Jörg Winkler übergibt an Max Levy

Am 31. Oktober verabschiedete der Bund Deutscher Radfahrer Nachwuchstrainer Jörg Winkler, der mit 68 Jahren in den wohlverdienten Ruhestand ging und sein Amt an Maximilian Levy abgab, der seine Laufbahn beendet hat. Winkler war verantwortlich für den Kurzzeitbereich und zählt mit über 130 internationalen Medaillen zu den erfolgreichsten Trainern im BDR.

Früher aktiver Radsportler bei der BSG Post Berlin, wurde der gebürtige Berliner 1978 nach erfolgreichem Studium an der DHfK Leipzig Diplom-Sportlehrer. Von 1978 bis zur Wende arbeitete Winkler als Trainer im Sprintbereich beim ASK Vorwärts Frankfurt und später als Juniorentrainer der DDR. In dieser Zeit führte er Rennfahrer wie Sören Lausberg oder Kathrin Freitag zu ersten internationalen Medaillen. Nach der Wende arbeitete er zunächst als Landestrainer in Brandenburg und später als Stützpunkttrainer in Frankfurt an der Oder und in Cottbus, bevor er 2008 zum Bundestrainer berufen wurde. Dieses Amt übte er 14 Jahre, bis zu seinem Eintritt in den Ruhestand erfolgreich aus.

Seine eigene Laufbahn bewertet Winkler, der mit dem Bahnvierer Anfang der 70ger Jahre DDR-Meister wurde, „als nicht überragend.“ Als Trainer war er es umso mehr und sagt: „Ich war ein Rennfahrer aus Freude und habe daraus meinen Beruf entwickelt.“

In seine Amtszeit fallen unter anderem die Welt- und Europameistertitel im Juniorenbereich von Kristina Vogel, Pauline Grabosch, Emma Hinze, Maximilian Dörnbach, oder Lea Sophie Friedrich. Das Geheimnis seines Erfolges sieht er auch darin, dass es ihm stets gelungen ist, bei seinen Sportlerinnen und Sportlern die Begeisterung für den Sport zu wecken. „Leistungen sind nur machbar, wenn man für den Sport brennt. Das wird nichts, wenn allein die Eltern dahinterstehen“, sagte Jörg Winkler einmal. Großen Wert legte der Berliner stets auf die gute Zusammenarbeit mit den Heimtrainern. „Bundestrainer und Heimtrainer müssen sich vertrauen,“ so Winkler, der auch auf ein gutes Zusammenspiel mit Mechanikern und Physiotherapeuten bedacht war.

Bei seinem letzten internationalen Einsatz, der Junioren-Weltmeisterschaft in Kairo, konnte Winkler sich noch einmal über sechs Silbermedaillen freuen, die seine Schützlinge gewannen.

Was ihm bleibt nach über 40 Jahren erfolgreicher Trainertätigkeit, das kann er gar nicht genau sagen. „Jeder Abschnitt für sich war schön. Und ich bin sehr dankbar, dass ich bis zum Schluss Erfolg hatte. Es gab keine WM, keine EM, bei der wir keine Medaillen holten,“ sagt der 68-Jährige stolz. Besondere Moment seiner Laufbahn waren die Arbeit mit Kathrin Freitag, die Winkler Anfang der 90ger Jahre dreimal zum WM-Titel im Sprint der Juniorinnen führte und mit der er heute noch engen Kontakt pflegt. Mit Kristina Vogel feierte Winkler gleich sechs WM-Titel in zwei Jahren. „Das waren sicherlich Highlights in meinem Trainerleben,“ so Winkler, der sich freut, wenn seine früheren Athletinnen und Athleten auch heute noch Kontakt halten. „Emma hat mir nach ihrem WM-Erfolg in Roubaix gleich ein Bild geschickt“, erzählt er.

Künftig will sich Winkler, der mit seiner Frau Claudia seit drei Jahren in Alvesloe bei Hamburg lebt, mehr Zeit für die Familie nehmen, mit den Enkeln im Garten spielen, mit der Ehefrau verreisen. „Ihr bin ich sehr dankbar, dass sie in all den Jahren an meiner Seite stand. Als Trainer ist man ja pausenlos auf Achse.“ Ausruhen will er sich aber auch künftig nicht. „Vielleicht besuche ich einen Kurs an der Volkshochschule und werde wieder Schach spielen,“ will er auch künftig aktiv bleiben.

Aber die Trainerzeit, die liegt jetzt hinter ihm. „Ich habe gelernt, loszulassen.“ Am 31. Oktober war Winklers letzter Arbeitstag. Vier Tage später ist er mit seiner Frau Claudia nach Kassel gereist, um am dortigen Staatstheater eine Aufführung von Tosca zu besuchen. Es gibt auch ein Leben nach dem Radsport.

Zum Bild: Jörg Winkler mit Clara Schneider, die er bei der Junioren-WM in Kairo zu drei Silbermedaillen führte.   Foto: Mölders

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