und ihre Straßenkarriere vorangetrieben. 2014 wurde sie in Ponferrada Weltmeisterin im Einzelzeitfahren auf der Straße und Zweite im Straßenrennen. Ein Jahr später gewann sie in Richmond die Bronzemedaille im Straßenrennen. 2017 kehrte sie bei den Bahn-Europameisterschaften in Berlin zurück auf die Piste, stürzte aber im Zwischenlauf und brach sich den linken Oberarm. Zur Bahn-WM trat sie wieder an und führte den deutschen Frauenvierer in der 4000-m-Mannschaftsverfolgung zum fünften Platz.
Ihr vierter Platz in der Einerverfolgung motiviert sie zu weiteren Auftritten auf der Bahn. „Nach dieser WM werden Gespräche stattfinden, aber so viel weiß ich jetzt schon: Es war eine tolle Woche. Wir waren sehr erfolgreich, und ich gehe super motiviert in die Straßensaison.“
Die Deutsche Meisterin Gudrun Stock (München) belegte in 3:36,438 Minuten Platz zehn. Ebenfalls Zehnte wurden Lisa Küllmer (Nidda) und Romy Kasper (Forst) im Madison der Damen.