GM-Finale bestätigt Kunstrad-Hierarchie

Rein landschaftlich fühlte man sich beim 3.German Masters zurückversetzt in einen schönfarbigen Heimatfilm. Weniger beschaulich dagegen der sportliche Wettkampf in der Curt-Liebich-Sporthalle. Bei der vorletzten Möglichkeit, sich für die Hallenradsport-Weltmeisterschaft in Dornbirn (24. -26.11.2017) zu qualifizieren, brannte die Luft.

Während Dauerbrenner Lukas Kohl (Concordia Kirchehrenbach) bei den dritten German Masters erneut seiner Favoritenrolle im 1er-Kunstfahren der Männer gerecht wurde und die GM-Durchgänge fünf (mit 203,05 Punkten) und sechs (194,83 Punkte) für sich entschied, machten es die 1er-Frauen spannend.

Nicht ins Finale schaffte es „Underdog“ Iris Schwarzhaupt (SK Stuttgart). Die 20-jährige Überraschungssiegerin des 1.GM in Weil im Schönbuch flog in der ersten Runde mit 164,16 Punkten aus dem Wettkampf und brachte sich damit selbst aus dem Rennen um WM-Qualifikation. „Iris hatte schwere Beine, das sah man. Sie schien blockiert und hatte ja auch mentalen Druck, weil sie nicht im Kader ist und ihr das Ergebnis fehlt. Da ist die Anspannung hoch“, erkannte der Rekordweltmeister im 1er-Kunstrad, David Schnabel, der in diesem Jahr zum ersten Mal vor Ort war.

Routinier Dr. Corinna Biethan (SKV Mörfelden) musste ebenso wie Maren Haase (RV Blitz Hoffnungsthal) und Carolin Brauchle (RMSV Bad Schussenried) in die Zwischenrunde, die Haase mit 176,92 Punkten für sich entschied. Das Rennen um den Sieg in Gutach im sechsten Entscheid machte dagegen die amtierende Deutsche Meisterin Milena Slupina (TSV Bernlohe) mit 186,55 Punkten vor Viola Brand (RSV Weissach, 185,28 Punkte) und Weltmeisterin Lisa Hattemer (RSV Gau-Algesheim). Letztere zeigte Nerven. Hatte die aktuelle Weltrekordhalterin noch morgens den Maute-Sprung im Programm, bei dem sie stürzte, stellte sie abends um und zeigte dort die Standsteigerdrehung rückwärts, die sie in diesem Jahr laut Bundestrainer Dieter Maute noch nicht präsentiert hatte und patzte unter dessen Augen. Nur 177,52 Punkte.

Der Bundestrainer hat damit ein Luxusproblem bei der WM-Nominierung. Neben Slupina ist bei den Frauen alles offen. Noch drei sind im Rennen, die Frage ist: Wer ist Ersatz. „Das ist ein extrem heißer Kampf. Die Leistungsdichte vorne ist ganz extrem. Zumal hier der Schwierigkeitsgrad allgemein in den letzten drei bis vier Jahren deutlich gestiegen ist. Das Niveau macht sich anhand der Punktezahl bemerkbar“, fügt Maute, der selbst fünffacher Weltmeister war, hinzu. Die Deutsche Meisterschaft in zwei Wochen in Hamburg wird zum Thriller.

Bei den 1er-Männern sind die ersten beiden Plätze für die WM quasi vergeben. Der Ersatzstarter ist allerdings noch offen. Dass hier vor allem im sechsten und letzten GM-Wettkampf 2017 am Abend ein wenig die Luft heraus war, zeigten die Flüchtigkeitsfehler oder auch Stürze. „Lukinator“ Kohl blieb unter 200 Punkte, Moritz Herbst (RSV Wendlingen) präsentierte sich fokussiert und solide mit 189,98 Punkten als Zweiter. In der Zwischenrunde zeigte Martin Fürsattel (RSV Fürth-Vach) mit 193,00 Punkten, dass er im Kampf um den WM-Ersatzplatz ein Wörtchen mitreden will.

In der 2er-Elite-offen sind die WM-Startplätze schon gebongt, sagt der Bundestrainer. Natürlich zeigten die vierfachen Weltmeister Benedikt und André Bugner (RSV Klein-Winterheim), die das Regenbogentrikot seit 2013 ununterbrochen als Leibchen tragen und eben so lang German Master-Sieger sind, dass keiner an ihnen vorbeikommen wird. Die Weltrekordhalter gewannen im Südschwarzwald mit 164,90 Punkten vor Serafin Schefold und Max Hanselmann (RV Öhringen/ 162,10 Punkte). Mit einer persönlichen Bestleistung von 143,11 Zählern folgte das in diesem Jahr neu formierte Duo Patrick Tisch und Nina Stapf von RV Pfeil Magstadt. „Das ist für mich die eigentliche Überraschung bei den German Masters 2017. Die Beiden sind ja erst seit einigen Monaten zusammen und hatten damit nur eine sehr kurze Vorlaufzeit und kaum gemeinsames Training bis zum Start der Wettkämpfe. Sie haben sich innerhalb kurzer Zeit zusammengerauft“, ist Bundestrainer Maute beeindruckt.

Thürmer und Thürmer vom RV Mainz-Finthen setzten sich in Gutach wie erwartet klar gegen die Konkurrenz durch. Die Schwestern Nadja und Julia hielten mit 157,50 Punkten die Gegnerinnen der 2er-Frauen-Klasse auf Distanz. Das Schwesternpaar Lena und Lisa Bringsken (RC Vorwärts Böhl-Iggelheim) fuhr mit 130,18 auf Platz zwei, gefolgt von den beiden lautstark beklatschten Lokalmatadorinnen Caroline Wurth und Sophie-Marie Nattmann. „Der letzte WM-Platz ist noch frei. Wer alles nach Dornbirn fährt, wird sich in Hamburg zeigen“, macht Bundestrainer Maute klar.

Die Lage beim 4er-Elite-offen war ebenfalls eindeutig. Im Quartett des RSV Steinhöring bestachen Michaela Schweiger, Ramona Strassner, Katharina Gülich und Ramona Ressel mit einer Punkteleistung von 202,87. Sie fahren nach Dornbirn.    

 

 

Zum Bild: Die Sieger von Gutach sind auch die Gewinner der German Masters-Serie 2017. Sulpina, Kohl, Thürmer-Thürmer und Bugner-Bugner nahmen den GM-Titel mit nach Hause.         Fotocredit: Uli Hugger

 

 

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