Frischer Wind im Männer-Sprint

Neben der Verjüngung in der Mannschaftsverfolgung der Männer ist auch ein Umbruch im Kurzzeitbereich der Männer in vollem Gange. Bundestrainer Detlef Uibel hört am Jahresende auf, mit Maximilian Levy hat ein Sportler vor kurzem seinen Rücktritt erklärt, der 15 Jahre lang Medaillengarant war. Einige „junge Wilde“ drängen mit Macht nach – darunter Fahrer wie Anton Höhne aus der Lausitz.

Der im September zurückgetretene vierfache Weltmeister und dreimalige Olympia-Medaillengewinner Maximilian Levy hat Anton Höhne einst inspiriert und zum Radsport gebracht. Bei den Europameisterschaften vor zwei Wochen in Grenchen/Schweiz hat der Cottbuser einen weiteren wichtigen Schritt gemacht, um vielleicht einmal in die Fußstapfen seines Vorbildes zu treten. Bei seiner Premiere im Elitekreis konnte der 21-Jährige überzeugen und im 1000-Meter-Zeitfahren als Sechster in persönlicher Bestzeit von 1:00,425 Minuten mehr als eine Duftmarke setzen. In die WM startet er am heutigen Freitag.

Nach dem Abitur in diesem Jahr an der Lausitzer Sportschule hat der Cottbuser ein Studium an der ESAB in Potsdam begonnen – und hat sich ganz bewusst gegen eine Stelle und Förderung durch Bundespolizei oder Bundeswehr entschieden. „Das wollte ich einfach nicht“, so Höhne, der damit den gleichen Weg wie Levy eingeschlagen hat. Der 34-Jährige, bald neuer Junioren-Bundestrainer, brachte Höhne einst zum Radsport. „Max ist ein Idol für mich – wegen ihm wollte ich zum Sprint“, erinnert sich Höhne, der im August von den U-23-Europameisterschaften in Apeldoorn mit drei Medaillen zurückkehren konnte. 2019 und 2020 war sogar schon Gold dabei. Bei seiner WM-Premiere im Zeitfahren will er wieder angreifen.  „Genug im Tank habe ich immer – wenn ich die Chance bekomme, werde ich sie nutzen und wieder schnell fahren“, sagte Höhne. Auch das erinnert an Vorbild Maximilian Levy…

Bei seiner WM-Premiere bereits aufgetrumpft hat Nik Schröter. Der 23-Jährige, der wie Höhne dem RSC Cottbus angehört und für das Track-Team Brandenburg startet, gewann bei seinem Debüt die Bronzemedaille im Teamsprint. Zusammen mit Stefan Bötticher und Joachim Eilers (beide Chemnitz) distanzierte das Trio im kleinen Finale Russland. „Eine Medaille war nicht unbedingt unser Ziel. Ich war erstmal froh über die Nominierung und das ich mich über die Saison steigern konnte. Ich wollte einfach hier mein Bestes zeigen“, sagte Schröter, der sich 2020 bei der Heim-WM mit der Rolle des Ersatzmanns begnügen musste. Als Anfahrer zeigte sich der gebürtige Finsterwalder sehr stabil und steigerte seine Bestzeit auf der ersten Runde auf 17,489 Sekunden. Damit ist international auch wieder mehr möglich für das deutsche Trio. „Für mich war es wichtig, die Leistung im Wettkampf zu zeigen. Das war ein gutes Zeichen. Dass es so geklappt hat, muss ich erstmal sacken lassen – kann aber auch ein bisschen stolz sein“, sagte der Hauptgefreite der Bundeswehr.

Nach Jahren in Cottbus war Schröter Anfang 2019 nach Erfurt gewechselt, kehrte aber Ende 2020 nach Cottbus zurück und trainiert wie die vierfache Weltmeisterin Emma Hinze aus Cottbus bei seinem ehemaligen Junioren-Trainer Aleksander Harisanow. „Ich denke, mein Weg zurück hat sich ausgezahlt. Es ist noch nicht mal ein Jahr her, dass ich wieder in Cottbus trainiere“, sagte Schröter. „Persönlich habe ich viel hinten angestellt und mir gesagt, es ist meine letzte Chance.“ Vor allem auf das geliebte Motorrad-Fahren musste er verzichten. „Das habe ich fast gar nicht mehr geschafft“, so Schröter. Und auch Freundin Lara-Sophie musste in Erfurt öfter auf ihren Nik verzichten. In Zukunft will sich Schröter noch breiter aufstellen – auch Levy war extrem vielseitig. „Grundsätzlich geht es darum, dass ich auf meiner Position im Teamsprint schneller werde. Die anderen Disziplinen möchte ich aber nicht liegenlassen“, sagte Schröter. Zunächst kommt das Rennrad aber in den Keller: Erstmal hat der WM-Bronzemedaillengewinner Urlaub, danach geht es vier Wochen zur Bundeswehr. Und 2022 will Nik Schröter wie Anton Höhne dann weiter und für frischen Wind im deutschen Männer-Sprint sorgen.

 

Foto: Auch die Mannschaft der Teamsprinter wird verjüngt, u.a. mit Anfahrer Nik Schröter (rechts). Foto: Mill

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