Schon zehn Meter vor dem Ziel lag Bokeloh um eine Radlänge vor dem Russen Alexander Kulikovsky und dem Niederländer Peter Lenderink. Er ist der erste Deutsche seit Holger Löw im Jahr 1996, der diesen Titel gewinnen konnte und steht nun in einer Reihe mit Greg Lemond (1979) oder Giro-Sieger Damiano Cunego (1999).
Die deutschen Junioren traten als geschlossenes Team an: einer für alle, alle für einen, und dieser Weg führte zum Erfolg. „Sie haben einen großen Zusammenhalt, es hat Spaß gemacht, in dieser Saison mit ihnen zu arbeiten,“ sagte Bundestrainer Wolfgang Ruser, der sich über sein zweites Gold freuen durfte. Am Dienstag hatte bereits Lennard Kämna das Zeitfahren der Junioren gewonnen.
Alle Junioren hatten sich vor der Abreise nach Ponferrada die Haare gefärbt. „Das sollte unterstreichen, dass wir ein Team sind und für einander da sind“, sagte der neue Weltmeister, der seine große Stärke im Finale ausspielen konnte. „Ich bewahre im Spurt immer die Ruhe, weiß wo ich antreten muss. Das war auch heute so.“ Die deutschen Junioren haben insgesamt eine starke Vorstellung geboten:
Bei der WM in Ponferrada fuhren sie ein sehr offensives Rennen. Zeitfahr-Weltmeister Lennard Kämna (RSC Cottbus) zeigte sich in der ersten Rennhälfte vorn; Christian Koch (RK Endspurt Cottbus) führte das Feld in die vorletzte Runde an, Jonas Bokeloh (HRC Hannover) fuhr im vorderen Feld, Patrick Haller (RSC Ingolstadt) gehörte in der vorletzten Runde zu einer sechsköpfigen Ausreißergruppe und leistete viel Führungsarbeit. In der letzten Runde lief das Feld aber wieder zusammen, bevor sich in der Abfahrt zwei Fahrer absetzten und vom Deutschen Meister Jonas Bokeloh gestellt wurden. Sechs Kilometer vor dem Ziel waren die Top-Fahrer wieder zusammen, und wieder streckten die Deutschen ihre Nase in den Wind: Bokeloh, Koch, und Moritz Fußnegger (RSV Villingen) fuhren vorn und bereiteten einen perfekten Sprint vor.
„Ich kann es gar nicht fassen“, war BDR-Vize-Präsident Günter Schabel den Tränen nah. Der Frankfurter ist verantwortlich für den Leistungssport hinter den Berufsfahrern und einer der Initiatoren der Müller – Die lila-Logistik Rad-Bundesliga, wichtige Talentschmiede im Bund Deutscher Radfahrer. Zeitfahr-Weltmeister Lennard Kämna hat sie in diesem Jahr gewonnen.
Der Cottbuser war der Pechvogel dieser Titelkämpfe: In der vorletzten Runde gestürzt, musste er zu weiteren Untersuchungen vorsorglich ins Krankenhaus gebracht werden.
Für Jonas Bokeloh waren die Ehrungen noch nicht zu Ende, nachdem er das Regenbogentrikot überstreifen durfte: Die deutsche Junioren-Nationalmannschaft belegte im Nationen-Cup Platz drei hinter Frankreich und Dänemark und wurde dafür ausgezeichnet. Danach gings für den frischgebackenen Weltmeister erst einmal ins Hotel, um auszuruhen und dann mit den Teamkollegen ein wenig feiern. Morgen tritt er bereits die Heimreise nach Hannover an, wo er sicherlich gebührend gefeiert wird.