Der harte Kampf um die WM-Tickets

In der Schwabenlandhalle in Nufringen wurden am Wochenende die Deutschen Hallenradsport-Meisterschaften ausgetragen und die letzten Tickets für die Weltmeisterschaft Mitte August in Glasgow vergeben. Dort ist der BDR mit seinen erfolgreichen Kunstfahrern und Radballern der große Favorit in allen Disziplinen. „Es waren spannende Wettkämpfe, hervorragend organisiert,“ lobte Bundestrainer Dieter Maute. Der Radsportbezirk Würmtal-Schönbuch, der kurzfristig als Veranstalter eingesprungen war, konnte seine ganze Erfahrung einbringen. „Das hat man überall gemerkt,“ so Maute.

„Holprig“ begann die Vorrunde der Männer im Einer-Kunstfahren, wo alle WM-Kandidaten vom Rad mussten. Ungewöhnlich waren sicherlich die zwei Absteiger von Weltmeister Lukas Kohl (Kirchehrenbach) der in diesem Jahr mit 196,20 sein erstes Ergebnis unter der 200er Marke fuhr. Auch Philipp-Thies Rapp (Tailfingen) zeigte mit 189,87 nicht sein wahres Können, sicherte sich aber trotzdem das WM-Ticket vor Marcel Jüngling.

Im Kampf um die DM-Medaillen legten Marcel Jüngling (196,90) und Philipp-Thies Rapp (197,74) mit guten Resultaten vor, nachdem Jonas Beiter mit 149,16 nicht mehr an seine Leistung aus der Vorrunde anknüpfen konnte. Weltmeister Lukas Kohl „patzte“ beim Maute-Sprung. Um das Missgeschick auszugleichen, erweiterte er den Drehsprung auf 7-fach und die Lenkerstanddrehung auf 3,5-fach. „Dadurch war ich in der Zeit rund zehn Sekunden hinter dem Plan“, so Kohl. Trotzdem: Mit 199,49 Punkten lag er zwar unter der 200-erMarke, aber zum Titel reichte es, vor Rapp und Jüngling, die Silber und Bronze gewannen.

Titelverteidigerin verpasst WM-Quali

Dass die amtierende Weltmeisterin Jana Pfann (Solidarität Bruckmühl) nicht zur Weltmeisterschaft nach Glasgow reist, dokumentiert die große Leistungsdichte im deutschen Kunstradsport. Bei den Deutschen Meisterschaften in Nufringen entfachte noch einmal ein harter Kampf um die WM-Tickets. WM-Titelverteidigerin Pfann belegte bei der DM zwar den zweiten Platz, das reichte aber nicht, um sich für Glasgow zu qualifizieren. Lara Füller (RKV Poppenweiler) fuhr im Finale der DM 179,65 Punkte aus und siegte vor Pfann, die 176,70 Punkte erzielte und Ramona Dandl (Bruckmühl/175,44), die DM-Bronze gewann. Doch in der für die WM-Quali wichtigen Vorrunde belegte Pfann hinter Dandl und Füller nur den dritten Platz und musste das WM-Ticket der neuen Deutschen Meisterin überlassen, die zuvor in der German Masters Serie schon genügend Qualifikationspunkte gesammelt hatte, genau wie die DM-Dritte Ramona Dandl.

Auch im Zweier-Kunstfahren der offene Klasse wurden hart um das zweite WM-Ticket gefightet. Die Titelverteidiger Serafin Scheffold/Max Hanselmann ließen dabei keine Zweifel an ihrer Klasse aufkommen, fuhren sich souverän zum DM-Titel und zur WM-Teilnahme.

Im Kampf um den Meistertitel waren die 5-fachen Weltmeister Serafin Scheffold/Max Hanselmann eine Klasse für sich. Mit 167,97 Punkten ließen sie den drei anderen Paaren nicht den Hauch einer Chance. Ihnen am nächsten Patrick Tisch/Nina Stapf, die sich an Ninas Geburtstag mit 160,94 Punkten und DM-Silber beschenkten. Nico Rödiger/Lea-Victoria Styber folgten (160,55) knapp dahinter auf dem Bronzerang.

