Die Sprinterinnen erfüllten alle Erwartungen: Lea Sophie Friedrich ist mit drei Medaillen die erfolgreichste Athletin des BDR bei dieser EM. Aber auch Pauline Grabosch erkämpfte sich zwei Silbermedaillen. Zunächst waren sie zusammen mit der 20-Jährigen Alessa-Catriona Pröpster am Eröffnungstag im Teamsprint als EM-Zweite erfolgreich, dann jubelte Friedrich im Sprint-Turnier über Silber, und Pauline Grabosch war die zweitbeste Zeitfahrerin in Grenchen. Und am Schlusstag holte Friedrich ganz überlegen den Keirin-Titel.
„Alle Läufe hat sie souverän beherrscht, ich freue mich unglaublich für Lea, weil sie jetzt erhobenen Hauptes in die Zukunft blicken kann“, sagte U23-Bundestrainer Carsten Bergemann am Finaltag der Bahn-EM.
Friedrich hat alle Keirin-Läufe von vorn gefahren und eine Explosivität entwickelt, die die Konkurrenz blass aussehen ließ. „Ich wollte das Ding unbedingt holen, das war eine Revanche für Olympia, wo ich leer ausging im Keirin. Ich wollte die letzte Runde Vollgas fahren, um mir zu sagen, ich habe alles gegeben. Es ist unfassbar. Ich bin eigentlich mit Null Erwartungen reingegangen, und dass ich jetzt nach Gold greifen konnte, das ist so schön. Ich bin jetzt gerade ein bisschen geflasht“, freute sich eine emotional sichtlich bewegte Europameisterin.
Ihre Teamkollegin Alessa Pröpster hatte kein Glück: Sie stürzte im Halbfinale und erlitt Schürfwunden und Prellungen, konnte zu den weiteren Läufen nicht mehr antreten.
Im Keirin der Männer holte Joachim Eilers die einzige Medaille für den Männerbereich, und es war für ihn nach langer Durststrecke ein überaus wichtiger Erfolg. „Es ist schon lange her, dass ich bei einer internationalen Meisterschaft erfolgreich war. Und die Besetzung war hier sehr stark. Es war ein hartes Rennen, und ich habe diese Medaille echt erkämpft. Und das macht mich umso stolzer,“ sagte der Chemnitzer nach der Siegerehrung.
Der 21-jährige Anton Höhne feierte eine gute EM-Premiere in der Eliteklasse. Der Cottbuser war Siebter im Sprint und Sechster im Zeitfahren und landete im Teamsprint zusammen mit Marc Jurczyk und Nik Schröter auf Platz sechs. Im 1000-m-Zeitfahren verpasste Routinier Joachim Eilers als Vierter knapp das Podest.
„Die WM-Generalprobe ist geglückt. Vor allem im Frauenbereich konnten wir sowohl in den Ausdauerdisziplinen, als auch im Sprintbereich Medaillen gewinnen und unsere Stellung in der Weltspitze festigen“, sagte der für den Leistungssport im BDR zuständige Vize-Präsident Günter Schabel, der sich auch besonders über den gelungenen Einstand der jungen Fahrer in die Eliteklasse freute.
Der Vierer der Männer befindet sich nach den Olympischen Spielen im Umbruch. In Grenchen kamen erstmals junge Fahrer aus dem Weltmeister-Vierer der Junioren von 2019 zum Einsatz, die eine starke Leistung boten und nur knapp die Bronzemedaille verpassten. „Das war eine großartige Vorstellung,“ lobte Schabel. In der Einerverfolgung verpasste der erst 20-Jährige Nicolas Heinrich als Fünfter nur knapp den Einzug ins kleine Finale.
Mit fünften Plätzen wusste auch Tim Torn Teutenberg zu überzeugen, der sowohl im Omnium als auch im Ausscheidungsfahren jeweils auf den fünften Platz fuhr. Teutenberg fuhr seine erste Elite-EM, ist gerade einmal 19 Jahre alt. An der Seite des routinierten Berliners Theo Reinhardt bestritt Teutenberg zum Abschluss dieser EM das Zweier-Mannschaftsfahren, wo das Duo nach 50 km Rang sieben belegte.
Überragend waren die Ergebnisse der Ausdauer-Frauen, die zwei Titel holten. Am zweiten Wettkampftag bestätigte der Frauen-Vierer seine Leistungsstärke von Olympia, gewann souverän den EM-Titel vor Italien. Für die erkrankte Lisa Klein kamen Laura Süßemilch und in der Qualifikation Lena-Charlotte Reißner zum Einsatz, die ihre Sache gut machten. In der Einerverfolgung jubelte Lisa Brennauer über ihren zweiten EM-Titel in Grenchen. Die 33-Jährige fuhr mit neuem Bahnrekord zum Titel. Mieke Kröger verbesserte ihre eigene Bestleistung um fünf Sekunden und durfte sich über Bronze freuen.