Hallen-WM der Superlative
UCI-Präsident Brian Cookson meinte bei seinem Abschied aus Stuttgart, er werde sich einsetzen „die Faszination dieses Sports noch viel mehr Leuten zu verdeutlichen.“ Und Sporthilfe-Chef Dr. Michael Ilgner zeigte sich ebenso begeistert. Die Titelkämpfe in der Porsche-Arena erwiesen sich als Premium-Promotion für Kunstrad und Radball. Auch weil die BDR-Starter fast das Maximum herausholten. Viermal Gold, fünfmal Silber, einmal Bronze. Das war ein überragendes Ergebnis.

Bundestrainer Dieter Maute zeigte sich „absolut zufrieden. Denn die Sportler waren auf den Punkt topfit und konnten das abrufen, was für eine WM nötig ist.“ Er lobte die  Konzentrationsfähigkeit der Aktiven. „Panik kam nie auf, deshalb war es für mich sogar eine ruhige WM. Und in Sachen Atmosphäre ist dies ohnehin nicht zu toppen.“ 

Das bestätigten auch alle Sportler bei der großen Abschluss-Pressekonferenz. Stellvertretend meinte Nadja Thürmer, Weltmeisterin im Zweier-Kunstfahren: „Stuttgart ist das beste Pflaster für eine WM. Wir kommen gerne wieder.“ Mit insgesamt 18 000 Zuschauern war die Porsche-Arena an den drei Wettkampftagen ausverkauft.

Mit einem packenden Radball-Finale fanden die Hallenradsport-Weltmeisterschaften in der Stuttgarter Porsche-Arena einen würdigen Schlusspunkt. Im Endspiel standen sich – erwartungsgemäß – die dreimaligen Titelträger aus Österreich und die Mannschaft aus der Schweiz gegenüber. Am Ende setzten sich die Österreicher Markus Bröll und Patrick Schnetzer  mit 6:5 gegen die Schweiz durch und sicherten sich den vierten WM-Titel in Folge.  Das deutsche Radball-Duo Bernd und Gerhard Mlady setzte sich im Spiel um Platz drei gegen Tschechien durch und holte die ersehnte Bronzemedaille.

Zuvor gab es in den Kunstradsport-Wettbewerben eine wahre Medaillenflut: Sowohl im Einer- als auch im Zweier-Kunstfahren feierten die BDR-Aktiven jeweils einen Doppelerfolg, nur die Vierer-Formation der Damen musste sich mit Silber hinter der Schweiz begnügen.

Im Einer-Kunstfahren der Männer bezwang der 20-Jährige Lukas Kohl aus Kirchehrenbach den Titelverteidiger und großen Topfavoriten Michael Niedermeier und holte sich nach dem Deutschen Meistertitel auch das Regenbogentrikot. Kohl hatte nach dem souveränen Auftritt in der Vorrunde auch im Finale vor 6.000 Fans seine Nerven im Griff. Übung um Übung spulte er seine Kür mit Bravour ab und gab den Kommissären nur wenig Gelegenheit, Abzüge vorzunehmen. Damit legte er die Messlatte für seinen Teamkollegen, den er auch bei den nationalen Titelkämpfen bezwungen hatte, sehr hoch. 

Während Niedermeier in der Vorrunde noch hatte kontern können, war im Finale der Druck zu hoch. Fünf Sekunden vor Ende seiner Kür musste der zweimalige Weltmeister aus Bruckmühl vom Rad und fiel damit deutlich hinter Kohl zurück (192,32). Der konnte anschließend sein Glück kaum fassen. „Ich bin absolut sprachlos. Mir fehlen wirklich die Worte“, so Kohl.

Bei den Frauen feierten Lisa Hattemer und Viola Brand ebenfalls einen Doppelsieg. 173,75 Zähler brachte die Kür von Brand, eine Herausforderung für die letzte Starterin, Weltrekordhalterin Lisa Hattemer. Auch sie musste im Verlauf ihrer Kür vom Rad, doch wie Brand ließ sie sich auch nicht von diesem Missgeschick beeindrucken, brachte ihre Kür am Ende souverän über die Zeit und feierte mit 178,33 Zählern nach Silber 2013 und Bronze 2015 den ersten WM-Titel.  

„Man trainiert so lange auf einen solchen Wettkampf hin. Und dann ist es endlich soweit. Ich kann es noch gar nicht fassen, dass ich nach Silber und Bronze jetzt den Titel gewonnen habe“, erklärte die strahlende Siegerin.

Im Zweier der Frauen  gab es exakt das gleiche Ergebnis wie vor einem Jahr in Malaysia:  Gold für Nadja und Julia Thürmer (Mainz-Finthen), Silber für Lena und Lisa Bringsken (Böhl-Iggelheim) und Bronze für das Schweizer Duo Fabienne Gamper und Rahel Nägele.

 Als Letztes der vier Paare im Finale waren Julia (27) und Nadja (25) Thürmer mit einem deutlichen Punktevorsprung ins Rennen um die Titelverteidigung gegangen. Und nachdem sie in der Vorrunde durchaus den einen oder anderen Patzer hatten hinnehmen müssen, zeigten sich die Mainzerinnen im entscheidenden Durchgang in blendender Form und ließen mit 151,51 Punkten die Kontrahentinnen weit hinter sich. „Das war der schönste Moment in unserer sportlichen Karriere“, freute sich Julia Thürmer nach dem Titel, und ihre Schwester Nadja ergänzte: „Das war nochmal etwas ganz anderes als beim letzten Mal.“

Bereits zum vierten Mal ließen sich die Bugner-Brüder als Weltmeister feiern. Im Zweier in der offenen Klasse waren die Klein-Winternheimer nach einem durchwachsenen Auftritt in der Vorrunde durchaus mit einer Portion Nervosität in den Wettkampf gegangen. Doch pünktlich zum Beginn ihrer Kür war davon nichts mehr zu spüren. Elegant und präzise absolvierten sie Übung um Übung und leisteten sich keinen erkennbaren Fehler. 161,24 Punkte und das Regenbogen-Trikot waren der Lohn für die 22- (André) bzw. 20-jährigen Studenten aus Rheinland-Pfalz. „Das war ein genialer, perfekter Tag“, brachte André Bugner die Erleichterung auf den Punkt. „Und das, obwohl der Weg hier her so holprig war, ich hatte mir ja kurz vor Saisonbeginn den Mittelfußknochen gebrochen.“  

Hoch zufrieden mit ihrem Abschneiden durften auch die Zweitplatzierten Serafin Schefold (20) und Max Hanselmann (19) aus Öhringen sein. Das schwäbische Duo, in der Porsche-Arena naturgemäß von vielen mitgereisten Fans angefeuert, leistete sich beim ersten WM-Finalauftritt ebenfalls keinen groben Fehler und sicherten sich mit 145,50 Zählern die Silbermedaille. Bronze ging an Marcel Schnetzer und Jana Latzer aus Österreich.

 

 

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