„Nach fünf Minuten war alles so wie früher“

Die Rückkehr auf die Bahn hat sich schon gelohnt: In 4:25,355 Minuten führte Lisa Brennauer (Durach) zum Auftakt der Bahnradsport-Europameisterschaften im Berliner Velodrom in der Qualifikation der Mannschaftsverfolgung der Frauen auf Platz drei.

Brennauer verbesserte zusammen mit Charlotte Becker (Berlin), Lisa Klein (Erfurt) und Gudrun Stock (München) den drei Jahre alten deutschen Rekord um mehr als vier Sekunden. Deutschland trifft am Donnerstag in der ersten Runde auf Großbritannien (4:21,219), der Sieger fährt um Gold. Die Bestzeit in der Qualifikation fuhr Titelverteidiger Italien in 4:20,636 Minuten.

„Der Lauf hat sich schon sehr gut angefühlt. Wenn man bedenkt, dass wir hier tatsächlich zum ersten Mal zusammen gefahren sind, ist die Zeit sehr gut“, sagte Brennauer. Gudrun Stock hatte in der Schlussphase der Vorbereitung gesundheitliche Probleme, so dass der Quali-Lauf in Berlin gleichzeitig die Premiere für das Quartett war. „Wir hatten uns nach den Vorleistungen auf diese Zeit orientiert, das hat gut funktioniert“, freute sich Brennauer.

2012 gehörte Brennauer bei den Olympischen Spielen in London zur deutschen Verfolgerinnen-Mannschaft, die damals noch aus drei Fahrerinnen bestand (Platz 8). 2013 bei der Bahn-Weltmeisterschaft in Minsk (Weißrussland) belegte Brennauer Platz sechs mit der Mannschaft und Rang sieben im Bahn-Mehrkampf Omnium. Danach konzentrierte sich die 29-Jährige auf die Straße, gewann 2014 bei der WM in Spanien Gold im Zeitfahren und Mannschaftszeitfahren sowie Silber im Straßenrennen.

Jetzt also die Rückkehr. „Ich konnte zuletzt nicht mehr an meine ganz großen Erfolge auf der Straße anknüpfen und habe mich reflektiert. Ich möchte einen neuen Reiz setzen. Ich hoffe, dass sich Straße und Bahn gut ergänzen“, sagte die Allgäuerin, die nach erfolgreichen Jahren beim Canyon SRAM-Team ab 2018 für das britische Team Wiggle Hig5 fahren wird. „Wir haben schon lange versucht, Lisa unter Vertrag zu nehmen. Sie bietet ein tolles Komplettpaket: Sie ist ein sehr netter Mensch, sehr erfahren, eine Anführerin auf und neben der Rennstrecke“, sagte ihre neue Teamchefin Rochelle Gilmore. Eine Leitfigur hatte auch Frauen-Bundestrainer André Korff gesucht, nachdem die Entwicklung im Frauen-Vierer in den vergangenen Jahren stehengeblieben war: „Lisa hebt das Niveau deutlich an, hat zudem viel Erfahrung“, sagte Korff, der lange um Brennauer geworben hatte.

Nach der Straßen-WM in Norwegen verlängerte Brennauer einfach ihre Saison und stieg wieder auf das Bahnrad um. „Ich hatte nicht mal mehr ein Bahnrad im Keller, deshalb war ich nach vier Jahren Pause schon sehr nervös vor dem ersten Training. Man muss sich schon umgewöhnen: Geschwindigkeit, Kurvendruck, starrer Gang, Abstand – aber nach fünf Minuten war wieder alles wie früher“, sagte die Allgäuerin. Möglicherweise wird die Rückkehr am Donnerstag sogar gleich mit einer EM-Medaille gekrönt. „Wir müssen uns keinen Druck machen. Wir haben in der Vorbereitung gut gearbeitet. Die Qualifikation war ein guter Anfang und gibt uns Motivation“, sagte Brennauer, für die sich die Rückkehr auf die Bahn schon jetzt gelohnt hat.

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