„Ein Komplettausfall wäre schlimm“

Ihre großen Triumphe im Berliner Velodrom liegen fast ein Jahr zurück. Im Februar 2020 gewann Emma Hinze bei den Bahn-Weltmeisterschaften drei Goldmedaillen auf der Bahn: im Sprint, im Teamsprint und im Keirin. Danach kam Corona und alles wurde anders. „Ich habe mein WM-Trikot nicht einmal tragen können“, sagt Hinze in einem virtuellen Pressegespräch des Bundes Deutscher Radfahrer.

Emma Hinze hat seit der WM keine Wettkämpfe mehr bestritten. Die nächsten Weltmeisterschaften sind erst im Herbst geplant. So kann Hinze wenigstens in den nächsten Wochen das Trikot präsentieren. „Darauf hoffe ich. Es wäre schon schade, wenn ich es bis zur nächsten WM nicht tragen könnte.

Auf ihre WM-Titel blickt Emma Hinze auch nach einem Jahr stolz zurück, „aber es ist nicht mehr so präsent, wie direkt nach der WM,“ sagt sie und freut sich aber, dass gerade wieder einige Autogrammwünsche an sie herangetragen wurden. Die Erfolge von Berlin haben ihr auch einige neue Sponsoren beschert und ihr mehr Popularität gebracht.

Im Lockdown hatte die 23-Jährige Knieprobleme, konnte lange nicht trainieren. Aber seit Januar ist sie wieder beschwerdefrei und hofft, dass sie bald wieder gegen internationale Konkurrenz über die Piste flitzen kann. Im April steht der erste UCI Nations-Cup Wettbewerb in Newport in Großbritannien im Kalender von Emma Hinze, im Mai ginge es mit Hongkong, im Juni mit Cali in Kolumbien weiter. Ob diese internationalen Wettbewerbe alle stattfinden, weiß derzeit niemand. Geplant ist auch ein großes Bahnrennen in Cottbus im Sommer und die Europameisterschaft, bevor dann die letzten Olympia-Vorbereitungen laufen.

Gerade ist sie aus einem Trainingslager auf Rhodos zurückgekehrt. Die Nationalmannschaft hat dort ihr Quartier aufgeschlagen und Grundlagen trainiert. Alle Sportler und Betreuer wurden vorher getestet und hatten auf Rhodos keinerlei Kontakt mit Menschen außerhalb ihrer Trainingsgruppe. „Es war ohnehin alles geschlossen, und wir haben uns nur innerhalb unserer Blase bewegt,“ berichtet die Weltmeisterin, die in Cottbus lebt und trainiert. Die Corona-Pandemie hat zwar auch ihr Leben verändert, nicht aber ihren Trainingsalltag. „Ich konnte wie gewohnt auf der Radrennbahn trainieren, hatte keine Einschränkungen“, erzählt Hinze. „Da hat es andere Leute mit Homeoffice schon härter getroffen.“

Wie alle Athletinnen und Athleten aus dem deutschen Olympia-Kadern hofft auch Emma Hinze dass die Spiele in Tokio stattfinden werden. „Wenn ich noch mal drei weitere Jahre warten müsste wäre das traurig, darum drücke ich alle Daumen, dass sie stattfinden,“ sagt Hinze. Dass die Umstände andere sein werden, dass es nicht so fröhliche und unbeschwerte Spiele werden wie normalerweise, das nähme sie Kauf. „Ich hatte ja 2016 schon einmal das Glück, im Olympischen Dorf zu wohnen, auch wenn ich damals nur Ersatzfahrerin war und nicht zum Einsatz kam,“ erinnert sie sich. „Das ist toll, das macht Olympia aus.“  Auch Zuschauer könnten außen vor bleiben. „Das wäre schade, aber wenn es nicht geht, dann geht es nicht. Hauptsache, die Spiele finden statt,“ hofft Hinze.  „Ich trainiere jeden Tag sehr hart und wäre sehr traurig, wenn uns diese Chance genommen würde. Ein Komplettausfall wäre schlimm. Das würde uns den Boden unter den Füßen wegziehen. Jetzt ist man noch motiviert, wenn Olympia ganz ausfällt, dann wird es wird schwierig.“

Obwohl sie im Alltag kaum Einschränkungen erfährt, freut sich auch die dreifache Weltmeisterin, wenn es endlich wieder Lockerungen gibt. „Freunde treffen, mal in ein Café gehen, das wäre schön,“ sagt Hinze. Besonders froh wäre sie allerdings, „wenn ich endlich mal wieder meine Oma sehen dürfte.“

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