In der Stunde seines größten Triumphes ging der erste Dank an die Mannschaft hinter dem ersten WM-Gold für Deutschland in London. Joachim „Joe“ Eilers war gerade zum Sieg im 1000-Meter-Zeitfahren gerast und noch völlig aus der Puste, als er seine Medaille quasi virtuell weiterreichte. „Wir haben im Vorfeld sehr viel an meiner Position auf dem Rad gearbeitet: Ronny Hartnick von der Forschungs- und Entwicklungsstelle für Sportgeräte, BDR-Chefmechaniker Sven Grundmann und Ausdauer-Bundestrainer Sven Meyer. Das hat sich gelohnt“, freute sich Weltmeister Eilers, und posierte mit Tränen in den Augen für die Fotografen.
Neben seiner starken Form half dabei auch der modifizierte Lenker. Eilers fuhr mit einem Aufsatz, den sonst der Vierer benutzt. „Da liegen die ,Extensions’ besser, ich bekomme meine Arme besser zusammen und bin pfeilartiger. Dass ich schneller fahre bei gleicher Leistung, habe ich den Drei zu verdanken“, beschrieb Eilers die disziplinübergreifende Zusammenarbeit. „Wir haben ordentlich rumgebastelt, um seine Position besser einstellen zu können“, erklärte Hartnick. Am Ende war das ein weiterer Baustein zum ersten WM-Titel für den Chemnitzer.
Nach Bronze (2013) und Silber (2014, 2015) über den Kilometer war der WM-Start für den 25-Jährigen mit Platz drei im Teamsprint alles andere als optimal verlaufen – trotz guter eigener Leistung auf der Schlussrunde. Umso schöner war das Gefühl nach dem Kilometer. „Genial. Ich hatte mir gewünscht, dass wir das schon einen Tag eher sagen können. Aber so passt es auch“, freute sich „Joe“ und nahm auch die Glückwünsche seiner Heimtrainer Ralph Müller und Andreas Hirschligau entgegen. Für Bundestrainer Detlef Uibel war der gebürtige Kölner von vornherein ein Medaillenanwärter gewesen. „Das hat er im Training unter Beweis gestellt. Die Frage war nur, ob er ruhig bleibt“, so Uibel.
Eilers behielt die Ruhe, ging phänomenal schnell an und hatte auch das nötige Stehvermögen, um Rückkehrer Theo Bos in die Schranken zu weisen. Lohn war das Regenbogen-Trikot, das genauso strahlte wie alle anderen – obwohl die Disziplin nicht mehr im olympischen Programm steht. Olympisch ist dagegen Keirin, jene Disziplin, in der Eilers am Schlusstag der WM zu seiner zweiten Goldmedaille raste. „Wahnsinn, ich glaube das nicht. Ich träume, man muss mich aufwecken,“ jubelte er in London, wo er die Konkurrenz deutlich abhängte und alle Läufe von vorn für sich entschied. „Diese Siege, die kann mir keiner mehr wegnehmen, das gilt für die Ewigkeit“, sagte Eilers, der jetzt nach neuen Zielen strebt: Im August will er in Rio nach Gold greifen, und das am liebsten zwei Mal: im Keirin und im Teamsprint. Gerade haben Deutschlands Top-Sprinter eine weitere wichtige Trainingseinheit auf Mallorca absolviert. Dort wurde in langen Straßeneinheiten die Ausdauer trainiert. Ende des Monats geht es wieder auf die Bahn, dann werden Positionswechsel trainiert, die Schnelligkeit verbessert. Denn eins ist klar: In Rio wollen die Athletinnen und Athleten des BDR in Bestform an den Start gehen. Und Joe Eilers auch.
Steckbrief:
Joachim Eilers
Geboren: 2.4.1990 in Köln
Wohnort: Cottbus
Größte Erfolge (Elite): Weltmeister 1000-m- Zeitfahren und Keirin 2016, 3. WM Teamsprint 2016, 2. WM 1000-m-Zeitfahren 2015 und 2014, 3. WM 1000-m-Zeitfahren 2013, Europameister Teamsprint 2012 und 2014, Europameister Keirin 2014, EM-Zweiter 1000-m-Zeitfahren 2015, EM-Dritter Teamsprint 2015, EM-Zweiter Keirin 2012, EM-Zweiter 1000-m-Zeitfahren 2011
* Die Porträts umfassen alle Fahrer und Fahrerinnen des erweiterten Olympiakaders, der nicht identisch mit den tatsächlich Nominierten ist. Die endgültige Nominierung für Rio erfolgt erst zu einem späteren Zeitpunkt durch den Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB).