„Wir haben nicht so viele Medaillen gewonnen, wie sonst, aber das war auch nicht zu erwarten. Entscheidend ist, dass wir drei Medaillen in den olympischen Disziplinen holten, und das lässt uns positiv in die Zukunft blicken“, zog BDR-Sportdirektor Patrick Moster eine erste Bilanz. „Die junge Mannschaft hat sich gut präsentiert, und Roger Kluge als Ältester im Team seine ganze Erfahrung in die Waagschale geworfen. Für die Mannschaft ist das ein gutes Signal,“ freute sich Moster und fügte an: „In den Sprintdisziplinen waren die führenden Nationen mit ihren besten Sportlern da, deshalb waren uns da Grenzen gesetzt.“ Die Olympia-Dritten und vierfachen Weltmeisterinnen Lea Friedrich, Emma Hinze und Pauline Grabosch fehlten in Dänemark und befinden sich in einer Wettkampfpause. Dafür durften junge Sportlerinnen Erfahrung sammeln.
Im Ausdauerbereich sorgten beide Vierer für Glanzlichter. Der Frauenvierer konnte mit Platz zwei an das Erfolgsjahr 2021 anknüpfen, wo er Olympiasieger und Weltmeister wurde. Die größte Überraschung dieser WM aus deutscher Sicht war der Männervierer, der zum ersten Mal seit 22 Jahren wieder auf dem Podium stand. Das sehr junge Quartett von Bundestrainer Sven Meyer gewann die Bronzemedaille.
Der Höhepunkt der Titelkämpfe aus deutscher Sicht war aber ganz klar die Goldmedaille von Kluge und Teutenberg. Wie dieses Duo die Konkurrenz beherrschte, war einfach nur großartig. Nachdem sie auf den ersten Runden noch etwas defensiv unterwegs waren, gaben sie ab Runde 60 von insgesamt 200 Vollgas. Erst holten sie einen Rundengewinn, dann punkten sie in den insgesamt 20 Wertungen neun Mal, gewannen fünf davon und konnten nach Zweidrittel der insgesamt 50 Rennkilometer einen weiteren Rundengewinn herausfahren. Am Ende hatten sie 76 Punkte einfahren und damit 16 Punkte mehr als die zweitplatzierten Belgier. Die Bronzemedaille ging an Gastgeber Dänemark.
Roger Kluge ist ein erfahrener Madison-Fahrer. Zweimal schon war er an der Seite seines Standardpartners Theo Reinhardt Weltmeister, dreimal wurde das Duo in Folge Europameister. Nun gelang ihm der große Coup mit dem 16 Jahre jüngeren Tim Teutenberg, der ein großes Gespür für die richtige Rennsituation hat, der clever und mit Auge fährt. So war dieses Duo in Ballerup unschlagbar.
Für Teutenberg war es sogar die zweite Medaille in Ballerup, denn er gehörte auch zum erfolgreichen Vierer, der am Donnerstag Bronze gewann.
„Ich weiß nicht, was ich sagen soll. Das ist unglaublich, ich bin zum ersten Mal Weltmeister in der Elite. Ich glaube, das kapiere ich noch nicht so ganz. Roger hatte vorher einen Plan gemacht und genau das haben wir gemacht. Von Roger kann ich mir einiges abgucken. Er ist taktisch brillant. Mit ihm zu fahren macht einfach Spaß,“ sagte Teutenberg nach dem Goldenen Finale.
Roger Kluge fuhr nach dem Ziel erst einmal zu seiner Familie. Seine Ehefrau Judith und die beiden Töchter saßen auf der Gegengeraden und feuerten ihn an. Das brachte Glück. „Ich glaube, es war auch gut, gestern mit ihnen noch einmal den Tag verbracht zu haben. So war mein Kopf frei, denn das Punktefahren lief ja nicht wirklich optimal für mich,“ sagte der Madison-Weltmeister.
„Es war wieder einmal unerwartet. Klar war mein Ziel eine Medaille, das hofft man immer. Dass wir diesen Titel recht überlegen geholt haben, das habe ich vor zwei Tagen nicht geglaubt. Wir hatten eine Taktik, die wir eins zu eins umsetzen konnten. Tim ist jung und ungestüm. Ihn kann man schicken. Er hat sich heute das Herz rausgefahren.“
Im Moment des großen Triumphes dachte Roger Kluge auch an seinen Standardpartner Theo Reinhardt, mit dem er die früheren Triumphe im Madison feierte und der bei den Olympischen Spielen in Paris so schwer stürzte. „Ein Teil dieses Erfolges geht auch an Theo! Er hat mich das ganze letzte Jahr begleitet und vorbereitet.“