Heute: Manuel Fumic

Am 23. Juli sollen die Olympischen Spiele von Tokio eröffnet werden. Der Bund Deutscher Radfahrer wird in vier Disziplinen, Bahn, BMX, Mountainbike und Straße um Olympisches Edelmetall kämpfen. In den kommenden Wochen stellen wir alle Olympia-Kandidaten des BDR vor. In der heutigen Folge präsentieren wir Mountainbiker Manuel Fumic.  Die Nominierung für Tokio erfolgt durch das Deutsche Olympische Komitee ab Mai.

Das Jahr 2020 hätte für Manuel Fumic zur großen Abschieds-Tournee werden sollen. Dann kam das Corona-Virus und alles wurde anders. Jetzt hängt er noch ein Jahr dran, will noch einmal zu den Olympischen Spielen nach Tokio. Es wären seine fünften.
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„Ich hatte schon vier Olympische Spiele, noch einmal dabei zu sein, wäre noch ein Highlight in meiner Karriere,“ sagt Fumic, der die Absage im letzten Jahr besser verkraftet hat als der Ausfall der WM in Albstadt. „Ich hatte in meiner ganzen Laufbahn noch nie eine Weltmeisterschaft im eigenen Land. Noch dazu in Albstadt, was gewissermaßen vor meiner eigenen Haustür ist“, war Manuel Fumic sehr enttäuscht, auch wenn er für die Maßnahmen jederzeit Verständnis äußerte.  „Es gibt schließlich Wichtigeres als Rennen zu fahren.“

An 21 Cross-Country-Weltmeisterschaften hat Manuel Fumic teilgenommen. Seit 2000 ohne Unterbrechung war er bei jeder WM am Start. Das ist mehr als bemerkenswert und es gibt sicher wenige, die eine ähnliche Vita haben. Silber (2003) und Gold (2004) in der U23, Silber in der Elite 2013 waren die größten Erfolge. Dazu war er an allen deutschen Staffel-Medaillen bei der WM beteiligt. (2x Silber, 2x Bronze).  Die großen Titel fehlen in seiner Bilanz und doch: Es steckt auffällig viel Konstanz in seinen WM-Rennen. In allen vier U23-Jahren war er unter den besten Sechs, in der Elite insgesamt acht Mal unter den besten Zehn.

„Journalisten fragen mich gerade immer wieder, was denn der besondere Moment in meiner Karriere war. Viele wollen auf ein Rennen hinaus, aber ich habe gar nicht so diesen einen Moment. Es ist eher so das Ganze. 20 Jahre immer dabei zu sein und gerade bei Weltmeisterschaften zu denjenigen zu gehören, die es auch geschafft haben zum engeren Kreis zu gehören, darauf bin ich am meisten stolz“, ordnet Fumic diese Ergebnisse ein.  20 Jahre ist war er Profi. Begonnen hat alles 2001 mit dem Team T-Mobile. Vier Jahre lang war er in Magenta unterwegs, bestritt in Athen 2004 seine ersten olympischen Spiele (8.), fuhr dann fünf Jahre lang an der Seite seines Bruders Lado in einer eigenen Selfmade-Equipe, bevor er 2010 zu Cannondale wechselte, das mit dem Schwaben Daniel Hespeler von einem Freund geführt wird.  Dieser Mannschaft ist er bis heute treu. Ein gutes Umfeld zu haben, sich wohl zu fühlen, das war für Fumic immer von großer Bedeutung.

In der Cross-Country-Szene hat Manuel Fumic ein überaus gutes Standing. Er gilt als sympathische und authentische Figur, die für den Lifestyle in diesem Offroad-Sport steht. Auch für Journalisten ist es ein Vergnügen, sich mit dem fünffachen Deutschen Meister zu unterhalten.  Aber Ende 2021 soll dann endgültig Schluss sein. Was nach der Karriere kommt? Co-Kommentator bei Weltcup-Rennen, das würde er gerne machen. Aber sonst? „Ich kann mir nicht vorstellen in irgendeinem Team unterzukommen und eine Position einzunehmen. Weil ich so lange in dem Sport war, habe ich eher das Gefühl, dass ich ein wenig Abstand suchen möchte. Um eine Balance zu finden und zu schauen, was ich wirklich will“, sagt Fumic.