Bei der Vergabe es WM-Tickets, das in der Vorrunde ausgefahren wurde, erzielten Nico Rödiger/Lea-Victoria Styber (Langenselbold) 160,21 Punkte und waren damit besser als Nina Stapf/Patrick Tisch (Denkendorf/Magstadt), die in der ersten Übung einen Absteiger hatten und nur auf 155,92 Punkte kamen. Das WM-Ticket war damit für die Beiden futsch. Das erkämpften sich die Vorrunden-Zweiten Rödiger/Stybar. 

Im 2er Kunstrad der Frauen gewannen Selina Marquardt/Helen Vordermeier (Oberjesingen/Stuttgart/139,29) vor Bär/Bruder (136,47) und Hasmüller/Niedermayer (126,73) die Vorrunde, weil Laura Bruder aber wegen eines Nationenwechsels von der Schweiz international gesperrt ist, fahren Hasmüller/Niedermayer als zweites Paar nach Glasgow.

Der DM-Titel ging aber in der anschließenden Finalrunde an Antonia Bärk/Laura Bruder (RV Öhringen), die einen weiteren DM-Titel feierten. Sie fuhren mit 133,23 Punkten auf Platz 1 vor Hasmüller/Niedermayer (120,55) und Marquardt/Vordermeier (120,12), die knapp dahinter auf den Bronzerang fuhren. „Bei Deutsche Meisterschaften ist bei uns immer der Wurm drin“, meinte Trainerin Petra Marquardt.

Im 4er Kunstrad fuhren wie erwartet die 4 stärksten Mannschaften ins Final-Four. Die Vorrunde bestimmte Mainz-Ebersheim mit 226,02 Punkten vor Steinhöring (225,83), Wiednitz (224,46) und Aach (222,83). Alter und neuer Deutscher Meister wurden, trotz eines Patzers bei den 2er Ringen mit Drehungen, mit 238,43 Punkten Annika Rosenbach, Stella Rosenbach, Milena Schwarz und Tijem Karatas vom RV Mainz-Ebersheim. Dahinter folgten Steinhöring (228,8), Aach (219,27) und Wiednitz (207,86).

Stein gewinnt Titel im Radball
Im Finale standen sich wie erwartet Obernfeld (Andre und Raphael Kopp) sowie Stein (Bernd und Gerhard Mlady) gegenüber. In der 1. Halbzeit war die Partie ausgeglichen, mit einem 4:3 für die Mladys wurden die Seiten gewechselt. Nach dem schnellen Ausgleich durch Obernfeld kurz nach der Halbzeit, baute Stein die Führung auf 6:4 aus. Obernfeld kam nochmals auf 6:5 ran, doch am Ende feierten die Maldys mit 7:5 ihren letzten gemeinsamen DM-Titel, denn bekanntlich hängt Gerhard Mlady sein Radballrad zum Ende der Saison an den berühmten „Nagel“.

Auch Andre Kopp wird zum Saisonende aufhören, sodass mit Bernd Mlady und Raphael Kopp sich in 2024 ein neues Radballteam bilden wird.

Im Spiel um Platz 3 besiegte Ginsheim (Jens Krichbaum/Dominic Müller) Schiefbahn (Marius Herrmans/Sven Holland Moritz) mit 6: 4.

Bei den Radball-Aufstiegsspielen konnte jeder der 6 Mannschaften jeden schlagen und machten es spannend. Am Ende sicherten sich Naurod (Marco Wagner + Ersatzmann Eric Haedicke) und Leipzig (Kay Fritsche/Tom Hermann) die beiden direkten Aufstiegsplätze in die 1. Bundesliga. Den dritten Aufstiegsplatz holte sich im Entscheidungsspiel Martin Egarter/Dr. Thomas Kieferle (Kissing) mit einem 5:3 Sieg gegen Jannes Müller/Simon Becker (Gärtringen) durch.

Weiter Meisterschaftssieger

4er Kunstrad offen – Steinhöring (Antonia Wurmheller, Anna-Lena Vollbrecht, Elisa Vollbracht und Simon Kasper)
4er Einrad – RMSV Aach (Sabrina Bürßner, Sarah Bötzer, Alina Bötzer und Franziska Bötz)
6er Kunstrad – RV Mainz-Ebersheim (Annika Rosenbach, Svenja Kraus, Melissa Schwarz, Stella Rosenbach, Tijem Karatas und Jessica Schien)
6er Einrad  – Teuto Antrup-Wechte

 

Bild: das Podium im Einer-Kunstfahren der Frauen.               Foto: Schwarz
 

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