Fünf Titel für den BDR
Die deutschen Kunstradsportler und Radballer haben bei der Hallenradsport-Weltmeisterschaft wieder mächtig abgeräumt. Dreimal feierten sie Doppelsiege, jubelten im Radball und gewannen insgesamt fünf Gold-, fünf Silber- und eine Bronzemedaille.  Seit Einführung der Hallenrad-Weltmeisterschaften im Jahr 1930 hat Deutschland 212 von insgesamt 306 Goldmedaillen gewonnen und damit mehr als zwei Drittel.

Der große Favorit im Einer-Kunstfahren der Männer, Lukas Kohl, musste sich allerdings diesmal mit der Bronzemedaille begnügen. Der Titelverteidiger und siebenfache Weltmeister aus Ebermannstadt musste mehrmals vom Rad und deshalb dem Spanier Emilio Arellano den Vortritt lassen, der 198,08 Punkte erreichte, während Kohl 187,00 Punkte einfuhr und damit auch den zweiten deutschen Starter, Philipp-Thies Rapp an sich vorbeiziehen lassen musste, der mit 187,45 Punkten Silber gewann. „Beim Vorkampf hatte ich den Boden im Griff, im Finale nicht“, meinte Kohl nach dem Wettkampf.

Arellano ist der erste spanische Weltmeister im Kunstradfahren und beendete die seit 2005 anhaltende Siegesserie der Deutschen. „Ein unglaubliches Gefühl und ich zittere immer hoch und hätte mir diesen Titel nie träumen lassen,“ freute sich der in Herrenberg lebende Arellano.

Nach der Qualifikation im Einer-Kunstradfahren der Frauen belegten Jana Pfann und Lara Füller die Plätze drei und vier. Damit zogen sie zwar ins Finale ein, aber beide machten Fehler, Pfann kam sogar zweimal zu Fall. Da musste Bundestrainer Dieter Maute einmal kurz die Luft anhalten und seine beiden Damen für die Endrunde noch einmal einschwören, um die in der Quali überlegene Schweizerin Alessa Hotz noch schlagen zu können. Und das gelang! Die 21-jährige Jana und die 25-jährige Lara konnten den Spieß noch einmal umdrehen.

Lara Füller, 2021 und 2023 jeweils WM-Zweite, passte im Finale zwei Elemente an: den Lenker-Handstand nur über eine halbe Runde, die Rückwärtsdrehung nicht freihändig. Das sorgte für mehr Sicherheit – und gleichzeitig ging sie offensiver ans Werk. Und die Ludwigsburgerin wirkte „frecher“, glaubte an sich und das Gewinnwollen und holte sich mit 180,13 Punkten das Regenbogentrikot.

Auch Jana Pfann war glücklich über Silber. Sie holte 173,61 Punkte. „Es war superschwer zu fahren, ich bin nicht mit dem Boden zurechtgekommen, habe nach dem Sturz aber durchgezogen und bin super zufrieden. Und das vor dieser Kulisse – es gibt nicht viele, die so etwas erleben dürfen. Das ist so viel wert.“

Die beiden deutschen Kunstradfahrerinnen haben Nervenstärke bewiesen und konnten so einen klaren Doppelsieg feiern und die Erfolgsgeschichte des BDR in dieser Disziplin weiterschreiben. Bronze ging an die Österreicherin Lorena Schneider (167,06 Punkte). Und die Schweizerin Alessa Hotz musste sich, wie im Vorjahr, mit dem undankbaren vierten Platz begnügen.

Endlich Platz 1

Nach drei zweiten Plätzen machten sie endlich den Traum vom WM-Titel wahr: Lea-Victoria Styber und Nico Rödiger (RSV Langenselbold) gewannen in Bremen den Titel im Zweier-Kunstradfahren der Offenen Klasse.

Nachdem sie schon in der Vorrunde eine gute, aber nicht fehlerfreie Kür zeigten, steigerten sich Styber/Rödiger im Finale deutlich, bekamen mit 160,34 Punkten knapp 18 Punkte mehr als in der Vorrunde und sicherten sich damit überlegen den Titel. Platz zwei ging an die WM-Debutanten Niklas Kreuzmann/Celine Stapf (RV Adler Soden/134,44 Punkte), womit Deutschland zum 14. Mal in dieser Disziplin einen Doppelsieg feierte. Seit Einführung der offenen Klasse im Jahr 2008 musste der BDR nur zweimal, 2014 und 2018, die Silbermedaille der Konkurrenz überlassen.