Derzeit aber ist er klar auf seinen Sport fokussiert. Auf seine vielleicht fünften Spiele. Die Qualifikation, die er letztes Jahr in der Tasche hatte, die ,um die muss er jetzt erneut kämpfen. Ein Platz unter den Top-Ten oder zwei Top-20 Resultate, das ist für den 39.Jährigen aber machbar. Vor allem in Albstadt, beim Weltcup vor der Haustür in vier Wochen, da will er sich ins Zeug legen. „Da möchte ich schon ein gutes Ergebnis abliefern“, sagt Fumic, der motiviert ist und „das ganze Jahr noch durchziehen will.“

Letztes Jahr, da wollte er seine Geschichte eigentlich zu Ende schreiben. „Ich hatte den Füller in der Hand, habe mit der Vorbereitung auf die Saison begonnen, das Blatt zu beschrieben und auf einmal kam jemand und hat mir das Blatt weggenommen.“ Er lacht. „Da war es auf einmal leer.“  Dieses letzte Blatt, auf dem das Schluss-Kapitel in der Karriere von Manuel Fumic stehen sollte, das liegt jetzt wieder vor ihm. Und er will es mit einer guten Geschichte füllen. Und die Olympischen Spiele von Tokio sollen in jedem Fall darin vorkommen.

 

zur Person:

Team: Team Cannondale
Geb.:  30.03.1982 in Stuttgart
Größe/Gewicht: 1,74 m/67 kg
Wohnort: Kirchheim/Teck
Familienstand:  verheiratet, 3 Kinder 

Erfolge:

4-facher Olympiateilnehmer
elf Podiumsplätze bei Weltcups, fünffacher Deutscher Meister

2001: 1. DM U23
2002: 1. DM U23, 2. DM Elite
2003: Vize-Weltmeister U23, 1. DM U23, 3. EM
2004: 8. Olympische Spiele, 1. Weltmeisterschaft U23, 1. EM U23, 1. DM U23
2005  2. DM Elite
2007: 2. EM Elite
2008: 11. Olympische Spiele, Deutscher Meister Elite
2010: WM-Silber Team Relay, 8. GW Weltcup
2011: 9. WM, 1. Bundesliga
2012: WM Bronze Team Relay, 7. Olympische Spiele
2013: Vize-Weltmeister, WM-Bronze Team Relay
2014: 4. GW Weltcup
2015: EM-Dritter,  1. DM Elite, 1. EM Team Relay
2016: 13. Olympische Spiele
2017: EM-Dritter, 1. DM, 5. WM
2018: WM-Silber Team Relay

 

Manuel Fumic privat

Was war für dich dein bisher schönster sportlicher Erfolg?  Ich will da gar keinen herausheben. Ich freue mich mehr darüber, dass ich 20 Jahre lang ein top Niveau halten konnte, viele Leute und ein Teil der Welt kennen gelernt habe.

Was motiviert dich?  Es ist nach wie vor eine Challenge für mich, auf meinen Körper zu hören, mit ihm zusammen zu arbeiten und das Beste rauszuholen. Es öffnen sich immer wieder neue Boxen und ich finde es wahnsinnig interessant mich mit mir selber auseinander zu setzen. Meine größte Motivation ist es, an kleinen Schrauben zu drehen und zu sehen, dass andere Ergebnisse dabei rauskommen.

Welche Vorbilder hast du?  Ich hatte nie welche!

Dein Lieblingsessen?   Früher haben wir am Abend vor den Rennen immer das Renn-Eis gegessen (lacht). Heute gibt es das im Team Cannondale auch, aber das sind dann gefrorene Bio-Früchte. Ich ernähre mich komplett vegetarisch und koche auch selbst.

Nenne deine persönliche Stärke und Schwäche?  Der Kopf  – auch der Kopf

Was wäre aus dir geworden, wenn du nicht den Weg zum Radprofi gegangen wärest?   Ich habe mich immer für Design von Möbeln interessiert, mit Holz zu arbeiten, macht mir Spaß. Vielleicht wäre ich Schreiner geworden. Ich habe immer Lust drauf zu werkeln, auch wenn es hinterher bescheiden aussieht (lacht).

Auf was möchtest du nie verzichten?   Auf meine Familie.

Welchen Traum möchtest du dir im Leben noch erfüllen?  Ich habe meinen Traum schon gelebt und lebe ihn immer noch.

Was ist für dich ein perfekter Tag?  Wenn die Sonne scheint, ich Zeit zum Rad fahren habe und gute Laune. Das gibt mir die Möglichkeit Dinge in einem anderen Licht zu sehen. Wenn ich mit der richtigen Einstellung in den Tag starte, sieht die Welt anders aus, positiv.

Welche Überschrift möchtest du gern einmal von dir lesen?  Ich habe schon so viel über mich gelesen, da fällt mir nichts Neues mehr ein.

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