Ex-Weltmeister Bötticher fehlt
Wenn am morgigen Freitag die schnellsten Männer der Welt bei der WM in London in den Sprint-Wettbewerb einsteigen, fehlt einer, der 2013 WM-Gold und ein Jahr später WM-Silber in der „Königsdisziplin“ holte: Stefan Bötticher. Nach anhaltenden Verletzungsproblemen verpasste der 24-Jährige die Nominierung für die Titelkämpfe auf der Olympiabahn von 2012. „Ich werde über das Wochenende wegfahren, Telefon und Internetverbindung kappen. Ich habe noch nicht wieder das Bedürfnis, die WM zu verfolgen“, sagt Bötticher.

Hinter dem Chemnitzer liegt eine Odyssee durch Deutschlands Arztpraxen. Immer wieder wurde Bötticher von muskulären Problemen im Oberschenkel gebremst. Beim Weltcup in Neuseeland im Dezember landete der zweifache Weltmeister, der 2013 auch Teamsprint-Gold holte, nur auf Platz 42, danach zogen er, Heimtrainer Ralph Müller und Bundestrainer Detlef Uibel die Notbremse, beendeten schweren Herzens die Saison – und damit auch Böttichers Traum von Rio 2016. „Ein gesunder Stefan Bötticher ist immer eine Bereicherung“, hofft Uibel indes auf eine Rückkehr seines Lieblings-Schützlings.

„Soweit geht’s mir ganz gut. Mein Leben hat Qualität gewonnen“, sagt Bötticher. Sport bestimmt weiter einen Großteil des Tagesablaufs, an Radrennen und eine Rückkehr auf die Bahn denkt der Bundespolizist aber zurzeit nicht. „Zum einen suchen wir weiter nach den Ursachen, zum anderen will ich mich nicht unter Druck setzen“, sagt Bötticher. „Ich werde noch Zeit brauchen. Und die nehme ich mir.“ Als Ursache allen Übels stehen weiter Böttichers Zähne in Verdacht – in dieser Woche wurde wieder eine 3D-Kiefer-Auswertung vorgenommen. „Nach der WM werden wir sicherlich reden, vielleicht lässt sich dann sagen, wie es weitergehen wird.“

Ob sein Chemnitzer Trainingskollege Max Niederlag und der Cottbuser Maximilian Levy in Böttichers Fußstapfen treten können und bei der WM in London auf das Podium fahren, sieht der Ex-Weltmeister zwiespältig. „Niederlag kann definitiv eine Medaille gewinnen und unter die Top Vier fahren. Er hat 2015 einen gewaltigen Schritt nach vorn gemacht – in Taktik und Physis“, sagt Bötticher über den WM-Sechsten von 2014. Schwerer sieht Bötticher den Weg von Levy: „Natürlich hat er aber aufgrund seiner Erfahrung taktisch einiges auf dem Kasten. In puncto Physis und Beschleunigung sehe ich andere vorn“, so Bötticher. Neben Niederlag rechnet Bötticher mit Titelverteidiger Gregory Bauge (Frankreich), Ex-Weltmeister Francois Pervis (Frankreich), Europameister Jeffrey Hoogland (Niederlande) und dem Russen Denis Dmitriev, den er 2013 im WM-Finale besiegte – und wo er irgendwann auch selber wieder stehen will.

 

 

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