„Wir haben alles rausgefahren“, jubelte Lea Styber. Obwohl es in der Vorrunde nicht optimal gelaufen war und die nationale Konkurrenz ein bisschen näher gerückt schien, blieben die neuen Weltmeister cool. „Die beiden haben die Atmosphäre für uns bestückt“, meinte Nico Rödiger mit Blick auf die befreundete Paarung. Der frischgebackene Vizeweltmeister – in Bremen erstmals bei den internationalen Titelkämpfen vertreten – hatte die Stimmung angeheizt und vermochte angesichts seiner 134,44 Punkte ebenfalls zu überzeugen. „Wir haben das Optimale herausgeholt“, fand Celine Stapf. Auch Bundestrainer Dieter Maute atmete tief durch, nach dem Doppelsieg. Niklas Kreuzmann lobte das WM-Gesamtpaket: „Das war eine coole Erfahrung.“

Die Bronzemedaille ging an das Duo Tsz Hin Jeff Lim/Tsz Leung Ron Lim aus Honkong, die 122,58 Punkte erzielten.

Einen Doppelerfolg gab es auch im Zweier der Frauen. Antonia Bärk und Henny Kirst vom RSF Bonn Duisburg erkämpften sich 128,60 Punkte und siegten vor der zweiten deutschen Paarung, Kim Lea Schlüter und Nele Jodeleit vom RSV Knetterheide, die auf 125,50 Punkte kamen. Die Bronzemedaille ging an die Schweizerinnen Simona Lucca und Larissa Tanner (113,58 Punkte).

Im Vierer-Kunstradfahren setzte sich Titelverteidiger Schweiz (Haas, Unternährer, Niedermann, Manser) mit 225,95 Punkten gegen den Rivalen aus Deutschland (Milena Schwarz, Tijem Karatas, Stella Rosenbach und Svenja Kraus vom RV Mainz-Ebersheim) mit 215,54 Zähler durch. „Es war nicht perfekt, aber es hat Spaß gemacht“, bekannte die jubelnde Valerie Unternährer.

Auch der Vizeweltmeister gab alles, hatte sich allerdings bereits zu Beginn der Kür einen Fehler geleistet. „Es war wichtig, dass wir uns davon nicht aus der Bahn werfen lassen“, fand Stella Rosenbach. Durch eine kurzfristige Umbesetzung war der deutsche Vierer unter schwierigen Bedingungen gestartet. „Das Jahr war holprig, und ich war schon zufrieden, dass wir trotzdem zur WM gefahren sind“, meinte Tijem Karatas. Die weiteren Plätze der Konkurrenz belegten Österreich (154,60) und Frankreich (81,51).

Zweimal Gold im Radball

Im Radball spitzte sich das Duell Deutschland vs. Österreich zu. Vier von fünf Vorrundenspiele konnte das deutsche Duo Raphael Kopp / Bernd Mlady vom RMC Stein für sich entscheiden, auch das letzte gegen die Schweiz (Severin Waibel/Jon Müller) gewannen sie mit 6:3. Lediglich im Spiel gegen Österreich (Patrick Schnetzer/Stefan Feurstein) musste sich die BDR-Formation mit 4:5 Toren geschlagen geben und belegte in der Vorrunde Platz zwei.

„Wenn man so gegen Österreich verliert, macht uns das nicht Bange…“, meinte Bundestrainer Jörg Latzel vor der Finalrunde.

Während Österreich die Vorrunde mit 15 Punkten für sich entschied und damit direkt ins Halbfinale einzog, mussten die Deutschen in der Zwischenrunde noch gegen die fünftplatzierten Tschechen (Radek Adam/Tomas Horak) antreten. Das Spiel gewannen sie souverän mit 12:2 Toren. Im Halbfinale spielten Kopp/Mlady gegen die Schweiz, die sie mit 3:1 aus dem Turnier warfen. Somit trafen sie im Finale erwartungsgemäß auf Österreich, die im zweiten Halbfinalspiel Frankreich im Viermeterschießen 3:1 besiegten.

Im packenden Finale zwischen den beiden stärksten Radball-Mannschaften dieses Turniers zeigte sich schon bald die Dominanz der Deutschen, die unter dem Jubel der fast 5000 Zuschauer mit 6:3 den Weltmeistertitel holten. „Wir sind erst seit Januar zusammen und da ist der Erfolg nicht selbstverständlich“, meinte Bernd Mlady nach dem Finale.

Im Radball der Frauen konnten sich Judith Wolf (RKV Hofen) und Danielle Holzer (RV Prechtal) klar gegen die Konkurrenz durchsetzen. In der Vorrunde gewann das deutsche Duo alle vier Spiele, besiegte im Halbfinale Japan mit 9:0 und hatte auch keine Mühe im Finale gegen die Schweiz. 6:2 besiegten sie die Eidgenossinnen und holten sich verdient den Titel. Bronze ging an Tschechien.

 

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