15,4 km lang ist der Rundkurs durch die Erfurter Außenbezirke mit Start und Ziel auf dem Juri-Gagarin-Ring in der Innenstadt. Insgesamt 215 km, also 14 Runden, müssen die Männer zurücklegen auf einer Strecke, auf der der Wind eine entscheidende Rolle spielen wird. Denn topographisch weist der Kurs keine nennenswerten Schwierigkeiten auf. Marcel Kittel kennt jeden Meter ganz genau und ist der große Favorit. Trotzdem wird es nicht leicht, sich den Titel zu holen, auch weil er mit Tony Martin nur einen einzigen Helfer am Start hat. „Da wird es gegen Mannschaften, die mehrere Fahrer an den Start bringen, hart. Und auch Kantenwind und die Länge der Strecke sind nicht zu unterschätzen,“ weiß Kittel.
Auch John Degenkolb wird am 26. Juni um den Titel kämpfen. 2009 wurde der Giant-Alpecin-Kapitän bereits Deutscher U23-Meister in der Thüringischen Landeshauptstadt, damals allerdings auf dem Kurs des Hainleite-Klassikers. Sollte Degenkolb im Finale nicht mehr dabei sein, könnte Teamkollege Nikias Arndt als Joker eingesetzt werden. Mit seinem Etappensieg im Giro und Platz drei bei Rund um Köln hat der Wahl-Bonner schon mehrfach gezeigt, dass bei Sprintankünften mit ihm zu rechnen ist. Im letzten Jahr war Arndt bereits Zweiter hinter Emanuel Buchmann vom deutschen Rennstall Bora. Das Team wird auch diesmal ein gewichtiges Wort mitsprechen wollen bei der Titelvergabe und hat mit Phil Bauhaus, der vergangene Woche einen Etappensieg in der Oberösterreich-Rundfahrt feierte, ein ganz heißes Eisen im Feuer. Auch der frischgebackene U23-Meister Pascal Ackermann (rad-net ROSE Team), der am Sonntag in Berlin zum Titel sprintete, rechnet sich Chancen aus.
Die Männer starten um 11.30 Uhr in ihren Meisterschaftskampf, die Frauen müssen bereits um 8.00 Uhr auf die Strecke und absolvieren sieben Runden. Titelverteidigerin Trixi Worrack wird nach ihrer langen Verletzungspause wieder am Start stehen, aber zum Titel wird es vermutlich nicht reichen. Daher werden Teamkollegin Lisa Brennauer, die 2014 schon zum Meistertitel fuhr, höhere Chancen eingeräumt. Aber auch Charlotte Becker oder Romy Kasper können auf diesem Kurs punkten.
Zeitfahren in Streufdorf
Bereits am Freitag, den 24. Juni, will Tony Martin im südthüringischen Streufdorf beim 41 km langen Einzelzeitfahren seinen Titel verteidigen. In direkter Vorbereitung auf die Olympischen Spiele in Rio de Janeiro ist dieser Kurs ein erster Test für die deutschen Radprofis. Dementsprechend anspruchsvoll gestaltet sich das Streckenprofil. Martin und seine Konkurrenten finden keinen typischen Rollerkurs vor, sondern eine Strecke mit vielen Kurven und Wellen, die oftmals einen Rhythmuswechsel verlangen. „Die Strecke ist anspruchsvoll und man muss ständig konzentriert sein. Ich hoffe, dass ich hier meinen sechsten Titel einfahren kann. Ein Start in Thüringen, wo ich die Grundlagen für meine Karriere legen konnte, ist immer etwas ganz Besonderes. Hier Meister zu werden, wäre ein Traum“, sagte Martin bei der Streckenbesichtigung.
Besonders interessant ist in diesem Jahr, dass die U23-Fahrer, die an diesem Freitag ebenfalls ihren Meister ermitteln, auf genau der gleichen Strecke fahren wie die Berufsfahrer. Diesen direkten Vergleich will der BDR für seine Olympia-Auswahl nutzen. Neben Martin, der praktisch gesetzt ist, wird noch ein zweiter Zeitfahrer für Rio gesucht. Weil die Elite und die U23 in Streufdorf auf derselben Strecke fahren, hat der Fahrer mit der schnellsten Zeit, egal ob U23 oder Elitefahrer, gut Chancen. Die Wahl kann aber auch auf einen weiteren reinen Straßenfahrer fallen.
Die Frauen werden 26 Kilometer lang auf ihren Zeitfahrmaschinen nach der Bestzeit jagen und ihre Meisterin ermitteln. Und da gilt die Weltmeisterin von 2014, Lisa Brennauer, als Favoritin Nummer 1, da der Kurs für Titelverteidigerin Mieke Kröger zu hügelig ist. Die Zeitfahr-Wettbewerbe in Streufdorf beginnen am 24. Juni bereits um 8.30 Uhr mit den U23-Fahrern. Tony Martin wird gegen 11.00 Uhr an den Start gehen. Die Frauen beginnen ihren Kampf gegen die Uhr um 14.00 Uhr.
Infos: www.rad-dm2016.de