Die deutsche Fahne wehte im Abendhimmel von Cali. Schwülwarme Temperaturen, am Tag bis zu 30 Grad begleiten die Bahn-Weltmeisterschaften in Kolumbien, bei denen der Bund Deutscher Radfahrer gleich am ersten Tag zwei Medaillen abräumte.
Mit Tränen in den Augen, aber über alle Maßen glücklich fuhren Miriam Welte (Kaiserslautern) und Kristina Vogel (Erfurt) die Ehrenrunden. Zum dritten Mal in Folge hat das deutsche Sprinterduo, das auch 2012 Olympiasieger in ihrer Paradedisziplin Teamsprint wurde, den Weltmeistertitel gewonnen. Von Mal zu Mal werden sie besser, auch in Cali haben sie die Konkurrenz deutlich distanziert.
Völlig geknickt waren dagegen ihre männlichen Kollegen: Sie haben mit einer phantastischen Zeit Silber gewonnen, waren aber mit Goldambitionen gestartet und daher sehr enttäuscht.
In der 4000-m- Mannschaftsverfolgung verteidigte Weltmeister Australien seinen Titel vor Dänemark und Neuseeland. Das deutsche Quartett in der Besetzung Maximilian Beyer, Theo Reinhardt, Kersten Thiele und Nils Schomber belegte den siebten Platz in 4:04,320 Minuten. Im Scratch der Frauen wurde Stephanie Pohl (Cottbus) 15.
Reaktionen:
Kristina Vogel: Daran kann ich mich gewöhnen. Jede WM hat eigene Gesetze, aber wir konnten heute unsere Vorteile ausspielen. Miriam war lange krank, die Vorbereitung war nicht optimal, aber wir sind wie ein altes Ehepaar, gut aufeinander eingespielt. Ich habe einen extremen Sprung nach vorn gemach, das hat man heute deutlich gesehen. Erfolg, das hat auch etwas mit Willenskraft zu tun.
Miriam Welte: Wir sind nach Cali gekommen, um zu gewinnen. Ich freue mich wahnsinnig. Das war einfach genial. Es ist unser dritter WM-Titel, aber die Freude darüber ist genauso groß, wie beim ersten Mal. Ich war heute früh sogar extrem nervös, nervöser als bei den Olympischen Spielen in London. Unser Erfolg, das ist auch das Ergebnis eines kontinuierlichen harten Trainings. Wir haben sogar zwischen Weihnachten und Neujahr trainiert.
Detlef Uibel, Bundestrainer Kurzzeit: Vogel und Welte waren heute überragend, der Abstand zu den Zweitplatzierten aus China souverän. Das hat Spaß gemacht. Bei den Männern ging der erste Lauf leider völlig daneben, da war Unruhe drin. Sie haben nicht ansatzweise das gezeigt, was sie im Training abgeliefert haben. Aber man sollte jetzt nicht den Kopf in den Sand stecken, sondern nach vorn schauen, die nächsten Disziplinen stehen an. Und außerdem: wir haben Silber gewonnen! Es war genauso knapp wie im Vorjahr, diesmal war das Ergebnis nur anders herum, wir waren vier Hundertstel langsamer.
Robert Förstemann: Nach dieser Wintersaison ist der zweite Platz eine Riesenenttäuschung. Wir hatten uns das Ziel gesetzt, Weltmeister zu werden und sind knapp gescheitert. Das tut weh.
Maximilian Levy: Es ist bitter, wenn man so knapp verliert, aber das Ergebnis zeigt auch die Leistungsdichte in dieser Disziplin. Der Vorlauf war chaotisch, trotzdem müssen wir uns jetzt nicht eingraben, wir haben eine Silbermedaille gewonnen. Und morgen ist ein neuer Tag.
Sven Meyer, Bundestrainer Ausdauer: Leider haben wir in der letzten Runde eine 4:03er-Zeit verschenkt. Aber das Ergebnis geht in Ordnung. Ich bin zufrieden. Wir liegen voll auf Kurs in Richtung Olympiaqualifikation.
Maximilian Beyer: Es geht vorwärts. Unsere Vorgabe lag bei einer Zeit zwischen 4:03 und 4:04. Das haben wir geschafft.
Theo Reinhardt: Wir haben den ganzen Winter hart gearbeitet und heute eine solide Leistung abgegeben. Es ist ein klarer Aufwärtstrend sichtbar.